Krefeld Bauaufsicht schließt Lernstandort

In einem anonymen Brief berichten Kursteilnehmer von unhaltbaren Zuständen in Schulungsräumen der Aha GmbH.

Krefeld: Bauaufsicht schließt Lernstandort
Foto: abi

Krefeld. Als eine Mitarbeiterin der Bauaufsicht am vergangenen Mittwoch gegen 11.30 Uhr die Räume der Aha GmbH an der Dießemer Straße 15 betritt, sind die Kursteilnehmer erleichtert. Endlich wird etwas gegen die unhaltbaren Zustände vor Ort unternommen.

In diesem Fall bedeutet das, der Lernstandort wird auf unbestimmte Zeit geschlossen. Dem Betreiber wird die ungenehmigte Nutzung der Schulungsräume mündlich untersagt. Der Unterricht wird abgebrochen und alle Personen vor Ort müssen das Gebäude verlassen.

Dabei war der Lernstandort erst am 10. Januar in Betrieb genommen worden. Das aber, so sagt Stadtsprecher Manuel Kölker, wohl illegaler Weise. Obwohl ein eingereichter Bauantrag zur Nutzungsänderung im Dezember von der Bauaufsicht abgelehnt worden war, ließ Sylvia Franzke, die Geschäftsführerin der Aha GmbH, am neuen Lernstandort unterrichten. „Ein neuer und prüffähiger Bauantrag ist bisher nicht eingegangen. Nach Auskunft des Entwurfsverfassers wird derzeit noch das erforderliche Brandschutzkonzept für den Bauantrag erstellt“, berichtet Manuel Kölker.

Auf Nachfrage erklärt Sylvia Franzke: „Wir befinden uns in der Klärung. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir deshalb keine Auskunft dazu geben möchten. Die Angelegenheit dürfte kurzfristig geklärt sein.“

In einem anonymen Schreiben, das der WZ vorliegt, hatten Kursteilnehmer sich an die Agentur für Arbeit, die Zertifizierungsstelle Certqua und die Feuerwehr gewandt und auf die ihrer Meinung nach unhaltbaren Zustände in den Räumen an der Dießemer Straße hingewiesen. Unter anderem sollen in dem Gebäude keine Rauchmelder vorhanden sein, Feuerlöscher fehlen, Fluchtwege nicht ausgeschildert und der Eingangsbereich dermaßen beschädigt sein, dass Unfallgefahr bestehe. Die Geschäftsführerin der Aha GmbH sagt: „Auf anonyme Schreiben reagieren wir grundsätzlich nicht.“

Ein typischer Reflex der Betreiberin, findet Sebastian Ulz. „Bei der Aha GmbH herrscht das pure Chaos, Kritik wird überhaupt nicht gern gesehen“, sagt der ehemalige Kursteilnehmer, der seine Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt vor rund einem halben Jahr abbrach.

„Ich hatte mir die Aha GmbH für meine Weiterbildungsmaßnahme ausgesucht, weil sie Präsenzunterricht anbot — das machen nur sehr wenige“, sagt Sebastian Ulz und ergänzt: „Es saßen so viele verschiedene Schüler in einem Raum, die alle einen unterschiedlichen Schwerpunkt hatten. Themen- und prüfungsbezogen wurde nicht unterricht.“

Auch Tamara Borg hat ihren Vertrag bei der Aha GmbH gekündigt. „Natürlich war meine Firma wenig begeistert darüber, aber es ging einfach nicht mehr, die Unterrichtsinhalte wurden einfach nicht vermittelt, wir waren auf uns alleine gestellt“, kritisiert Tamara Borg.

Kathrin Heintze, eine weitere ehemalige Kursteilnehmerin erinnert sich, dass eigentlich nur von 9 bis 12.15 Uhr Unterricht stattfand. „Danach wurden wir alleine gelassen, die Dozenten blieben einfach weg, obwohl der Unterricht noch bis 16 Uhr ging“, sagt sie.

Sylvia Franzke will von ausgefallenem Unterricht nichts wissen und sagt: „Wir haben eine ausreichende Zahl an Dozenten, um unserem Bildungsauftrag nachzukommen und die Dozenten sind ganztägig vor Ort.“ Kritik würde von der Geschäftsführerin ernst genommen.

Arbeitsagentur, Jocenter und Certqua ist der jetzt aufgetauchte anonyme Brief aktueller Kursteilnehmer auch bekannt. Doch verantwortlich fühlt sich für die mutmaßlichen Verfehlungen der Aha GmbH keiner so richtig.

Die Zertifizierungsstelle Certqua verweist darauf, den Sachverhalt zu prüfen, erklärte aber in einem Antwortschreiben auf die Kritik eines Kursteilnehmers: „Sie haben Recht, Sie sind nicht der erste, der sich über den Träger beschwert. Wir als Zertifizierungsstelle haben allerdings nur eingeschränkt Möglichkeiten zu reagieren. Die einzige Stelle, die Ihnen wirklich helfen kann, ist die örtliche Agentur.“

Michael Becker, Sprecher der Krefelder Arbeitsagentur, entgegnet: „Wir waren unter der Woche vor Ort und haben Kontrollen durchgeführt. Wir werden unsere Erkenntnisse an den Zertifizierer weitergeben.“ Im schlimmsten Fall droht der Aha GmbH der Entzug der Zulassung.

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