Flucht Ausbrecher in Bayern aufgetaucht

Rahim Direkci, der 2007 spektakulär aus Krefelds Knast verschwand und seitdem gesucht wird, soll in Bayern zugeschlagen haben.

Flucht: Ausbrecher in Bayern aufgetaucht
Foto: Polizei

Krefeld. Es war ein Coup, spektakulär und filmreif: Am Freitag, 12. Oktober, verschwand Rahim Direkci aus der Justizvollzugsanstalt in Krefeld. Der damals 38-Jährige war vom Landgericht wenige Tage zuvor, Ende September, wegen zwei Banküberfällen und Geiselnahme — noch nicht rechtskräftig — zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Wie er entkam, ob er Helfer hatte, wo er sich seitdem aufhält ist völlig unklar. Immer noch.

Seit seiner Flucht wird der Mann mit internationalem Haftbefehl gesucht. Jetzt gibt es nach Jahren ein indirektes Lebenszeichen von dem Flüchtigen. Die Polizei in Bayern, Präsidium Schwaben Nord, fahndet nach ihm.

Offenbar ist Direkci seinem Metier treu geblieben. Laut Thomas Rieger, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, gibt es „im Rahmen der Ermittlungen handfeste Hinweise“ darauf, dass er für drei Überfälle im Raum Augsburg verantwortlich ist: So soll er im April 2015 in Augsburg-Bärenkeller eine Bankangestellte, die gerade den Tresor abrechnete, mit einer Schusswaffe bedroht haben.

Im Januar dieses Jahres soll er sich in Augsburg-Oberhausen in der Toilette einer Bank versteckt, später eine Mitarbeiterin beim Zählen des Kassenbestandes überrascht und mit einer Schusswaffe bedroht haben. Im Februar dieses Jahres gelangte der Täter in Augsburg-Lechhausen über den Personaleingang in die Bank und bedrohte eine Angestellte mit einer Schusswaffe. Da der Tresor geschlossen war, musste er ohne Beute verschwinden.

„In diesen drei Fällen gehen wir davon aus, dass Direkci unser Tatverdächtiger ist“, sagt Thomas Rieger.

Das Vorgehen ähnelt dem in Krefeld. Hier war Direkci unter anderem verurteilt worden, weil er versucht hatte, die Volksbankfiliale an der Kölner Straße in Fischeln auszurauben — unter Einsatz einer Pistole mit scharfer Munition. Nach einer spektakulären Flucht war er festgenommen worden.

Der Marktwert des mutmaßlichen Täters, Jahrgang 1968, ist in der Zwischenzeit gestiegen: Für zielführende Hinweise sind in Bayern 10 000 Euro zur Belohnung ausgesetzt. In Krefeld ging es 2007 noch um 1500 Euro. Geholfen hat es nicht.

Die Ermittler in Bayern stehen in Kontakt mit der Krefelder Kripo, teilt Thomas Rieger mit. Eine aktuelle Zusammenarbeit, so heißt es in Krefeld, gebe es zurzeit jedoch nicht.

Wo sich Rahim Direkci, genannt Reim, in den Fluchtjahren seit 2007 aufgehalten hat, darüber macht Rieger keine Angaben. Er könne keinen neuen Sachstand mitteilen. „Es gibt neben der Öffentlichkeitsfahndung noch verdeckte Maßnahmen, die uns zum Aufenthaltsort Direkcis führen sollen“, sagt er denkbar allgemein. „Aber wir haben wenig Handfestes. Wir wissen nicht einmal, ob er sich im Bundesgebiet aufhält.“

Der Fall Rahim Direkci hatte 2007 und in den folgenden Wochen und Monaten für viel Aufregung gesorgt. Der Häftling war gegen 18 Uhr am 12. Oktober aus seiner besonders gesicherten Zelle gelassen worden, aber sein Einschluss bei einem anderen Häftling wurde nicht dokumentiert. Gegen 20.30 Uhr fiel sein Fehlen erstmals auf und die gesamte JVA wurde auf den Kopf gestellt.

Erst nach Mitternacht wurde die Polizei informiert, später die bundesweite Fahndung veranlasst. Unklar ist bis heute, wie Rahim Direkci die Flucht gelingen konnte. Die Ermittlungen gegen vier Justizvollzugsbeamte wegen einer möglichen Gefangenenbefreiung, wurden eingestellt. „Es gab keinen hinreichenden Tatverdacht“, sagt Krefelds Oberstaatsanwalt Axel Stahl.

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