Bauen die Stadtwerke ein Gaskraftwerk in Uerdingen?

SWK wollen mehr Strom selbst erzeugen. Klappt es mit den Beteiligungen nicht, ist Geld für eigene Projekte da.

Krefeld. Auf der Internet-Seite von Trianel ist die Welt noch in Ordnung. Das im Uerdinger Chemiepark geplante Steinkohlekraftwerk wird hier von dem Stadtwerkeverbund in höchsten Tönen gelobt. Dass die geplante Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke die Wirtschaftlichkeit des Projekts in Frage stellt, findet keine Erwähnung. Auch die absehbare Steigerung der Kosten von einer auf 1,6 Milliarden Euro taucht nicht auf.

Offiziell stehen die Stadtwerke Krefeld (SWK) noch zu dem Projekt. Dabei wurde die Beteiligung an dem 750-Megawatt-Kraftwerk längst von 100 auf 30 MW reduziert. "Sollte das Kohlekraftwerk tatsächlich 1,6 Milliarden Euro kosten, rechnet es sich nicht mehr", sagt SWK-Aufsichtsratschef Ulrich Hahnen im Gespräch mit der WZ. Es sei zudem nicht zu bestreiten, dass sich die Bedingungen für das Projekt durch die längere Laufzeit der Atomkraftwerke verschlechtert hätten, so der SPD-Fraktionschef im Krefelder Stadtrat.

Strategisches Ziel der SWK ist es laut Hahnen, mehr Strom selbst zu erzeugen. Der Anteil soll auf 50 Prozent der Spitzenlast klettern, was einer Leistung von 150 MW entspricht. Davon sind die Stadtwerke noch weit entfernt. Neben der Beteiligung an dem Kohlekraftwerk wollen die SWK deshalb mit sechs anderen Stadtwerken die Mehrheit an der Steag übernehmen. Das Unternehmen ist eine Tochter des Evonik-Konzerns und der fünftgrößte deutsche Stromerzeuger. Steag verfügt über eine installierte Leistung von rund 10000 Megawatt. Die Kosten der Übernahme dürften im Milliardenbereich liegen. Der SWK-Anteil bewegt sich also im dreistelligen Millionenbereich.

"Die wirtschaftliche Kraft der SWK reicht aus, um die Projekte Kohlekraftwerk und Steag parallel zu verfolgen", so Hahnen. Sollten diese Vorhaben scheitern, müsse man neu nachdenken.

Es sei rein spekulativ, über ein eigenes Gaskraftwerk der SWK im Chemiepark Uerdingen zu sprechen, so Hahnen. Natürlich müssten die Firmen dort rund um die Uhr mit Strom und Dampf versorgt werden. Mit den alten Kesseln sei das umweltverträglich nicht mehr möglich. Sollte das Kohlekraftwerk nicht gebaut werden, müsse es Alternativen geben.

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