Architektur-Serie Auf den Spuren des Bauhaus in Krefeld und Düsseldorf

Düsseldorf/Krefeld · Das Bauhaus zählt zu den bedeutendsten Kunst-Strömungen des 20. Jahrhunderts. Der Stil: schön, einfach, funktional, keine Verzierungen und Schnörkel. Zum 100. Geburtstag des Bauhauses 2019 folgen wir seinen Spuren in Düsseldorf. Im ersten Teil berichten wir von den Anfängen der Schule in Dessau.

Mies van der Rohe (l.) war mit dem Düsseldorfer Architekten Hans Schwippert eng befreundet. Die beiden Bauhäusler schufen revoulutionäre Gebäude. Das Foto zeigt, wie sie sich 1959 auf dem Düsseldorfer Flughafen trafen.

Mies van der Rohe (l.) war mit dem Düsseldorfer Architekten Hans Schwippert eng befreundet. Die beiden Bauhäusler schufen revoulutionäre Gebäude. Das Foto zeigt, wie sie sich 1959 auf dem Düsseldorfer Flughafen trafen.

Foto: Bauhaus Archiv Berlin

In der Kunst,- Architektur und Designgeschichte hat der Begriff Bauhaus neue Maßstäbe gesetzt. Dies erstaunt, insbesondere wenn man den Zeitraum von lediglich knapp 15 Jahren des Bestehens bedenkt. Heute genießt das Bauhaus eine hohe Wertschätzung, die sich vor allem mit dem dort entstandenen Design verbindet. Der Begriff ‚Bauhausstil‘ hat sprachlich längst einen festen Platz.

Die Entwicklung dieser Institution vollzog sich im wesentlichen parallel zur Geschichte der ersten deutschen Republik. Der Architekt Walter Gropius gründete das Bauhaus 1919 in Weimar, wo sich die Nationalversammlung zur Ausarbeitung einer demokratischen Verfassung zusammengefunden hatte.

Warum dann Dessau? Dessau hatte zu dieser Zeit etwa 70 000 Einwohner und liegt zwischen Elbe und Mulde. Die Stadt grenzt an den Wörlitzer Park, angelegt von Herzog Friedrich Franz, auch „Vater Franz“ genannt. Bedeutende Industrieunternehmen hatten sich hier angesiedelt wie die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft, die Maschinenfabrik Polysius, die Junkers-Werke mit den bekannten Junkers-Flugzeugwerken und die Dessauer Waggonfabrik, sowie mehrere mittlere und kleine Fabrikationen in der näheren Umgebung.

Mit der Industrie im Rücken konnte der imposante Bau von Walter Gropius realisiert werden, der zum Signum der Bauhaus-Ära werden sollte. Am 4. Dezember 1926 wurde das neue Gebäude eingeweiht.

Der vollständig verglaste Werkstattflügel zur Straßenseite beeindruckte besonders, ebenso die gleichzeitig errichteten und ebenfalls von Gropius entworfenen „Meisterhäuser“. Diese fungierten als Wohnhäuser und vereinten in gleicher Weise wie das Bauhausgebäude konsequent und mustergültig die entwickelten Vorstellungen von Wohnen und Arbeiten. Die neuen durchkomponierten Gebäude wurden bis ins kleinste Detail neu erfunden. 1945 wurde das Gebäude teilweise zerstört, und 1976 rekonstruiert. Erst nach der Wende folgte eine sorgfältige Revitalisierung nach denkmalpflegerischen Kriterien.

Zweck und Ausbildung
der Bauhaus-Schule

Im Gründungsmanifest des Bauhauses von 1919 steht: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau.“ Im Laufe der Entwicklung resultierte jedoch besonders das heutige Industrie- und Grafikdesign aus diesen Ideen. In der Architektur hat sich das modulare Bauen nicht nur bei Industrieanlagen, sondern auch bei der Schaffung günstigen Wohnraums durchgesetzt.

In der Bauhaus-Lehre stand die Ausbildung bildnerisch begabter Menschen und die schöpferischer Gestaltung im Handwerk, in der Industrie und der Architektur im Vordergrund. Die Ausbildung begann mit einer Gestaltungslehre, die als Grundlehre, also eine Handwerkerlehre vermittelt wurde. Wichtig war die Erprobung der Machbarkeit anhand von Modellen für Handwerk und Industrie, Hausbau- und Einrichtung. Als Ausbildungsstätten standen den Studierenden gut ausgestattete Werkstätten für Tischlerei, Wandmalerei, Metall, Weberei, Buchdruckerei (Typographie, Reklame und Kunstdruck) zur Verfügung. Studienbeginn war nur im jeweiligen Wintersemester möglich, Schulgeldzahlung war Pflicht.

Das „Staatliche Bauhaus“ war als Werkgemeinschaft konzipiert mit dem Ziel, die Unterscheidung zwischen Handwerker und Künstler aufzuheben. Durch ihr Schaffen wollten die Mitarbeiter gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. Die Zielsetzungen sind mit denen des Deutschen Werkbundes vergleichbar, der 1907 in Köln gegründet und im Jahre 1952 nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Düsseldorfer Architekten Hans Schwippert wiedergegründet wurde.

Gropius forderte für das Bauhaus, dass Architekten, Bildhauer und Maler zurück zum Handwerk geführt werden müssten. „Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerks.“ Das Gesamtkunstwerk und die Verbindung aller Künste am Bau wurde zum Leitbild für Architektur und Design.

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