Brand im Affenhaus Krefelder Zoo-Helfer gründen nach Mobbing neue Facebook-Gruppe

Krefeld · Stunden nach dem Brand im Krefelder Affenhaus bildete sich eine Facebook-Gemeinschaft. Deren Initiatoren sahen sich gezwungen, diese schon wieder zu schließen.

 Die Zoo-Helfer haben eine neue Gruppe gegründet und setzen sich weiterhin für den Zoo ein. Im Bild Jennifer Ortlepp (r.) und Freundin Christa Derda.

Die Zoo-Helfer haben eine neue Gruppe gegründet und setzen sich weiterhin für den Zoo ein. Im Bild Jennifer Ortlepp (r.) und Freundin Christa Derda.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Sechs Wochen ist der Brand im Affenhaus im Krefelder Zoo jetzt her und weiterhin – wenn auch inzwischen weniger – werden Lebenslichter vor dem Eingang an der Uerdinger Straße aufgestellt, Briefe niedergelegt und tatkräftig für den Wiederaufbau eines Affenhauses gesammelt. Einen maßgeblichen Anteil daran haben Sibylle Günther und Jennifer Ortlepp. Wenige Stunden nach dem Feuer gründete Günther auf Facebook die Gruppe „Zoo-Helfer“ und Ortlepp übernahm kurzerhand die Administratioren-Rolle. Sie boten mit ihrer Gruppe eine Plattform, auf der viele Zoofreunde der gestorbenen Affen gedachten, sich gegenseitig trösten, aber auch ehrenamtliche Hilfe anbieten konnten. „Innerhalb kürzester Zeit hatten wir über 5600 Nutzer“, erzählt Ortlepp.

Der Wunsch der Nutzer, sich über das Unfassbare auszutauschen und dem Zoo zu helfen, war gerade nach den ersten Tagen sehr groß. Erinnerungen wurden gepostet, Bilder vor allem von Silberrücken Massa, Schimpansen-Chef Charly und Orang-Utan-Mutter Lea hochgeladen und die Trauer über ihren Verlust in Worte gefasst, da wo es ging. Aber auch kritische Stimmen von Zoo-Gegner wurden immer lauter, die die Zootier-Haltung per se für ein solches Unglück verantwortlich machten wollten und sich gegen den Wiederaufbau eines Affenhauses in Krefeld aussprechen.

Nach Mobbing und Drohungen erste Gruppe geschlossen

„Am Anfang war es noch toll“, erinnert sich Ortlepp – und kriegt immer noch Gänsehaut bei dieser Welle der Solidarität. Doch was ehrenamtlich alles von ihnen zu erledigen und von Ortlepp als Administratorin bei den zahlreichen Posts zu sichten und immer häufiger auch zu kommentieren war, überstieg schneller die Kräfte als gedacht. „Facebook ist kein rechtsfreier Raum: Nutzer verstießen wiederholt gegen unsere Gruppenregeln, Fotos wurden ohne Angabe von Copyright hochgeladen und weiter geteilt – mit Verstößen gegen das Urheberrecht, aber auch Leute mit unausgegorenen Vorschlägen wollten von uns, dass wir die Dinge umsetzen“, erinnert sich Ortlepp.

Es gab Pro und Contra zu Feuerwerk und Affenhaltung im Zoo. Der Ton wurde rauer. Auch drohten Regressforderungen wegen Urheberrechtsverletzungen an Bildrechten. Und das kann teuer werden.

„Wir mussten anfangen, Beleidigungen und Drohungen in der Gruppe zu löschen“, erzählt die 32-jährige Krefelderin den weiteren Verlauf. Sie sprach Verwarnungen aus. Irgendwann hätten dann auch die verbalen Angriffe und das Mobbing gegen sie begonnen. „Bis hin zu privaten Benachrichtungen mit Beleidigungen und Bedrohungen“, erzählt Ortlepp noch hörbar betroffen über diese Umgangsformen. Das sei die Kehrseite der Kommunikation in den sogenannten sozialen Medien. Gruppengründerin Sibylle Günther habe sich schützend vor sie gestellt – und beide in einer Rundmail ihren Austritt erklärt.

Ihr Engagement für den Zoo haben die beiden Krefelderinnen dennoch nicht aufgegeben. Sie haben eine neue Gruppe gegründet unter dem Namen „Zoo-Helfer-Veranstaltungen, Termine“ und die alte geschlossen. Dort werden nur Veranstaltungen und Termine eingestellt und Events für den Zoo koordiniert. Eigene Spendensammlungen gibt es nicht. „Wer spenden will, kann das direkt an den Zoo oder die Zoofreunde Krefeld e.V. tun“, sagt Ortlepp.

Show der Labersäcke und Tanz in den Mai zugunsten des Zoos

Aktuell hat die neue Gruppe 102 Mitglieder, der Zugang wird kontrolliert und bei jeder neuen Anfrage muss zunächst ein Fragebogen ausgefüllt werden. Nach der Auswertung gibt es eine Zusage oder aber auch ein Ablehnung. Die Gruppenregeln sind klar definiert: Keine Beleidigungen, höflicher Umgang, keine politischen Äußerungen und Spekulationen zu den Gründen für den Brand und ähnliches. „Wir wollen den Zoo weiter ideell unterstützen“, sagt Ortlepp. Sie war als Kind häufig mit ihren Großeltern im Krefelder Zoo. Nach einigen Jahren im Harz, kehrte sie 2009 wieder zurück in ihre Heimatstadt. „Trotz der Tragödie werden ich weiter die schönen Erinnerungen an die Zoobesuche im Herzen tragen“, sagt Ortlepp. So wie ihr, gehe es vielen in der Facebook-Gruppe.

Stellvertretend für diese, haben die beiden Gründerinnen der neuen Gruppe vor wenigen Tagen zunächst die Berufsfeuerwehr in der Wache an der Neuen Ritterstraße und einen Tag später die Freiwillige Feuerwehr in Uerdingen besucht. „Wir haben den Feuerwehrleuten dort unseren Dank und Respekt ausgesprochen, dass sie 365 Tage im Jahr ihr eigenes Leben riskieren, um unser aller Leben zu retten, vor allem aber auch für ihren Einsatz im Krefelder Zoo in der Silvesternacht“, erzählt Ortlepp.

Zwei weitere Veranstaltungen zugunsten des Zoos werden auf der Seite derzeit beworben. Zum einen die „Show für den Zoo“ am 14. März, veranstaltet vom Freundeskreis der „Labersäcke“ unter der Moderation von Ex-Prinz Andreas Dams, und ein „Tanz in den Mai“ am 30. April im TiG-Theater im Gründungshaus in Mönchengladbach. Infos stehen auf der Seite der Facebook-Gruppe.

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