Widerstand Anwohner wehren sich gegen größeres Obdachlosenheim

Krefeld · Mehr als 40 Anwohner haben in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Süd ihren Unmut über die Pläne der Stadt kundgetan. Die will bei der Betreuung und Unterbringung von Wohnungslosen neue Wege gehen und die städtische Einrichtung an der Feldstraße, die bisher als Notschlafstelle für 60 bis 90 Personen dient, unter dem Namen „Obdach Krefeld“ um- und ausbauen.

 Die Obdachlosenunterkunft in der früheren Schule an der Feldstraße (rechts im Hintergrund) soll vergrößert und entlang der Kölner Straße einen Neubau mit Appartements erhalten. Dagegen regt sich seit einiger Zeit Widerstand in der Nachbarschaft.

Die Obdachlosenunterkunft in der früheren Schule an der Feldstraße (rechts im Hintergrund) soll vergrößert und entlang der Kölner Straße einen Neubau mit Appartements erhalten. Dagegen regt sich seit einiger Zeit Widerstand in der Nachbarschaft.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Für bis zu 200 Menschen könnte somit die ehemalige Don-Bosco-Schule erste Anlaufstelle werden. Schon jetzt schläft Anwohnerin Irene Wolf kaum eine Nacht durch, die endet bei ihr täglich um 4.30 Uhr, wenn sie zur Arbeit muss. Häufig müsse sie nach Mitternacht die Polizei wegen des Lärms rufen, den die Bewohner des Obdachlosenheims vor allem vor der Tür verursachten. Doch das sei nicht alles.

Anwohner klagen über Abfall, Ruhestörung und Belästigung

Wenn die Menschen dort ruhig und gesittet wohnen würden, wäre laut Irene Wolf diese Einrichtung im Stadtteil vermutlich gar kein so großes Problem. „Aber immer wieder müssen wir den Müll dort vor dem Tor und in der Straße wegräumen, ob kaputte Glasflaschen, Abfall oder bekackte Bettlaken“, sagt Wolf auch im Namen anderer Hauseigentümer. Wer in oder aus seinem Haus möchte, müsse immer wieder über Obdachlose steigen, die in den Hauseingängen lägen. „Und wenn Sie die auffordern, zu gehen, werden die oftmals noch frech, vor allem die Frauen“, schildert die Krefelderin ihre Erlebnisse.

Sie ist im Südbezirk groß geworden, wohnt heute mit Familie wieder in ihrem Elternhaus. Eigentlich gerne, wie sie sagt, doch mit der Schließung der Schule und der anderweitigen Nutzung habe sich die Situation geändert. „Während dort die Unterbringung der Asylbewerber überhaupt kein Problem war, haben die Probleme mit Einzug der ersten Obdachlosen schlagartig begonnen.“ Damals, Ende 2017, hatten sich mehrere Anwohner vermehrt über Ruhestörung und Sachbeschädigung einer Bewohnerin der Notschlafstelle beschwert, die immer wieder laut und unflätig rumschrie und Hauswände beschmierte.

Zunächst sollte die Unterbringung von Obdachlosen an der Stelle nur vorübergehend sein. Doch nachdem sich die alternative Immobilie an der Oppumer Straße jetzt vor kurzem als unbewohnbar erwiesen hat, hat es ein Umdenken in der Verwaltung gegeben. Im April hatte die nun zuständige Beigeordnete Sabine Lauxen das neue Konzept für wohnungslose Menschen vorgestellt. Neben einem klassischen Notschlafbereich in der alten Schule soll es in einem Neubau auf dem Grundstück 30 bis 40 Ein-Zimmer-Appartements mit Nasszelle geben. Die dritte Säule ist ein Beratungs- und Betreuungsangebot durch Sozialarbeiter.

Seit Bekanntwerden der Pläne sei die ganze Nachbarschaft in Aufruhr. „Angefangen von den jungen Familien, die in die gerade neu gebauten Häuser hier gezogen sind bis hin zu Bewohnern rund um die Hochschule Niederrhein, die ebenso unter der Rücksichtslosigkeit der Obdachlosen leiden“, sagt Irene Wolf. Denn die Besucher der Obdachlosenunterkunft würden tagsüber im gesamten Quartier auffallen.

Befugnisse der Betreuer
enden am Eingang

Laut Stadt nutzten in dieser Zeit 60 bis 70 Personen das Angebot an der Feldstraße, 20 bis 25 Prozent davon seien Frauen. „16 Mitarbeitende sind als sogenannte Unterkunftsbetreuer in einem Drei-Schichtsystem rund um die Uhr in der Einrichtung tätig. Zwei Sozialarbeiter sind in Kooperation mit den städtischen Streetworkern mit der Beratung und Betreuung der Nutzer der Notschlafstelle betraut“, berichtet Stadtsprecher Sebastian Peters auf Nachfrage. Darüber hinaus bestehe eine enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden von Diakonie, Caritas, Emmaus und anderen Organisationen. Allerdings, so räumt die Stadt ein, könnten die Mitarbeiter vor Ort von ihren Befugnissen her eigentlich nur auf dem Gelände der Einrichtung die Einhaltung der vorhandenen Hausordnung einfordern. „Dennoch achten sie auch auf das nähere Umfeld der Unterkunft, um bei Bedarf auf die Störer einzuwirken“, so die Stadt.

Das klappt laut Irene Wolf aber nicht. Und deshalb wollen sie und weitere Anwohner sich dafür einsetzen, dass es an der Feldstraße nicht noch zu einer größeren Konzentration dieser Personengruppe kommt.

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