Bombennacht 1943: Mütter kümmerten sich um alles

Hausbewohner halfen sich in der Not gegenseitig.

Am 21./22. Juni 1943 war ich zehn Jahre alt und wir wohnten auf der Felbelstraße. Unser Vater war bereits Soldat an der Ostfront und wir — mein Bruder, damals achteinhalb Jahre, meine Mutter und ich — begaben uns, als die Sirenen ertönten, ganz schnell in den Luftschutzkeller. Dafür sorgte schon die Lufschutzwartin.

Wir hatten uns gerade mit unseren Hausbewohnern auf den Behelfsbetten niedergelassen, als meiner Mutter auffiel, dass ein kranker Nachbar aus dem 2. Stock fehlte. Unsere Mutter lief über die schon brennende Treppe in den zweiten Stock und trug unseren kranken Nachbarn in den Keller. Das war eine der Heldentaten der damaligen Mütter, die alles alleine erledigen mussten.

Der Höhepunkt dieser Bombennacht, bei der wir alle wohl die größten Ängste ausgestanden haben, war, als die Frauen den Durchbruch zum Nachbarhaus nicht durchstoßen konnten. Da sprang unsere Mutter mit ihren Knobelbechern (Stiefel) gegen die Wand und ihr gelang es, den Durchbruch zum nächsten Haus durchzustoßen.

Wir fanden dann alle, als wir die brennenden Häuser hinter uns ließen, Zuflucht im Kaiser-Friedrich-Hain, wo wir vom DRK gut versorgt wurden.

Von da aus ging es zu unserer Oma nach Kevelaer, die uns für lange Zeit aufnahm. Zum Glück haben wir den Krieg mit allen Gefahren gut überstanden. Leider verstarb unser Vater 1947.

Trude Kohlen, Krefeld

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