WZ hilft Bei der Tafel ist immer ein Platz frei

Beim gemeinsamen Essen tauschen sich Helfer und Flüchtlinge aus — mit Unterstützung der Aktion WZ hilft.

WZ hilft: Bei der Tafel ist immer ein Platz frei
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Testlauf in den Räumen der Herz-Jesu-Gemeinde an der Friedrich-Ebert-Straße. „Ein Platz ist immer frei für Leute, die Hilfe brauchen“, sagt Hansgeorg Rehbein, Vorsitzender der Krefelder Tafel und Flüchtlingskoordinator, um den Gästen Logo und Leitidee der Tafel und den Anlass des „Welcome Dinners“ zu erklären. An einem der Tische sitzt Karzan Kamal Ail aus dem Irak. Der 42-Jährige ist zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern seit drei Wochen in Krefeld.

„Es ist wichtig, dass man mit den Menschen in Kontakt kommt“, sagt Irmgard Hausmanns, stellvertretende Leiterin der Tafel, die mit den Gästen aus dem Irak an einem Tisch sitzt und gerade erfahren hat, dass der jüngste Sohn Bahand zehn Jahre alt ist.

Dann kommt das Essen auf den Tisch, und Hausmanns wird kurzzeitig zur Sprachlehrerin. Die Familie möchte wissen, wie die Zutaten des Gerichts genannt werden. Begriffe wie Reis, Zucchini und Paprika machen die Runde am Tisch. Zu Hause habe es oft Couscous gegeben, sagt Karzan Kamal Ail.

Bei der Tafel stehen heute Hühnchen oder Fisch, Gemüse und Reis auf dem Speiseplan. „Unsere Mitarbeiter haben heute extra unkritisch gekocht“, erklärt Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein.

Im Alltagsgeschäft der Tafel ist das nicht immer möglich, macht Volker Weber deutlich, der seit 19 Jahren bei der Tafel hilft: „Wir legen Lebensmittel für Muslime zur Seite, wenn es geht. Ansonsten müssen wir sagen, dass wir nichts anderes da haben.“

Die Tafelmitarbeiter sorgen sich nicht nur darum, dass die Mahlzeiten auf den Tisch kommen, sondern nehmen auch eine Vermittlerrolle zwischen den Bedürftigen ein, macht Weber deutlich. „Wir müssen immer wieder mit unseren Altkunden reden, um zu vermitteln, dass das Essen jetzt mit den Flüchtlingen geteilt werden muss“, erklärt Weber. Gespräche würden gesucht, um Missgunst unter den Tafelgästen zu vermeiden. „Ich sage unseren Stammgästen, dass die Flüchtlinge auch arme Schlucker sind, die genauso bedürftig sind“, sagt Weber, der fest davon überzeugt ist, dass die Mitarbeiter dabei auf einem guten Weg sind.

Christa Wagner leitet die Ausgabestelle der Tafel in Stahldorf. „Im normalen Betrieb haben wir keine Zeit, uns groß mit den Besuchern zu unterhalten“, sagt sie beim Nachtisch, einem Stück Kuchen. Insgesamt würden 200 bis 400 Familien die Ausgabestelle an der Vulkanstraße nutzen. Etwa 153 Familien davon seien nach Deutschland geflüchtet.

Luigj Dunga nutzt regelmäßig das Angebot der Tafel in Stahldorf. Wichtiger als die angebotenen Lebensmittel ist für ihn die Möglichkeit, sich dort auszutauschen. „Der Kontakt mit anderen Menschen ist gut für uns“, sagt der 34-Jährige, der sich auch für die Tafel engagiert — Kisten schleppt oder bei anderen Vorbereitungen für die Essensausgabe hilft.

Ähnliche Kooperationen könnten in Zukunft noch häufiger entstehen. Flüchtlingskoordinator und Tafel-Chef Hansgeorg Rehbein habe sich während des Mittagessens mit einem Flüchtling unterhalten, der gleich vier Sprachen übersetzen könne. Das wäre beispielsweise in Stahldorf eine große Hilfe. „Wir verständigen uns mit Händen oder Füßen“, erzählt Christa Wagner. Auch selbstgebastelte Bildchen, die beispielsweise für Schweinefleisch stehen, würden genutzt.

Regina Müller kommt zumindest bei der Erstauflage des „Welcome Dinners“ auch ohne Verständigungshilfen aus. Mit einem herzlichen Lächeln begrüßt die Seniorin, die seit November bei der Essensvergabe hilft, einen ihr bekannten Gast aus dem Iran. „Zare hat mir gesagt, dass sie sich freut, hier zu sein, weil sie sich hier unterhalten kann und sich sonst depressiv fühlt“, erzählt die Helferin. Und: „Im Tafel-Alltag hätten wir gar keine Zeit, uns zu unterhalten.“

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