Trockenheit belastet den Waldbestand : Fast keine Fichten mehr in Krefeld – auch die Buchen leiden
Krefeld Die Trockenheit belastet den Waldbestand. Stadtförster Jens Poschmann denkt nun über die Bäume der Zukunft nach.
Der Schädling und sein Opfer sind im Büro von Jens Poschmann nah beieinander. Auf seiner Fensterbank hat Krefelds Stadtförster, der im Auftrag des Kommunalbetriebs die Wälder hütet, ein kleines Gläschen stehen. Darin liegen die Kadaver von winzigen, dunklen Borkenkäfern. Sie sind in diesem Fall die Schädlinge. Gleich daneben liegt die Rinde einer abgeholzten Fichte. Von Borkenkäfern wurde sie völlig zerfressen. Das, was Poschmann zeigt, steht exemplarisch für die Entwicklung in den Wäldern der Stadt: Fast alle Fichten sind in den letzten Jahren verschwunden.
Der Fichtenanteil in der Stadt Krefeld sei immer sehr gering gewesen, sagt Poschmann. Sie seien eben in höher gelegenen Gegenden wie dem Sauerland oder dem Harz zu Hause. Doch über viele Jahre gab es in Krefeld zumindest einige Exemplare der Nadelbäume. „Doch im letzten Jahr mussten die letzten, größeren Bestände abgeholzt werden“, sagt Poschmann. Die Bäume standen im Hennemondwald nahe der Niepkuhlen. Im Jahr 2018 fielen bereits die letzten Exemplare im Stadtwald.
Kaum Möglichkeiten,
den Bestand zu schützen
Hintergrund ist eine dramatische Entwicklung, die zuletzt stattfand: Mit Sturm „Friederike“ kippten im Januar 2018 viele Fichten. An den toten Bäumen konnten sich Borkenkäfer hervorragend vermehren. Die machten sich dann über den verbleibenden Fichten-Bestand her. Immer mehr Borkenkäfer bohrten sich in die Rinden der Fichten.
Um sich dagegen zu wehren, bräuchte eine Fichte unglaublich viel Wasser, sagt Poschmann. Damit setzt sich im Baum ein Prozess in Gang, an dessen Ende die Käfer „eingeharzt“ werden und sich unter der Rinde nicht weiter vermehren können. Doch die vergangenen Jahre waren trocken und heiß – den Fichten fehlte Wasser. „Wenn kein Wasser da ist, hat die Fichte keine Chance“, sagt Poschmann. Andere Möglichkeiten, die Bäume effektiv zu schützen, sind rar.
Dass Fichten wegfallen, ist laut Poschmann aber kein rein niederrheinisches Phänomen. In vielen Regionen beobachten Förster ähnliche Entwicklungen. Mit der Fichte verlieren Krefelds Waldgebiete allerdings eine Ikone. Durch die Preußen sei die Fichte eingeführt worden, sagt Poschmann. Die Industrialisierung habe die Nachfrage nach Holz gesteigert. Mit Fichten bekam man viel und gutes Material.