Annemarie Schraps ist tot

Nachruf: Die Mutter des „Spiel ohne Ranzen“ und frühere Landtagsabgeordnete starb am Freitagmorgen überraschend zu Hause in Uerdingen.

Krefeld. Die Betroffenheit in der CDU, im Arbeitskreis Krefelder Frauenverbände und in Krefeld allgemein ist groß: Am Freitagmorgen ist Dr. Annemarie Schraps überraschend in ihrer Wohnung im Alter von 73 Jahren gestorben. Woran, das steht noch nicht fest. Unmittelbar, bevor sie zusammenbrach, klagte sie über Übelkeit.

Annemarie Schraps gehörte zu den Persönlichkeiten in der Krefelder Politik, die etwas bewegen wollten und dies auch erreicht haben. 15 Jahre lang - bis 2005 - gehörte sie der CDU-Landtagsfraktion an, in der eines ihrer Hauptthemen der Bau von Sportstätten war.

Das Credo der Vorsitzenden des Vereins "Sport für betagte Bürger" lautete: "Wenn Menschen sich in Gemeinschaft bewegen, bleiben sie gesünder". Aber auch das Wohl der Kinder lag der dreifachen Mutter und zwölffachen Oma immer am Herzen: Sie warnte frühzeitig davor, dass die Kinder in Deutschland immer dicker und träger würden.

Als Vorsitzende der Krefelder Frauenverbände war sie der Motor des Sommerspielplatzes für daheimgebliebene Kinder, dem "Spiel ohne Ranzen" auf der Stadtwaldwiese. Kaum war die Nachricht herum, wurde gestern schon darüber diskutiert, wie und ob es im kommenden Jahr im Stadtwald weitergeht. "Ich kann gar nicht sagen, wie schockiert ich bin", erklärte CDU-Kreisvorsitzender Winfried Schittges, den die WZ an der Ostsee erreichte. Immerhin vertraten er und Annemarie Schraps Krefeld drei Legislaturperioden lang gemeinsam die Seidenstadt im Landtag.

Nach dem Besuch der Oberschule legte sie 1954 in der damaligen DDR das Abitur ab. Nach Umsiedlung nach West-Berlin bestand sie im folgenden Jahr das West-Abitur. Nach Studium in Braunschweig und Hannover mit dem Schwerpunkt Geologie siedelte Annemarie Schraps 1963 als Dr. rer. nat in Geologie und Baustoffkunde nach Krefeld über. Danach unterrichtete sie Geografie und Biologie am damaligen Uerdinger Mädchengymnasium, dem heutigen Gymnasium am Stadtpark.

1969 trat die Voigtländerin in die CDU ein, weil ("ich bin ja in der DDR aufgewachsen") eine andere Partei für sie "nicht in Frage" kam. In dieser Zeit galt Annemarie Schraps als "Vorzeigefrau", weil sie - wie es ein Parteifreund formulierte - "Frau, Mutter, Akademikerin, Flüchtling und evangelisch" war. Von 1975 bis 1994 gehörte sie dem Stadtrat an, war 1984 bis 1989 auch Bürgermeisterin. Bis 2000 stand sie der Frauen-Union Krefeld vor und war bis zuletzt Vorsitzende der Senioren-Union. Zudem war sie stellvertretende Vorsitzende von "Donum vitae" in Krefeld und der Stiftung Lebenshilfe in Krefeld.

Für ihr Engagement erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und den Verdienstorden des Landes NRW. Krefeld ehrte Annemarie Schraps mit der Stadtältestenwürde und dem Stadtehrenring. Die Beerdigung soll im engsten Familienkreis erfolgen, die Trauerfeier ist für den kommenden Freitag geplant. al

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