Schrottwichteln Die WZ verschrottet Weihnachtsgeschenke

Krefeld · Freud und Leid liegen nah beieinander: Alle Jahre wieder wechseln beim Schrottwichteln am WZ-Mobil in Uerdingen unliebsame Präsente ihre Besitzer.

 Brigitte Böttger freut sich tierisch über den abgelaufenen Zoo-Kalender.

Brigitte Böttger freut sich tierisch über den abgelaufenen Zoo-Kalender.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Ach ja, es hat doch auch etwas Besinnliches, wenn man sich alle Jahre in der Weihnachtszeit wieder trifft: Zum Schrottwichteln am WZ-Mobil, mit Geschenken, die man nicht mal seiner grausigen Schwiegermutter unter den Baum gelegt hätte.

Susanne Vardaxis und Tochter Leandra sind alte Bekannte am WZ-Mobil, so wie Hannelore und Rolf Rönsch, die jedes Jahr aus Fischeln zum WZ-Schrottwichteln pilgern – diesmal nach den Feiertagen auf den Historischen Marktplatz in Uerdingen.

Wie könnte es anders sein: Freude und Enttäuschung liegen auch in diesem Jahr wieder nah beieinander. Rolf Rönsch macht den Anfang und greift sich das größte Päckchen aus dem Geschenkestapel. „Die Drehstuhlauflage aus dem letzten Jahr wird gut genutzt“, freut er sich noch in Gedanken daran und erinnert sich auch an den antiken Stein aus Xanten, ein Schrottwichtel-Präsent von vor zwei Jahren, der heute einen Ehrenplatz in seiner Vitrine hat. Derweil kommt aus dem Karton auch ein Schatz aus einer längst vergangenen Zeit zum Vorschein: ein analoges Diktiergerät, samt Kassetten, Original verpackt, und Fußpedal.

„Ist das aus der Redaktion?! So weit seid ihr doch nicht der Zeit hinterher?“, rutscht es Rönsch heraus. Dann schlägt er versöhnlichere Töne an: „So ein Ding habe ich auch schon mal gehabt.“ Aber auch heute könne man für dieses Wunderwerk der Technik sicherlich noch Verwendung finden, glaubt Rönsch: „Darauf kann ich meiner Frau Nachrichten hinterlassen, was ich mir zum Mittagessen wünsche.“

Essen ist ein gutes Stichwort: Im vergangenen Jahr hat Hannelore Rönsch ein gutes Händchen bewiesen und ein (natürlich gültiges) Gutscheinbuch aus der Verpackung gewickelt. Ein begehrtes Geschenk und damals sogar Anlass für eine ordentliche Pöbelei am WZ-Mobil. „Da wurde ich sogar von einer anderen Frau bedroht, mit einer Wasserpistole“, erinnert sie sich.

Von Schmuck über Entspannungsmusik ist alles drin

Nur: So viel Glück kann man eben nicht jedes Jahr haben. Diesmal schält Hannelore Rönsch eine CD mit Entspannungsmusik aus dem weihnachtlichen Geschenkpapier, das ihr erst im Nachhinein ziemlich bekannt vorkommt: „Die habe ich doch letztes Jahr selbst zum Schrottwichteln mitgebracht“, ärgert sie sich.

Susanne Vardaxis übt sich derweil in Bescheidenheit und sucht sich ein kleineres Geschenk aus dem Stapel heraus. Etwas Handliches soll es sein – so wie diese Kette mit silbernem Peace-Zeichen-Anhänger. „Das ist doch der Hit“, sagt Vardaxis und hat auch gleich eine Verwendung für den neuen Schmuck gefunden: „Die Kette kann man doch perfekt für ein Hippie-Kostüm an Karneval benutzen.“ Auch Tochter Leandra sucht nach etwas, das schnell in die Tasche passt – und wickelt einen Schlüsselanhänger mit dem Ortsschild von Uerdingen aus dem Papier.

Wenn das nicht mal ein Hauptgewinn für waschechte Uerdinger wie die Vardaxis-Familie ist. Leandra findet jedenfalls: „Das passt. Uerdingen ist sowieso viel besser als Krefeld.“

Bei Leandras Freundin Emma hält sich die Begeisterung über ihr Wichtelgeschenk derweil in Grenzen: selbst getöpferte Untersetzer in Form von Schmetterlingen sind nicht unbedingt das, was sich die 16-Jährige schon immer gewünscht hat. Susanne Vardaxis beschwichtigt: „Die packen wir direkt wieder ein, fürs nächste Jahr.“ Aber auch die Peter Maffay CD mit Tabaluga-Liedern, ein Geschenk von Hannelore und Rolf Rönsch, hat für Emma eher Trostpreis-Charakter. „Die bekommt dann eben meine kleine Schwester“, sagt sie beleidigt.

Dass aber auch die kleinen Dinge im Leben große Freude machen können, weiß Brigitte Böttger, auf weihnachtlichem Besuch aus Bayern in der alten Heimat. Auf dem Titelbild vom Orang-Utan-Babys des Zoo-Kalenders 2018 entdeckt sie sogar noch ein bisschen Ähnlichkeit mit ihrem Lebensgefährten. „Den Kalender kriegt meine 94-jährige Mutter, weil sie schon ihr ganzes Leben lang ein großer Tierfreund ist.“

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