Veranstaltungen CSD: Veranstalter geben trotz Corona nicht auf

Krefeld · Ob dieses Jahr eine Christopher-Street-Day-Demo stattfinden kann, ist ungewiss. Die Organisatoren wollen dafür kämpfen — oder eine Alternative entwickeln.

Die Akteure des ersten Crefelder-Christopher-Street-Days zeigten bereits bei der Ankündigung der Veranstaltung vor dem Rathaus Flagge. Dabei waren damals neben Oberbürgermeister Frank Meyer (M.) auch die Krefeld Pinguine und der KFC Uerdingen.

Die Akteure des ersten Crefelder-Christopher-Street-Days zeigten bereits bei der Ankündigung der Veranstaltung vor dem Rathaus Flagge. Dabei waren damals neben Oberbürgermeister Frank Meyer (M.) auch die Krefeld Pinguine und der KFC Uerdingen.

Foto: Andreas Bischof

Levent Sirkal hat es vor einigen Jahren erlebt — an der Rheinstraße angefeindet zu werden. Weil er mit seinem Freund Hand in Hand durch Krefeld gegangen ist. Glücklicherweise habe sich in dem Fall jemand eingemischt und gerufen, dass er die Polizei alarmiert. Alltags-Szenen wie diese sind eine Motivation des 40-Jährigen. Ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt zu setzen. Er und zahlreiche Mitstreiter haben Anfang September angekündigt, dass am 27. Juni 2020 der erste Christopher-Street-Day (CSD) Krefelds stattfinden soll. Wie bei vielen anderen Veranstaltern herrscht angesichts der Corona-Krise nun auch unter den Mitgliedern des eigens gegründeten CSD-Vereins Ungewissheit (siehe Seite 13). Muss am Ende alles abgesagt werden? Welche Alternativen könnte es geben?

Sirkal hat sich zu der Thematik kürzlich mit anderen CSD-Vereinen übers Internet ausgetauscht. Darunter Organisatoren der bunten Demos aus Städten wie Berlin, Köln oder Mönchengladbach, die für mehr Akzeptanz, Sichtbarkeit und Rechte von Lesben, Schwulen, bi-, trans- und intersexuellen Menschen auf die Straße gehen. Man wolle sich untereinander unterstützen. Trotzdem könne es dazu kommen, dass kleinere Vereine ihre Demos absagen, erklärt Levent Sirkal. Auch mögliche Alternativen seien unter den CSD-Veranstaltern besprochen worden. Es habe etwa Überlegungen gegeben, größere Gebäude in Regenbogenfarben anzuleuchten.

In Krefeld wolle man aber weiter auf eine Premiere hinarbeiten. Klar sei aber: „Wir wollen natürlich niemanden in Gefahr bringen.“ Es müsse abgewartet werden, wie sich die Lage bis Ende Juni entwickelt, dann stimme man sich unter anderem mit dem Gesundheitsamt ab.

Müsste die Veranstaltung dieses Jahr komplett ausfallen, würde das aber in jedem Fall eine finanzielle Lücke reißen — Sirkal spricht von einem fünfstelligen Betrag. Er sei aber positiv gestimmt, dass das Projekt CSD in Krefeld auch in diesem Fall weitergeht. Dann müsse man sich eben überlegen, wie man die Mittel wieder reinholen könnte, um im nächsten Jahr wiederzukommen.

Aktuell hat der Veranstalter aber noch den kommenden Juni im Blick. Neben Sponsoren aus unterschiedlichen Bereichen hatten bereits Musiker – zum Beispiel Jeck United aus Krefeld – oder Sportvereine wie die Krefeld Pinguine oder der KFC Uerdingen ihre Teilnahme zugesagt. Und auch Oberbürgermeister Frank Meyer und die Verwaltung hätten bei Anträgen, Auflagen und Planung unterstützt.

Letztere Planung bisher: Am 27. Juni soll es ab 12 Uhr bis um 14 Uhr eine bunte Demo einmal komplett durch die Stadt geben. Außerdem soll es ein Rahmenprogramm auf dem Platz an der Alten Kirche geben – ähnlich wie beim Folklorefest mit Bühne Musik und weiteren bunten und vielfältigen Programmpunkten. Die Woche vor dem 27. sollte als Mottowoche mit verschiedenen kleineren Aktionen und Veranstaltungen gestaltet werden – etwa in Zusammenarbeit mit der Mediothek oder der Jugendeinrichtung Café Together als Treffpunkt für queere Jugendliche. Am Tag der Demo könne unter normalen Umständen mit rund 4000 bis 5000 Besuchern gerechnet werden.

Levent Sirkal ist sich sicher, mit dem Vorhaben in Krefeld einen Nerv getroffen zu haben. Ein Beispiel: Auch um Mittel für den CSD zu generieren, habe man Anfang des Jahres zusammen mit dem Schlachthof an der Dießemer Straße die Partyreihe „QueerFeld“ gestartet. Die habe für Begeisterung gesorgt. „Endlich mal in Krefeld“, sei der Tenor vieler Gäste gewesen. Und das Format habe auch Publikum aus Düsseldorf, Duisburg oder Gladbach angezogen.

Anfeindungen und Diskriminierung aufgrund der eigenen sexuellen Orientierung seien zwar nicht immer in der Öffentlichkeit sichtbar, aber auch in Krefeld – etwa in Schulen oder am Arbeitsplatz – alltäglich. „Queere Menschen müssen immer was mehr kämpfen“, sagt Sirkal. Vielleicht ein Grund dafür, dass er auch weiter für den ersten CSD in Krefeld kämpfen möchte. Levent Sirkal und seine Mitstreiter suchen weiter Unterstützer, Sponsoren und Menschen, die sich im Krefelder CSD-Verein engagieren möchten. Weitere Informationen gibt es unter:

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