Eurovision Song Contest Das ist unser ESC-Mann in Kiew

Der Krefelder Torsten Tognotti berichtet exklusiv für die WZ vom Eurovision Song Contest am Samstag.

Eurovision Song Contest: Das ist unser ESC-Mann in Kiew
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Eurovision Song Contest geht ihm unter die Haut. Buchstäblich. Und für immer: Das „Eurovision“-Logo mit dem stilisierten Herz anstelle des „V“ hat sich Torsten Tognotti tätowieren lassen. Auf die Schulter, mittig, von einem Schulterblatt zum anderen. Der Contest fasziniert den Verwaltungsangestellten. In diesem Jahr reist er für die WZ nach Kiew. Als ESC-Korrespondent berichtet er von dort live und exklusiv, online und in der gedruckten Ausgabe.

Das Tattoo hat der 43-Jährige seit 2007. Damals erlebte er den ESC zum ersten Mal live, in Helsinki. Und er verlor eine Wette: „Ich war überzeugt, dass Roger Cicero für Deutschland in den Top Ten landet.“ Es reichte nur zu Platz 19 von 24. Und Tognotti kam unter die Nadel. Wobei: „Mit dem Gedanken an ein ESC-Tattoo hatte ich schon länger gespielt“, erzählt er. Die verlorene Wette war der letzte Anstoß.

Tognotti über Lena vor ihrem Sieg

Woher die Liebe zu dem schrillen Spektakel kommt, wann sie anfing? Tognotti kann es nicht genau sagen, „das war irgendwie schon immer so“, von kleinauf. Die ESC-Faszination ist eine Facette einer Begeisterung für Musik: In seiner Wohnung gibt es tausende CDs, und auch bei „Wetten, dass . . .“ trat er schon als Musik-Experte auf. 2004 war das. Tognotti behauptete, er könne anhand eines Acht-Sekunden-Ausschnitts aller zwischen 1960 und Januar 2004 auf Platz 1 der deutschen Charts platzierten Lieder folgendes bestimmen: den Titel, den Interpreten, das Datum, wann das Lied zum ersten Mal in Deutschland auf Platz 1 der Charts landete und wie lange es sich dort hielt. Fünf von sechs Versuchen mussten sitzen. Diese Wette gewann er.

Seit 2007 reist der Krefelder jährlich zum Eurovision Song Contest, für das Magazin Musikmarkt schrieb er von 2009 bis zur Einstellung des Heftes 2016 über den Wettbewerb.

Wochenlang nimmt er Urlaub und ist vor Ort, um nicht nur die großen Shows mitzuerleben, sondern auch Proben, Interviews und Promotion-Termine. „Ich erlebe den Contest intensiver als früher, als ich nur Zuschauer war“, sagt der Krefelder. Intensiver und anders. Von Deutschlands Heldin Lena zum Beispiel sei er 2010 alles andere als überzeugt gewesen: „Nach den ersten Proben dachte ich nur: „Oh, Gott! Ton schlecht, Licht schlecht, alles schlecht. Zum Glück war’s nur eine Probe.“ Dass Lena wirklich gewann, bekam der Krefelder in der Halle erst mit, als Bekannte von daheim ihn per SMS informierten. Denn Live-Erlebnis und Fernsehshow unterscheiden sich erheblich: „Man merkt, dass die Auftritte fürs Fernsehen inszeniert sind“, sagt Tognotti.

In der Halle bekomme man vieles nicht mit, es fehle der Überblick, Details gingen unter. Und je nach Standort könne man nicht mal die Punktetafeln einsehen. Dafür sei der Klang besser. Und die Stimmung unersetzlich.

Tognotti erklärt, dass die Fans in der Halle oft nicht so viel mitbekommen

Für 2017 sieht Tognotti bis dato Italien vorn, Francesco Gabbani mit „Occidentali’s Karma“. Die eingängige Pop-Nummer des smarten Schnauzbart-Trägers steht auch bei den Buchmachern hoch im Kurs. Aber auch Schweden (Robin Bengtsson, „I Can’t Go On“), Bulgarien (Kristian Kostov, „Beautiful Mess“) oder Belgien (Blanche, „City Lights“) werden hoch gehandelt. Tognotti glaubt dennoch an Gabbanis Erfolg. Aber auch dem deutschen Beitrag „Perfect Life“ von Levina — viel kritisiert, bei vielen Fans schon abgeschrieben — traut er mehr als null Punkte zu. Nicht nur aus Prinzip. Nicht nur, weil man sich nicht vorstellen will, dass Deutschland zum dritten Mal in Folge den letzten Platz macht. Sondern: „Viele Europäer hören das Lied an dem Abend zum ersten Mal.“ Und beim ersten Hinhören wirke es „gar nicht so schlecht“. Auf eine gute Platzierung wetten — das will der Krefelder dann aber doch nicht.

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