Versiegelung von Bodenflächen BUND: Hälfte der freien Flächen in Krefeld ist bereits zugebaut

Krefeld · Für die Neubildung von Grundwasser sind unversiegelte Flächen in der Stadt notwendig. Doch die werden zusehends weniger. Darauf weisen Naturschützer hin.

 Wie hier am Germannshof in Fischeln wird neu gebaut, dadurch geht weiterer versickerungsfähiger Boden verloren.

Wie hier am Germannshof in Fischeln wird neu gebaut, dadurch geht weiterer versickerungsfähiger Boden verloren.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wasser ist ein kostbares Gut. Ob als Trinkwasser für den Menschen, als Bewässerung in der Landwirtschaft oder als Brauchwasser für Gewerbe- und Industrie zum Kühlen, Wärmen, Veredeln und vieles mehr. Laut des Wasserbuchs bei der Bezirksregierung werden von den Stadtwerken Krefeld (SWK), der hiesigen Industrie, der Landwirtschaft und Gartenbaubetrieben rund 37 Millionen Kubikmeter Grundwasser im Jahr entnommen. „Mehr als inzwischen neu entstehen kann“, sagt Angelika Horster vom BUND Krefeld besorgt. Denn die Menge des zu fördernden Grundwassers hänge nicht nur von der Pumpkapazität und immer aufwendigerer Infrastruktur ab, sondern vor allem von versickerungsfähiger und somit unversiegelter Bodenfläche. „Allein die ungenutzte Gebäude- und Freifläche in Krefeld hat sich von 2008 bis 2018 fast halbiert“, rechnet Angelika Horster vor. Sie ist von 304 Hektar auf 162 Hektar gesunken.

Nur in unversiegelter Fläche versickert der Regen

„Unversiegelte Bodenfläche erlaubt sowohl die Aufnahme von Regen in die wasserführenden Schichten als auch die Abdampfung von Feuchtigkeit aus den Bodenschichten“, erklärt Angelika Horster. Das eine kommt dem Grundwasser zugute, das andere hat Auswirkung auf das künftige Klima in Krefeld. Die Umweltaktivistin macht keinen Hehl daraus, dass sie das Krefelder Bodenmanagement kritisch betrachtet. Vor allem, weil nach ihrer Meinung die Ausweisung des Flächenverbrauchs so schwer einsehbar sei.

Mit einem dreiseitigen Schreiben hat sie sich Ende Juni deshalb an Oberbürgermeister Frank Meyer gewandt. Diese Flächen würden zwar oft thematisiert, „aber in der Statistik so nicht konkret ausgewiesen“. In den statistischen Jahrbüchern der Stadt sind zwar diverse Zahlen zu Flächennutzungsarbeiten zu entnehmen, deren Definition aber nicht ausgewiesen und in den verschiedenen Statistik-Handbüchern auch unterschiedlich definiert. Das solle sich ändern.

„Lediglich aus der Zunahme der bebauten Flächen lässt sich erahnen, dass entsprechend die unversiegelte, versickerungsfähige Bodenfläche immer weniger wird“, erläutert Angelika Horster.

Die Flächen der Stadt sind im statistischen Jahrbuch in die Nutzungsarten Gebäude-und Freifläche, Landwirtschaftsfläche, Betriebsfläche, Erholungsfläche, Verkehrsfläche, Waldfläche, Wasserfläche und Flächen anderer Nutzung (beispielsweise Friedhöfe) unterteilt. Wer sich die Mühe macht und die Jahrbücher von 2008 an bis 2018 vergleicht, erkennt die Veränderung in der begrenzten Fläche der Stadt Krefeld.

Grundwasser auffüllen durch unversiegelte Flächen

Von den bislang ungenutzten Gebäude- und Freiflächen (304 Hektar) sind in zehn Jahren 142 Hektar umgewandelt worden. Die landwirtschaftliche Fläche hat sich in dem Zeitrahmen um 155 Hektar verringert. Wobei der Lößboden in Krefeld als außerordentlich fruchtbar gilt. Die Waldfläche hingegen hat sich von 1271 Hektar im Jahr 2008 um 80 Hektar vergrößert, auf 1351 Hektar im Jahr 2018. Aber auch die Lagerflächen in Krefeld haben stark zugenommen, um 144 Hektar in zehn Jahren von 47 auf nunmehr 191 Hektar.

Vor dem Hintergrund weiterer geplanter Neubaugebiete, des Surfparks am Elfrather See und der Ausweitung von Gewerbe- und Industrieflächen hält der BUND die Ausweisung von noch verbleibenden unbebauten, unversiegelten und versickerungsfähigen Flächen für unabdingbar, um die Versickerung von Regenwasser für die Neubildung von Grundwasser zu sichern. Das statistische Jahrbuch sollte das entsprechend ausweisen. Wie, darüber könne man im Rahmen einer Veranstaltung, eines Workshops oder einer Sondersitzung des Umweltausschusses diskutieren.

Eine am Montag von der Stadt erbetene Stellungnahme zu dem Thema lag bis Redaktionsschluss am Dienstagabend nicht vor.

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