250 Illustratoren stellen Zeichnungen ins Internet Bilder helfen in einer fremden Welt

Um Flüchtlingskindern die deutsche Sprache vermitteln zu können, hat die Krefelder Illustratorin Barbara Freundlieb einen Tagesablauf gezeichnet.

250 Illustratoren stellen Zeichnungen ins Internet: Bilder helfen in einer fremden Welt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Sprache bedeutet Kommunikation, und nur über diese gelingt Integration. Es ist schwer, sich vorzustellen, von jetzt auf gleich eine so fremde Sprache wie die Arabische lernen zu müssen. Umgekehrt geht es aber den vielen Flüchtlingen, die derzeit versuchen, in Deutschland neu anzufangen. Um besonders den Kindern beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen, haben sich Illustratoren aus dem ganzen Land zusammengeschlossen und Zeichnungen angefertigt, die kostenlos im Internet zur Verfügung stehen. „Illustratoren für Flüchtlinge“ heißt das Projekt. Eine von ihnen ist die Krefelder Künstlerin Barbara Freundlieb.

„Ich habe über den Facebook-Aufruf zweier Kolleginnen davon erfahren und war sofort überzeugt“, sagt sie. Die beiden Illustratorinnen Constanze von Kitzing und Anna Karina Birkenstock haben die Idee im Spätsommer des vergangenen Jahres entwickelt, als die Nachrichten über immer mehr Menschen auf der Flucht zunahmen. Laut UNO-Bericht handelte es sich bei 50 Prozent von ihnen um Kinder. „Auch wenn es viele pädagogische Helfer gibt, es fehlte Arbeitsmaterial zum Erlernen der Sprache. Und diese Lücke soll durch uns geschlossen werden“, erklärt Barbara Freundlieb. Dass auch sie honorarfrei mitarbeiten würde, war ihr sofort klar.

Das Prinzip kennen sicher viele Grundschullehrer von den Kopiervorlagen: Die Kinder bekommen zu verschiedenen Themen Arbeitsblätter, die ausgemalt werden können. Beispielsweise wird gezeigt, wie aus Korn Brot wird. So wird spielerisch zweierlei gelernt: ein Sachverhalt und die Sprache. So sollen auch Flüchtlingskinder lernen. Barbara Freundliebs Zeichnungen behandelt den Tagesablauf, kreisförmig dargestellt, im Uhrzeigersinn. „Es ist ja in gewisser Weise ein Zyklus, bei dem man immer wieder vorne ankommt“, erläutert Freundlieb.

Das Projekt richtet sich vor allen Dingen an die Helfer, die mit den Flüchtlingskindern arbeiten. Sie können aus über 400 thematisch verschiedenen Zeichenarbeiten von 250 Illustratoren auswählen. „Dadurch, dass selber ausgemalt werden kann, also die Kinder selbst aktiv werden, wird das Lernen gleich viel einfacher und spielerischer“, findet Barbara Freundlieb.

Sie hat eigentlich einmal Biologie studiert und auch promoviert. Als sie dann ihre drei Kinder bekam, lag ihr Beruf erst mal auf Eis. Dann besann sie sich neu und fing an, ihre Illustrationen an den Mann zu bringen. Es folgten recht bald Aufträge für Verlagshäuser, auch Kopiervorlagen für den Schulbetrieb hat sie schon illustriert. „Von daher konnte ich mich auch sehr schnell in das Flüchtlingsprojekt reindenken.“ Neben den Illustrationen gehört ihr Herz der Malerei. „Das ist natürlich etwas ganz anderes“, erklärt sie. „Während bei Illustrationen meist ein ganz konkreter Arbeitsauftrag vorliegt, entwickelt sich beim Malen das meiste erst im Prozess.“ Ihr Atelier ist hell und freundlich und trägt eine sympathische Note von kreativem Chaos.

Der Atelierverbund „Pausenhof“ befindet sich in der ehemaligen Volksschule an der Marktstraße 161.

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