Callcenter-Abzocke: Betrüger zeigt vor Gericht Reue

Krefeld. Tricksen und Täuschen gehörte zum Alltag. In einem Krefelder Callcenter ging es vor allem darum, möglichst viele Kunden zu einem Vertragsabschluss am Telefon zu überreden — mit allen Mitteln.

Vor dem Landgericht Krefeld verantworten sich zur Zeit zwei führende Mitarbeiter des Callcenters wegen Betruges. Der IT-Manager Marcel D. (25) räumte in seinem Geständnis ein: „Es war mir bekannt, dass es rechtlich nicht in Ordnung ist. Ich entschied mich dazubleiben.“

Die Leitfäden für die Telefonmitarbeiter, die täglich Menschen in ganz Deutschland mit Anrufen tyrannisierten, waren abgeändert worden. Die Kunden sollten unter Druck gesetzt und belogen werden, um die Anzahl der Abschlüsse zu erhöhen. Auch benutzten viele der Call-Agenten nicht ihren richtigen Namen, sondern wohlklingende deutsche Namen. „Jetzt hätte ich es anderes gemacht“, zeigte D. Reue.

Verantwortlich für den verschärften Ton im Callcenter zeichnete sich neben dem mutmaßlichen Kopf der Bande, K. (30), der sich vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft das Leben nahm, auch der Mitangeklagte Andre H. (43). Er war in der Szene als Motivator bekannt, der aus seinen Mitarbeitern gute Quoten herauspresste. H. zeigte sich vor Gericht teilweise geständig, wollte aber nicht alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen. Marcel D. hatte in seiner Aussage davon gesprochen, dass es im Unternehmen „hitziger“ wurde, nachdem Andre H. dazugestoßen war. Das Verfahren wird am Montagmorgen fortgesetzt. jre

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