Bücherei Uerdingen: „An falscher Stelle gespart“

Die Uerdinger wollen, dass ihre Bücherei erhalten wird, weil sie wichtig für den Stadtteil ist.

Uerdingen. Dass ihre Bücherei geschlossen werden könnte, daran möchten die Menschen in Uerdingen und Umgebung nicht einmal denken. Vor Ort äußern sich die Kunden des Hauses vehement gegen die Möglichkeit der Stadt, auf diese Weise Kosten einzusparen. Es sind nicht wenige, die sich im schönen Haus am Markt ihren Lesestoff holen.

"Der Bestand in Uerdingen umfasst 13.874 Medien. Im ersten Halbjahr haben sich 651 Leute bereits 29.380 Mal etwas ausgeliehen." Evelyn Buchholtz, die stellvertretende Leiterin der Mediothek, dem "Mutterhaus" auf dem Theaterplatz, hat die genauen Zahlen parat. "Sollte die Uerdinger Dependance geschlossen werden, würden rund 26.000 Euro für das städtische Haus samt Heizung, Strom und Reinigung eingespart." Dazu müssten etwa 9.000 Euro für neue Bücher nicht mehr ausgegeben werden.

Seitdem der Zoo eigenständig sei, bekäme die Mediothek den Löwenanteil des städtischen Unterhalts, so Buchholz weiter. Da würde auch die höchste Einsparung fällig. "Ich sehe die Alternative nicht", sagt die stellvertretende Leiterin. "Wir müssen im neu gebauten und stark frequentierten Haus in der Innenstadt den Bestand ergänzen und erneuern können, um die Erfolgszahlen zu halten."

Wenn auch der Bücherbus dem Rotstift zum Opfer fallen würde, wäre es in Krefeld so wie beispielsweise in Neuss. Buchholz: "Dann würde sich die Medien-Ausleihe nur noch auf eine Stelle konzentrieren, die dann jedoch solide finanziert und konzentriert sei."

Die Besucher haben ihre eigene Meinung: "Wenn die Bücherei in Uerdingen schließt, müsste ich in die Stadt", sagt die 78-jährige Anita Küsters. "Das schaffe ich aber nicht mehr. Dann müsste ich aufhören zu lesen. Neuanschaffungen sind zu teuer."

Besorgt ist auch Claudia Schöbel. "Ich komme aus Gartenstadt. Die Uerdinger Bücherei kann ich gut erreichen und finde immer einen Parkplatz." Biografien, Krimis und Reiseführer gehören zu ihrem Lesestoff. "Meinen beiden Kindern bringe ich auch immer Bücher mit." Aysel Oktay argumentiert ähnlich: "Ich bin selbstständig und habe einen 18 Monate alten Sohn. Hier kann ich schnell in der Mittagspause reinflitzen."

Paul-Werner Huber kommt seit rund 40 Jahren. "Die Bücherei ist wichtig für das weite Einzugsgebiet", findet er. "Ich bin aus Gellep-Stratum. Hier kostet das Parken kein Geld, in der Stadt muss ich zahlen." Wenn es die Bücherei nicht mehr geben sollte, hole er seine Literatur in Lank.

"Zuerst hat sich Uerdingen die Hauptschule stehlen lassen, jetzt die Bücherei", sagt Siglinde Joppen aus Oppum. "Hier muss ich meine Bücher nicht weit zum Auto schleppen wie in der Stadt und kann auch meine Einkäufe tätigen." Sandra Claus fragt nach einer Unterschriftenliste gegen die Schließung. "Hier wird an der falschen Stelle gespart."

Dass in Uerdingen viele gewachsene Strukturen zerstört werden, denkt Monika Nelles. "Nahe Bildungsangebote sind sehr wichtig für den Menschen. Bücher sind ein Ausgleich für Kinder und Jugendliche zum PC. Das, was man hier einsparen würde, müsste man später viel kostenintensiver bezahlen." Außerdem gehöre die Bücherei einfach zum Platz und zum Gebäudeensemble.

Sabine Simonsmeier ist Uerdingerin und seit sechs Jahren die Leiterin der Einrichtung. "Ich bin mit der Bücherei groß geworden, mein Herzblut hängt daran. Es gibt viele Bekannte, die ihre Kinder alleine hierher schicken. Zum Theaterplatz würden sie das nicht erlauben. Die älteren Leute schaffen es auch nicht in die Stadt."

Die Mitarbeiter der Bücherei würden nicht arbeitslos, sondern in der Mediothek eingesetzt. Den Vorschlag, in Uerdingen eine elektronische Ausleihe zu installieren, hält Buchholtz für nicht realistisch. "Das wäre fast der gleiche Aufwand im Haus, wie er auch jetzt betrieben wird."

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