Corona-Folgen Landwirte hoffen weiter auf Erntehelfer aus dem Ausland

Krefeld · Zehntausende sollen nun doch einreisen dürfen, um auf den Feldern zu arbeiten. Die Lage bleibt aber angespannt.

 Christian Meyer auf einem seiner Spargelfelder in Willich. Wie andere Landwirte bemüht er sich um Erntehelfer aus dem Ausland.

Christian Meyer auf einem seiner Spargelfelder in Willich. Wie andere Landwirte bemüht er sich um Erntehelfer aus dem Ausland.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Diese Saison bleibt für die Landwirte am Niederrhein eine Herausforderung. Nachdem erst keine Erntehelfer mehr aus dem Ausland einreisen durften, sollen nun doch noch Zehntausende nach Deutschland kommen können, um bei der Ernte oder bei anderen Tätigkeiten auf den Feldern zum Einsatz zu kommen. Entsprechende Pläne hatte die Bundesregierung Ende der letzten Woche vorgestellt.

Um Helfer aus dem Ausland zu bekommen, müssen Landwirte aber strenge Auflagen erfüllen – und sie müssen sich wohl beeilen. Die Ernte hat bereits begonnen. Spargelbauer Christian Meyer aus Willich, der unter anderem auch den Benrader Obsthof in Krefeld beliefert, hat bereits neue Helfer aus der Region für die Arbeit auf dem Feld gewinnen können und angelernt.

Seit Donnerstag, 2. April, ist klar, dass im April und Mai nun doch je Monat 40 000 Erntehelfer nach Deutschland einreisen dürfen sollen. Meyers „Stammmannschaft“ warte nur drauf, an den Niederrhein reisen zu dürfen. „Sie sind auf die Einnahmen angewiesen“, sagt der Spargelbauer, der seinen Spargel schon im Hofladen in Willich verkauft. Wie Meyer nun mit der neuen Lage umgeht? Die angelernten Kräfte aus dem Inland, die zum Beispiel aufgrund von Kurzarbeit einen Aushilfsjob gesucht haben, werde er halten. Da bei ihnen aber unklar ist, wie lange sie für ihn arbeiten, werde sich Meyer zusätzlich darum bemühen, dass Saisonarbeiter aus dem Ausland nach Willich kommen können.

Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands der rheinischen Obst- und Gemüsebauer, nennt die Ankündigung der Bundesregierung einen „großen Schritt in die richtige Richtung“. Sein Tipp: Landwirte sollten sich jetzt früh mit potentiellen Erntehelfern absprechen, damit eine schnelle Einreise vorbereitet ist. Denn nach aktuellem Stand werde die Anzahl der Erntehelfer, die einreisen dürfen, begrenzt sein – voraussichtlich werde das Prinzip gelten: Wer sich zuerst meldet, zu dem dürfen Erntehelfer einreisen. Muß gehe aber davon aus, dass nicht alle Landwirte die dafür gesetzten Auflagen erfüllen können, erklärte er unserer Redaktion.

Die sehen nach Angaben der Bundesregierung vom Donnerstag so aus: Menschen, die neu anreisen, müssen nach der Ankündigung vom Donnerstag in den ersten 14 Tagen strikt getrennt von sonstigen Beschäftigten leben und arbeiten. Sie dürfen das Betriebsgelände nicht verlassen – die Regierung nennt dies eine „faktische Quarantäne bei gleichzeitiger Arbeitsmöglichkeit“. Es gilt eine zwingende Einteilung in Unterkunfts- und Arbeitsteams, so dass die Saisonkräfte in gleichen, möglichst kleinen Gruppen von fünf bis zehn, maximal 20 Personen arbeiten. Dabei sind auch Mindestabstände einzuhalten. Mit Ausnahme von Familien sollen Zimmer in Unterkünften nur mit halber Kapazität belegt werden können.

Um die Auflagen erfüllen zu können, werde sich Christian Meyer aus Willich um eine neue Unterkunft ganz in der Nähe seines Betriebs bemühen. Das sei „nicht einfach“. Zudem sei er in Kontakt mit dem Provinzialverband und den Erntehelfern. Angekündigt worden war, dass sie nach Rückmeldungen der Landwirte ausgewählt werden und in Gruppen per Flugzeug einreisen sollen. An den Flughäfen sollen sie dann durch den Betrieb abgeholt werden. Bei der Einreise solle es einen Gesundheitscheck geben, die Ergebnisse bekomme das örtliche Gesundheitsamt, hatte es am Donnerstag geheißen.

 Auch für Liv Schroeder vom gleichnamigen Beerenhof im Krefelder Stadtteil Traar ist die aktuelle Situation eine Herausforderung. In einer normalen Saison würde der Familienbetrieb rund 50 Saisonkräfte aus dem Ausland für Erdbeeranbau und die Ernte beschäftigen. Nun ist es ungewiss: „Wie viele wir bekommen, wissen wir nicht“, sagt Schroeder am Freitag. Auch sie stehe im Austausch – mit dem Provinzialverband und einem Vermittler für Erntehelfer.

Wo sie sich wie melden muss, um Arbeitskräften die Einreise zu ermöglichen, wisse sie noch nicht. Auf diese ist sie wie viele andere angewiesen: Wenn es 20 sind, werde die Ernte der Erdbeeren „schleppend verlaufen“. Aber es würde helfen, „dass wir nicht ins Minus rutschen“, so Schroeder. Schließlich gebe es Kosten, die weiter laufen. Der Anbau der Erdbeeren sei bereits gestartet – die Pflanzen müssen von Unkraut befreit, gedüngt und gewässert werden. Die Arbeiten auf mehreren Feldern würden zurzeit ihr Vater und sie alleine erledigen.

Daher hat sich auch Liv Schroeder schon nach Alternativen umgesehen. Auszubildende und Studenten aus einer Schützengruppe in Traar habe sie zum Beispiel für die Arbeit auf dem Feld gewinnen können. Der Hof sei aber weiter auf der Suche nach Aushilfen.

(Mit Material der dpa)

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