Auenland am Hafenbecken

Der Maigrund ist das letzte Auengebiet in Krefeld. Landschaftswächterin Rebecca Eckelboom hält ihn für bedroht.

Krefeld. Es ist das letzte Auengebiet Krefelds. Doch um den Maigrund herum herrscht keineswegs Idylle, liegt er doch inmitten der Industrie und des Gewerbes am Hafen. Ein Dilemma, das schon seit Jahrzehnten immer wieder für Diskussionen sorgt. Und Begehrlichkeiten weckt. So hat unlängst der neue Hafenchef Sascha Odermatt das rund sechseinhalb Hektar große Gebiet wieder ins Spiel für die Entwicklung des Hafens gebracht.

Nun könnten sich die Naturschützer dennoch entspannt zurücklegen angesichts der Fortschreibung als Grünfläche im neuen Flächennutzungsplan, der derzeit aufgestellt wird. Doch der Zustand des einzigartigen Gebietes bereitet Landschaftswächterin Rebecca Eckelboom große Sorgen: „Er hat sich durch umliegende Stäube dramatisch verschlechtert.“

So sei der Sandthymian — für den Wert der Aue von hoher Wichtigkeit — praktisch nicht mehr vorhanden, und von den Herbstzeitlosen fänden sich nur noch wenige Exemplare. „Es gibt noch die gelbe Wiesenraute und einen guten Teil Seggen, doch auch die Herkulesstaude kommt nun flächig vor.“

Ein sogenannter Neophyt, also eine eingewanderte Pflanze, die in diesem Falle einheimische Arten verdrängt. Eckelboom konstatiert verdrossen: „Es ist eigentlich ein Verbrechen, dass diese allerletzte Aue so belastet wurde.“ Insbesondere da sie 1995 eigentlich zum Naturschutzgebiet werden sollte.

Umweltdezernent Thomas Visser sieht das Thema derweil gelassen. Im Fachbereich Grünflächen gebe es derzeit keine Erkenntnisse zu einer dramatischen Verschlechterung. Da er die fachliche Sachkenntnis der Naturschützerin schätzt, wolle er dennoch die unterschiedlichen Ansichten abklären.

Dass der Maigrund bebaut werden könnte, wie es die Hafengesellschaft wohl gerne hätte, glaubt er indes nicht. „Im Landschaftsgesetz ist er als gesetzlich geschütztes Biotop festgelegt. Das ist auch von der Bezirksregierung so abgedeckt.“

Rebecca Eckelboom ist dagegen alarmiert und enttäuscht: „Ich befürchte, dass dieses einzigartige Gebiet irgendwann verloren gehen wird.“ Als Aue jedenfalls sei es in Krefeld nicht zu ersetzen. Und so könnte auch ein Kompromiss — wie etwa eine Ausgleichsfläche an anderer Stelle — nur bedingt greifen. „Das würde schon an der Suche nach einer gleich großen Fläche scheitern“, schätzt Eckelboom.

Eine Aufgabe des Gebietes würde außerdem dem einst allseits begrüßten Freiflächenplan widersprechen. Die Idee des Fachbereichs Grünflächen sah zumindest einmal eine grüne Verbindung der Niepkuhlen über Römersee, Mühlengraben, Römerlager und Maigrund bis hin zum Rhein vor.

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