Kultur Das Klassenzimmer wird zur Bühne

Krefeld · „Out! Gefangen im Netz!“ feiert am 27. September im Kresch-Theater Premiere. Das Stück kann von Schulen gebucht werden.

 Pressegespräch zum Stück „Out! Gefangen im Netz“ des Kresch Theaters. Schauspieler Philipp Burkhard Winkler (vorne) in seiner Rolle als „Dominik Stein“.

Pressegespräch zum Stück „Out! Gefangen im Netz“ des Kresch Theaters. Schauspieler Philipp Burkhard Winkler (vorne) in seiner Rolle als „Dominik Stein“.

Foto: Andreas Bischof

Eine Inszenierung der Kresch-Theaterleiterin Isolde Wabra macht das Klassenzimmer zur Bühne. Und hier wird nicht gar Mathe, Englisch oder Deutsch gelehrt. Weit gefehlt! Es wird digital und sozial – eine Lehrstunde über Chancen und Gefahren der Cyberwelt, aber auch über Zivilcourage und Akzeptanz. Und das passt zusammen wie die Faust aufs Auge.

Seit rund zehn Jahren feiert das Stück von Knut Winkmann deutschlandweite Erfolge. Beim Jugendtheater-Festival “TheaTrend“ gewann „Out! Gefangen im Netz!“ sogar den ersten Preis. Der Hintergrund: Sensibilisierung und Reflektion. „Unser Ziel ist es, das Cybermobbing zu stoppen, wenn auch nur in Krefeld“, wünscht sich Wabra. Sie will zeigen, dass es cool sein kann, wenn man gemeinsam etwas tut. Die Lösung gegen Mobbing: Reaktionen.

Eine Inszenierung für Schüler der Klassen 5 bis 10. Eine Schulstunde lang bricht der Schauspieler Philipp Burkhard Winkler in ihr „zu Hause“. Denn das Klassenzimmer ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Lebenswelt. Dort erreicht man sie persönlich am besten, „denn hier fehlt die Distanz des klassischen Theaters“, so Wabra. „Wir treffen sie mitten ins Herz und nur das Herz kann wirklich etwas bewegen.“ Für die unter 14-Jährigen gibt es eine Fassung ohne sexuelle Anspielungen – damit orientiert man sich an deren Alltag.

Schon kleine Kommentare
und Bilder können Mobbing sein

Ein Mann, 16 Rollen: Winkler spielt hauptsächlich Dominik Stein, den Polizeikommissar und Bruder von Katja. Katja ist das Opfer einer Cybermobbing-Attacke. „Schon kleine Kommentare, kleine Bilder und kleine Reaktionen können Mobbing sein.“ Und was einmal im Internet steht, vergisst das Internet nicht. „Ob wir es wollen oder nicht, das Thema ist gesellschaftliche Realität“, sagt Theaterpädagoge Helmut Wenderoth. „Uns muss wieder bewusst werden, dass der kleine Bildschirm nicht die reale Welt ist.“ Doch für Katja ist es erst einmal zu spät. Sie stellt eine von zehn Schülern dar, die laut Studien mittlerweile gemobbt werden. Für Winkler ein „Schock“. In den Rollen von Lehrer, Vater, Bruder und mehr, zeigt er: Mobbing geht alle etwas an!

 Winkler erzählt aus seiner Vergangenheit. Er selbst war zu Schulzeiten ein Außenseiter, jedoch mit einer Idee: Er wollte sich mit einem anderen Außenseiter zusammentun. Doch nach einigen Gesprächen wechselte sein vermeintlicher Freund die Seiten und tat sich mit dem Mobbing-Täter zusammen, natürlich mit neuen Informationen über Winkler. „Es war nicht schön, aber wohl ein Stück Menschlichkeit, dass man sich so verhält.“ Hier wird klar: Das neue Theaterstück ist keine Fiktion.

Gesprächsbedarf über Mobbing im Netz ist riesengroß

Wabra bemerkt ebenfalls, „wie realistisch das Stück erscheint“. In drei Klassen, 6. und 9., war das Theater-Team bereits zu Gast und konnte die Aufführung unter reellen Bedingungen erproben. „Die Reaktionen waren sehr vielfältig, vor allem der Gesprächsbedarf war im Nachhinein sehr groß.“ Viele fragten sich, als Winkler in der Polizeiuniform in den Raum kommt und seinen Ausweis vorzeigt: „Ist das wirklich nur ein Theaterstück?“

Eine Inszenierung, die zum Handeln auffordert. Viele der Schüler fühlen sich sofort schuldig, auch wenn es nur ein Theaterstück ist. „Ich habe damit nichts zu tun, aber es tut mir Leid“, heißt es von einem Jungen. Diese Scheu vor Offenheit und Angst davor, etwas zu unternehmen, ist laut Wabra ein großes Problem.

Doch stellt sie fest: „Wir sind nicht besser nur weil wir uns mit dem Thema beschäftigen.“ Jeder müsse an sich arbeiten, um das Cybermobbing in der Gesellschaft wieder zu verhindern. „Die Schulen öffnen sich dieser Realität“, sagt die Theaterleiterin.

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