Zeitgenössischer Tanz : Das getanzte Ende einer Liebe
Drei koreanische Compagnien gaben in der Fabrik Heeder Einblicke in ihr Schaffen.
Von Michaela Plattenteich
Vom 29. August bis 1. September findet in Düsseldorf und Leverkusen die Internationale Tanzmesse NRW statt, das größte Netzwerktreffen der zeitgenössischen Tanzszene weltweit. Parallel zur Messe, wo sich Compagnien mit ihren Ständen präsentieren, gibt es ein umfangreiches Bühnenprogramm. Bereits zum sechsten Mal ist Krefeld mit der Fabrik Heeder dabei. Heute Nachmittag endet das Programm hier mit zwei Aufführungen aus Australien und Norwegen.
Der erste Nachmittag stand ganz im Zeichen asiatischer Tanzkunst. In ganz unterschiedlichen Stücken gaben drei verschiedene koreanische Compagnien Einblicke in ihr Schaffen. Der besondere Reiz der Fabrik Heeder besteht darin, dass hier zwei unterschiedliche Bühnen zur Verfügung stehen.
Das erste und dritte Stück fand im hohen luftigen Raum der Studiobühne 1 statt, das Mittelstück im intimeren Rahmen der Studiobühne 2. „Between“ heißt die eindrucksvolle Tanzminiatur von „Momuro Movement Lab“. Ein Paar (Kyum Ahn und Gayoung Lee, die das Stück auch choreographiert haben) sitzt nebeneinander auf dem Boden in der gleichen Haltung. Eine gleichförmige und durchaus temporeiche Musik setzt ein und beide beginnen zu tanzen. Doch der erste Eindruck von Harmonie und Gleichklang, der hier kurz suggeriert wird, erweist sich schnell als Täuschung.
Trotz der synchronen Bewegungen und des engen Körperkontaktes merkt der Betrachter bald, dass hier keine wirkliche Nähe mehr vorhanden ist. Stattdessen gibt es eine routinierte Abfolge von Bewegungen, immer wieder stockt der Fluss der Bewegungen, es gibt Pausen, in denen jeder für sich verharrt. Manchmal scheint es auch, dass der eine sich vom anderen befreien will. Doch das gelingt nicht und auch die heftigen Umarmungen, die eher ein verzweifeltes Umklammern sind, können über die Leere der Beziehung nicht hinwegtäuschen.
Die Musik wechselt zwischendurch zu dem jazzig angehauchten Klassiker „My funny Valentine“. Die Stimmung des Songs steht ebenfalls im Kontrast zu der Disharmonie des Paares und unterstreicht diese. Doch was das eigentlich Faszinierende daran ist, ist die Selbstverständlichkeit und die zarte Traurigkeit, mit der dies tänzerisch erzählt wird. Kein großes Drama, sondern das ganz alltägliche Ende einer Liebe.