Cyber-Mobbing ist kein Schülerspaß

Spott und anonyme Häme im Internet verfolgen Opfer bis in die eigenen vier Wände. Kinderschutzbund hilft und gibt Tipps.

Krefeld. Lena (Name geändert) ist 13 und tanzt total gerne. Klar für sie, dass sie ihr selbst gedrehtes Video von sich direkt bei youtube einstellt und das bei facebook postet. Doch statt des Daumens hoch, erntet sie viel Spott und Gelächter in anonymen Kommentaren. Und der weitergeleitete Clip kusiert längst auf zahlreichen Handys ihrer Mitschüler. Lena findet das inzwischen nur noch peinlich und so Sprüche wie „Finde ich doof“ nagen schon sehr an ihrem Selbstbewusstsein. Wo hört der Schul-Spaß auf und wo fängt Mobbing im Internet an?

„Die Übergänge sind fließend“, sagt Jessica Richard. Wenn heutzutage Schüler von Mitschülern in der Schule bloßgestellt würden, gehe das übers Internet Zuhause weiter. Die Sozialpädagogin arbeitet für den Kinderschutzbund und ist im Rahmen einer Kooperation wöchentlich vor Ort in der Marienschule. Bereits mit Schülern der fünften Klasse spricht sie im Zeitalter von Sozialen Netzwerken wie Facebook und „SchülerVZ“ über Kommunikation, wie man fair miteinander umgeht, über Grenzen und Gefahren.

„Viele Kinder und Jugendliche wissen gar nicht, wie viel sie auf diesen Seiten von sich preisgeben und welche Gefahren dort auch lauern können“, erzählt Jessica Richard. Sie chatten miteinander und vertrauen darauf, dass ihr Gegenüber ebenso alt ist wie sie.

„Doch immer wieder hören wir davon, dass sich erwachsene Männer als Jugendliche dort ausgeben und scheinbar harmlos danach fragen, was der Chattende gerade so anhabe oder ob er schon mal was Verbotenes gemacht habe.“ In Zeiten von Webcams im PC und Handy bleibe es schon längst nicht mehr nur bei einer schriftlichen Antwort.

„Gefährlich wird es, wenn sich ein Unbekannter im Chatroom mit seinem Gegenüber persönlich verabreden will“, warnt die Sozialpädagogin. Wer weiß schon, wer sich tatsächlich hinter Spitznamen wie „Biber“, „Avatar“ oder „eine gute Freundin“ versteckt. „Eltern sollten mit ihren Kindern über die Seiten sprechen, die sie besuchen.“ Sie sollten die Passwörter und Nicknames kennen und wissen, mit wem ihre Tochter oder ihr Sohn sich, wann und wo in der Freizeit trifft.

Lena hat die bissigen Kommentare irgendwann nicht mehr ausgehalten und sich ihren Eltern anvertraut, die sich mit ihr gemeinsam an Jessica Richard wandten. „Wir haben das mit der Schulleitung und der Klasse thematisiert — und jetzt ist Ruhe.“ Den Jugendlichen sei oft nicht bewusst, was sie damit beim Anderen anrichten. Sie pushten sich gegenseitig hoch, die Anonymität im Internet tue ihr Übriges und irgendwann werde eine solche Aktion dann zum Selbstläufer.

Jessica Richard lädt Schüler deshalb ein, in die Rolle eines Gemobbten zu schlüpfen und am eigenen Leib zu spüren, wie sich anstößige, böswillige, bedrohliche oder den anderen lächerlich machende Kommentare anfühlen. Und sie gibt Tipps, wie sie respektvoll miteinander umgehen können. „Vom 5. bis 7. Schuljahr wissen die Kinder es selber noch ganz genau, wo der Schulspaß aufhört und Mobbing anfängt.“

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