Bahnhofsmission: An Gleis 1 gibt es Hilfe in der Not

Zwei Jahre nach der Schließung bietet die Diakonie wieder einen Treff an.

Krefeld. Wenn sich die Türen der Waggons öffnen, drängen Pendler, Reisende, heimkehrende Menschen aus und in den Zug. Gleis 1 auf dem Hauptbahnhof ist ein Ort des Abschieds, des Wiedersehens, der Eile. Einsteigen! Türen schließen! Abfahrt! Eben pulsierte noch auf dem Bahnsteig quirliges Treiben, jetzt herrscht Stille und Leere. Manchmal bleibt ein Mensch hilfesuchend auf dem verwaisten Bahnsteig stehen. Er blickt sich um - Bahnhofsmission und ein Pfeil weist ihm die Richtung zur Hilfe. In den vergangenen anderthalb Jahren rüttelten Hilfesuchende dort jedoch vergeblich an der Türe. Geschlossen! Doch am Samstag eröffnete die Diakonie Krefeld-Viersen wieder die Anlaufstelle für Reisende in jeglicher Notlage.

Ein leicht angerostetes Schild zeigt den Bahnkilometer 87,4 an. Es hängt auf Gleis 1 des Hauptbahnhofes. Seit vielen Jahrzehnten steht neben Gleiskilometer 87,4 ein kleiner Flachbau - die Bahnhofsmission. Mit ihrer "neuen Kluft" steht dort Ulrike Mürl inmitten einer Schar von Gratulanten. Der Gottesdienst ist vorbei, die Ansprachen gehalten. Alles strömt nun in das kleine Haus, um zu sehen, was daraus geworden ist. Statt der alten Armbinde mit dem Symbol der Bahnhofsmission trägt Mürl eine blaue Weste, das Symbol auf der Brust und größer auf dem Rücken.

Die 51-jährige Krefelderin leitet künftig die Bahnhofsmission. "Meine Aufgabe wird die Koordination der Ehrenamtlichen sein", sagt die Diplom-Pädagogin, die jahrelang in der Frauenberatungsstelle arbeitete.

Zehn Tage bekleidet sie nun ihr neues Amt. Jetzt gilt es für sie, neue ehrenamtliche Kräfte für die Mission zu mobilisieren. Alleine mit ihrer zehnstündigen (Teilzeit-)Stelle kann das Haus nicht durchgehend geöffnet bleiben. 20 bis 30 Helfer werden wohl benötigt, schätzt Mürl.

Die Arbeit an einem neuen Konzept in den Reihen der Diakonie begann im Februar 2006. Eine breite Palette an seelsorgerischen und kulturellen Angeboten wurde erarbeitet. "Wir möchten den Menschen Diakonie und Kirche neu zeigen", betont Weinebrod. Das Gleis 1 soll ein Treffpunkt und ein Anlaufpunkt sein: Einfach auf einen Kaffee vorbei kommen, ein Pflaster für kleine Wunden und Helfer in der Not.

"Wir gingen dann ziemlich schnell auf die Bahn zu", erinnert sich Hannelore Heume. Sie koordinierte das gesamte Projekt. "Früher war es eine Suppenküche. Das wollte die Bahn aber nicht mehr." Und das entsprach auch nicht den Vorstellung der Diakonie. Der unbefristete Vertrag mit der Bahn wurde im Dezember 2006 unterzeichnet. Kostenfrei überlässt das Unternehmen der Diakonie das Gebäude. Die notwendigen Umbauarbeiten übernahmen 70 Auszubildende (WZ berichtete). Unterm Strich kostete die Sanierung rund 20 000 Euro.

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