Medizinische Versorgung Coronavirus-Pandemie: In Krefeld gibt es keinen Termin beim Augenarzt

Krefeld · Corona verändert unseren Alltag. Schlecht muss das nicht immer sein. Wer als Kassenpatient in Krefeld vor der Pandemie lange auf einen Termin beim Facharzt warten musste, kommt jetzt oft schneller zum Zug. Das gilt jedoch nicht überall.

 Ein Mann sitzt hinter einem Phoropter, einem augenoptischen Gerät zur Ermittung von Fehlsichtigkeiten und zur Anpassung von Brillengläsern.

Ein Mann sitzt hinter einem Phoropter, einem augenoptischen Gerät zur Ermittung von Fehlsichtigkeiten und zur Anpassung von Brillengläsern.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Beispiel Radiologen: Bis eine Kernspintomografie möglich ist, dauert es jetzt nur Tage oder wenige Wochen. Vor Corona mussten gesetzlich Versicherte meist mit Monaten rechnen. Ähnlich sieht es bei Chirurgen, Neurologen und Internisten aus.

Nicht aber bei Augenärzten. Am Freitag gelang es unserer Redaktion bei Telefonaten mit sechs Krefelder Praxen nicht, einen Termin für eine Routineuntersuchung zu bekommen. Nachdem klar war, dass es sich um einen Kassenversicherten handelt, hieß es immer, neue Patienten könnten nicht angenommen werden. „Gehen Sie doch zu einem Optiker, wenn sie schlecht sehen können“, lautet der Rat einer Arzthelferin.

Auf Nachfrage ist von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein zu hören, dass zwei Zulassungen für Augenärzte in Krefeld unbesetzt seien. In allen weiteren ärztlichen Fachgruppen seien die Quoten derzeit voll erfüllt, die Versorgung liege zum Teil deutlich über 100 Prozent. Einen Handlungsbedarf sieht die KV trotz der Terminprobleme bei Augenärzten nicht. In der ambulanten Versorgung liege in Krefeld alles „im grünen Bereich“.

Fast alle Privatpatienten meiden den Besuch beim Arzt

Wie sehr sich der Alltag in seiner Praxis seit Mitte März verändert hat, berichtet Joachim Wichmann. Er ist HNO-Arzt in Fischeln und Landesvorsitzender des HNO-Fachverbandes. „Bei Kassenpatienten gab es einen drastischen Rückgang. Die Menschen haben Angst, sich anzustecken“, so Wichmann. Noch stärker sei dieser Trend bei den Privatpatienten. „Die sind in den vergangenen Wochen fast überhaupt nicht mehr in die Praxis gekommen.“

Das hat für die niedergelassenen Mediziner erhebliche Auswirkungen auf ihre Einnahmen. Bis zu 50 Prozent der Honorare stammen bei den Fachärzten aus der Behandlung von Privatpatienten. „Dafür gibt es keinen Ausgleich“, so Wichmann.

Anders sieht das bei gesetzlich Versicherten aus. Die Politik hat zugesagt, dass den Praxen diese Umsatzausfälle und die außergewöhnlichen Belastungen für Schutzmaterial erstattet werden. Details sind zwar noch offen. Aber Wichmann geht davon aus, dass der Umsatz aus dem Vorjahresquartal zu 90 Prozent abgesichert wird.

Wichmann hält diesen Schutzschirm für vollkommen gerechtfertigt. In der Pandemie-Bekämpfung hätten die Arztpraxen eine herausragende Arbeit geleistet. „Insbesondere unsere Arbeitnehmer, das sind überwiegend Frauen und Mütter. Die mussten den Spagat von Systemrelevanz und Kinderversorgung leisten“, sagt der Mediziner.

Unterdessen appelliert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eindringlich an die Bürger, keine notwendigen Behandlungen aus Angst vor Corona zu verschieben. „Niemand muss das medizinische System meiden, weil er oder sie Sorge hat, infiziert zu werden“, so Laumann.

Nach Angaben der KV Nordrhein gibt es derzeit viele aufgeschobene Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen. Selbst Patienten mit chronischen Herzerkrankungen, Krebs, Diabetes oder neurologischen Problemen seien zuletzt vielfach nicht mehr zu den notwendigen Behandlungen in den Praxen erschienen, sagt der Chef der Vereinigung, Frank Bergmann. „Wir können gut vorbereitet zur Regelversorgung in unseren Praxen und Ambulanzen zurückkommen. Die Zusammenarbeit der Krankenhäuser und Praxen hat sich in der Krise bewährt.“

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