Läden machen dicht Krefelds Händler geben trotz Schließungen nicht auf

Krefeld · Bis auf einige Ausnahmen müssen Einzelhändler ihre Ladenlokale schließen. Einige Betroffene in der Innenstadt gehen nun neue Wege, um ihre Kunden trotzdem zu erreichen.

 Stefanie Kox baut in der Krise einen Online-Shop auf.

Stefanie Kox baut in der Krise einen Online-Shop auf.

Foto: Andreas Bischof

Diese Stadt ist eine andere als noch vor einer Woche. Das kann auffallen, wenn auf dem Weg zu einer Pressekonferenz ins Krefelder Rathaus plötzlich ein entsprechender Journalisten-Ausweis nötig ist, um den noch verbliebenen Eingang nutzen zu dürfen. Das kann seit Mittwoch aber vor allem bei einem Besuch der Innenstadt auffallen. Nach einem Erlass der Landesregierung dürfen Einzelhändler bis auf Ausnahmen wie Lebensmittelhandel, Apotheken, Drogerien und weiteren nicht mehr öffnen. Wer die Corona-Krise ausblenden kann, dem könnte der Spaziergang über die Hochstraße an diesem Tag an einen normalen Sonntagnachmittag erinnern. Bis auf einige Ausnahmen sind die meisten Geschäfte geschlossen, trotzdem sind bei Sonnenschein auf der Hochstraße einige Menschen unterwegs.

An zahlreichen Schaufenstern wird auf Alternativen hingewiesen

Aber: An zahlreichen Schaufenstern hängen Infozettel, die auf die aktuelle Lage und Alternativen aufmerksam machen. Die Kleinsche Buchhandlung an der Rheinstraße macht beispielsweise darauf aufmerksam, dass per Telefon (02151 26582) Bestellungen aufgenommen werden können, gegen Rechnung werde dann geliefert. Auch bei Intersport Borgmann an der Königstraße klebt ein Zettel hinter der geschlossenen Eingangstür. Auch hier setzt man in Zeiten der Krise auf ein zusätzliches Angebot zum schon bestehenden Onlineshop. Per Telefon (02151 369 97 81) können Artikel bestellt werden, die dann auf Rechnung vor die Tür geliefert werden. Letzteres geschehe kontaktlos, erklärt Geschäftsführer Christoph Borgmann. Er hoffe, dass die Kunden die Angebote der Krefelder Händler nutzen. Für jeden seiner Kollegen bedeute die aktuelle Lage eine Herausforderung, die man so noch nicht erlebt habe, erklärt Borgmann weiter, der auch Vorsitzender der Werbegemeinschaft ist.

Nun müsse man einen kühlen Kopf bewahren, alle möglichen Hilfen wie Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Borgmann spricht „von vielen schlaflosen Nächten“. Aber er nehme die Bundesregierung beim Wort, dass keiner seinen Job verlieren soll. „Ich bin im Kampfmodus“, sagt er. Seine rund 40 Mitarbeiter würden in dieser Situation „unglaublich“ mitziehen. Ab Donnerstag gebe es einen Notbetrieb mit zwei Mitarbeitern.

Wichtig sei trotz der Sorgen, dass es nun Klarheit gebe. Nach dem NRW-Erlass müssen die Geschäfte mindestens bis zum 19. April schließen. Eine Situation, die nach Ansicht des hiesigen Handelsverbandes einige Existenzen bedrohen könnte. Wer aber alle Hilfen ausschöpft und auf alternativen Wegen seine Kunden erreicht, könne diesen Härtetest bestehen, meint Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbandes Krefeld, Kempen und Viersen. Am Mittwoch hätten ihn erneut zahlreiche Anrufe erreicht. Dabei sei es neben Fragen um Zuschüsse auch um Möglichkeiten gegangen, das Geschäft fortzuführen.

Brautboutique baut einen Online-Shop auf

Daran arbeitet auch das Team hinter Stefanie Kox, die an der Königstraße die Brautboutique Maleika betreibt. Mit Mitarbeiterinnen und einer Fotografin ist sie am Mittwochnachmittag dabei, einen Online-Shop aufzubauen. Am Wochenende soll das Erste-Hilfe-Projekt startklar sein. Ihr Geschäft hat die 38-Jährige wie vorgeschrieben bereits geschlossen. Mit dem Online-Angebot wolle sie – trotzdem Hochzeiten abgesagt werden – ihre Kundinnen erreichen. Die Nachfrage sei da, täglich gebe es Anrufe. Trotzdem sie mit Umsatzeinbußen umgehen muss, begrüße Kox es, dass nun fast alle Geschäfte schließen müssen, um die Zusammenkünfte von Menschen zu verhindern. Solche Maßnahmen brauche es, um weitere Ansteckungen möglichst zu vermeiden.

Auch die selbständige Fotografin, die an diesem Tag die prachtvollen Kleider für das Angebot im Internet ablichtet, macht sich Gedanken, wie sie trotz Krise weiter arbeiten kann. Eine Möglichkeit sei nun eben der Aufbau von Online-Präsenzen, erklärt Alina Cürten. Die Sorge bleibe aber, dass sich die Corona-Krise weiter hinziehen könnte. Die hat auch auch der Inhaber des Eiscafés Casa del Gelato am Neumarkt. Trotzdem könne er die Maßnahme der Schließungen verstehen, auch wenn für ihn lange unklar gewesen sei, welche Betriebe nun schließen müssen, er kenne schließlich die Situation in Italien: „Es sind Freunde gestorben“, sagt er. Am frühen Mittwochnachmittag sitzen im Außenbereich des Eiscafés noch vereinzelt Gäste. Auf dem Neumarkt stehen zwei Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes. Man gebe Auskünfte und verschaffe sich zunächst ein Bild der Lage in der Innenstadt, das Eiscafés müsse aber wohl schließen, erklärt einer der Mitarbeiter.

Diese Stadt ist eine andere, kann in diesen Tagen das Ergebnis eines Besuches der Innenstadt sein. Aber der kann auch deutlich machen, dass Krefelds Händler trotz einschneidender Maßnahmen nicht aufgeben. Zu den Krefelder Maßnahmen gehört auch, dass Restaurants komplett schließen müssen. Das erklärte dann Oberbürgermeister Frank Meyer in der erwähnten Pressekonferenz.

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