Aus Realschülern werden Chemiker

Seit 20 Jahren kooperiert Evonik mit der Freiherr-von-Stein-Schule. 60 Schüler fanden im Anschluss einen Arbeitsplatz bei dem Chemieunternehmen.

Aus Realschülern werden Chemiker
Foto: Andreas Bischof

Fischeln. „Ich habe alles richtig gemacht“, sagt Ilona Hansen. Sie ist mittlerweile 28 Jahre alt, hat 2005 an der Freiherr-von-Stein-Schule ihre Mittlere Reife geschafft und arbeitet nach wie vor als Chemie-Laborantin bei Evonik am Krefelder Standort.

Sie ist eine von vielen ehemaligen Schülern, die von einer Kooperation zwischen der Realschule und dem Chemieunternehmen (vormals Stockhausen) profitiert haben.

Winfried Kerrler, Direktor

Seit 20 Jahren gibt es diese Lern-Partnerschaft. Und dieses Jubiläum wurde jetzt groß in der Aula der Schule an der Von-Ketteler-Straße gefeiert. Dazu stehen Verantwortliche, Anleiter und Schüler bei einer Gesprächsrunde auf der Bühne.

Darunter ist Leon, der derzeit die Klasse 8d der Realschule besucht. Leon plaudert munter drauf los: „Früher war ich in einem Gymnasium, hatte keinen Bock auf Schule, aber hier machen vor allem die Projekte und der Chemie-Unterricht großen Spaß.“ Und Leon erzählt weiter: „Ich habe auch mit Frau Reinelt ziemliches Glück gehabt.“ Leon meint Chemie-Lehrerin Jutta Reinelt, die von Anfang an diese Partnerschaft aktiv begleitet und mit Leben gefüllt hat. Ihr steht seit 17 Jahren Biologie-Lehrerin Renate Heuck zur Seite.

Und beim Evonik ist dies von Beginn an die Standortleiterin, Kerstin Oberhaus. Beim Festakt, den die Musik AG und eine Akrobatik-Gruppe gestaltet, ist natürlich Realschul-Direktor Winfried Kettler dabei. Er war anfangs, als auch Dozenten der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf diese Kooperation vorschlugen, überaus skeptisch. Kettler: „Ich konnte mir damals nicht vorstellen, wie diese Zusammenarbeit mit unseren Stundenplänen vereinbar sein sollte. Meine Zweifel haben sich aber schnell pulverisiert.“

Aus den anfangs drei Projekten wurden im Laufe der Zeit immer mehr, mittlerweile sind es über 60. Die Schüler lernen vor Ort unter anderem etwas über den Arbeits- und Gesundheitsschutz, über den Einsatz der Maschinen, lassen sich als Schulsanitäter ausbilden oder nehmen am Bewerbungstraining teil. Kurz vor der eigentlichen Feier rückt die Evonik-Betriebsfeuerwehr an, zeigt einige Übungen mit der Lösch-Spritze. Denn Brandschutz ist wichtig.

Moderator Marcus Stölb, stellvertretender Chef der Betriebsfeuerwehr erzählt, dass er 1991 hier seinen Realschulabschluss gemacht hat. Und der eingangs erwähnte Leon kennt sich auch mit den Superabsorbern von Evonik aus: „Das sind Kunststoffe, zum Beispiel in Windeln, die ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts an Flüssigkeit aufnehmen können.“

An anderen Stellen in der Aula laufen die Schüler hin und her. Sie messen den Lärm — ein weiteres Projekt. Bei Evonik ist für die Arbeitssicherheit Monika von Celiwa zuständig. „Vor wenigen Tagen war ich noch beim Bio-Unterricht in einer zehnten Klasse, es ging vor allem um den Freizeitlärm.“ Erschrocken seien vor allem einige Mädchen, als teilweise die Musik aus ihren Handys mit einer Lautstärke von über 100 dBA hörten, bei über 80 werde es kritisch, könnte es zu Hörschäden kommen.

Und bei einer kleinen Ausstellung werden auch Siegerurkunden von „Jugend forscht“-Wettbewerben gezeigt, an denen sich die Realschule seit einigen Jahren beteiligt.

Dies ist auch ein Ergebnis dieser Lern-Partnerschaft.

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