Kunst Pförtnerloge als begehbare Kamera

Das Atelier der Fabrik Heeder wird bis 2021 weiter als Ausstellungsraum genutzt.

In der Pförtnerloge wird auch die kommenden drei Jahre Kunst gezeigt.

In der Pförtnerloge wird auch die kommenden drei Jahre Kunst gezeigt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seit zwölf Jahren ist die Pförtnerloge in der Fabrik Heeder nun schon ein Ausstellungsraum für Künstler. Ein Ort für Experimente, ein Projektort und Schaukasten. Das Atelier mit seinen weiten Fenstern, die neugierige Blicke von außen zulassen, dient besonders gut für das Konzept, für jedermann einsehbar zu sein. Er bindet ein, er grenzt nicht aus. Das Gegenteil seiner ursprünglichen Bestimmung. Und das an exponierter Stelle. Im Vorbeigehen zu erleben, „Kunst en passant“, eine „offene Galerie für alle“, wie die beiden Organisatorinnen Brigitta Heidtmann und Claudia Reich es sich wünschen. Ein „unabhängiger Raum für junge Kunst, in dem sie nah am Puls der Zeit entstehen kann“, wie es Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus Kleve beschreibt.

Es gibt einen Katalog mit den Kunstwerken 2016 bis 2018

Reich und Heidtmann haben die Reihe „Pförtnerloge — raumbezogene Kunst“ 2012 ins Leben gerufen. In diesen Tagen haben sie einen neuen Katalog der Kunstwerke der Jahre 2016 bis 2018 veröffentlicht. Und laden zur neuen Ausstellungsreihe ein, die im Sommer 2019 hier beginnt und bis 2021 dauern soll. Das Kulturbüro der Stadt hat die Förderung zugesagt.

Ab Sommer 2019 werden die nächsten Künstler dort erwartet. Etwa Annemarie Strümpfler aus Bremen. In „Kulisse — eine Licht-Raum-Installation“ will sie den Raum in eine begehbare Camera Obscura verwandeln. Die Kölnerin Friederike Graben will im Herbst dann mit „Crefeld Colourfield“ den Boden zu einem Stadtmodell in Steckkartenspiel verändern. Laas Abendroth und Sven Vieweg schließen 2019 mit „Soll Staatszirkus“ ab. Die Männer aus Düsseldorf und Mülheim planen einen „performativen Akt“, wie Claudia Reich verriet, „mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.“

Begonnen hatte alles mit Norbert Krause in 2012. Er fragte nach dem Paradies in Krefeld? Über die Jahre gastierten immer mehr Kunstschaffende in der Pförtnerloge an der Virchowstraße. In 2016 zum Beispiel Nicky Schwarzbach mit ihrem „Universum der Kellerkinder“, Fundstücke in Gläsern, freihängend im Raum. Eine Kombination von Lichtspiel und Transparenz. Erinnerungen wurden wach an frühere Wunderkammern mit Präparaten von Tieren, Insekten und anderer organischen Arten. Treibstücke der Welt.

Oder Martin Lersch, der den Ort des Geschehens näher beleuchtet. Er erzählt in Bildern die Geschichte des „sagenumwobenen Pförtners Dehreé.“ Die Krefelder Malerin Brigitte Baldauf etwa verhängte die Fenster mit Packpapier. Den nur scheinbar vollgestopften Raum konnte man von der Hofseite aus betreten. Baldauf zeigte in acht Gemälden die „abseitigen und vordergründig aussageleeren Aspekte des Konsums.“

Tina Tonagel hinterfragte in der Pförtnerloge in „Schein und Sein“ subtil die Wahrnehmungsgewohnheiten. Dafür setzte sie selbst erschaffene, einfache Lichtprojektionen ein, die durch die Fenster abstrakt und poetisch wirkten, von innen aber den Vorgang nachvollziehbar machten. Alle diese Werke können im Postkarten-Katalog erworben werden.

Dorothee Monderkamp vom Kulturbüro Krefeld ist von den Plänen bis 2021 angetan: „Es ist schön, dass ihr es mit so viel Herzblut verfolgt.“ Die Teilnehmer sind durch Mund-zu-Mund-Propaganda angesprochen worden. Beschränkungen gab es keine. Gilbert Scheuss, Vorsitzender des Verbands Bildender Künstler am Niederrhein, sagt: „Wir wollen hier keine geschlossene Gesellschaft schaffen. Wir wollen Künstler fördern.“

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