Ostwall Anlieger in Sorge wegen weiterer Großbaustellen

Händler fürchten erneute Umsatzausfälle und Beschädigungen durch die zahlreichen Baufahrzeuge.

Krefeld. „Ich bin doch jetzt schon fast pleite“, schimpft Angelika Eumann. „Wie soll ich denn zwei weitere Jahre Baustelle überstehen? Wer bezahlt meine Ausfälle?“ Die Frau betreibt das gleichnamige Reisebüro am Ostwall 140. Ganze fünf Kunden seien in der vergangenen Woche in ihr Geschäft gekommen. Nach dem noch nicht abgeschlossenen Ostwall-Umbau stehen ihr drei weitere Großbaustellen in unmittelbarer Nachbarschaft ins Haus. Dazu hatte der städtische Baustellenkoordinator Eckhard Lüdecke zu einem Informationstermin für Anlieger ins Baustellenbüro am Ostwall eingeladen. Rund 20 Interessierte kamen, um mehr zu erfahren.

Am Ostwall 130 und 132 entsteht das hochpreisige „Seidenstadt-Ensemble“, ein Büro- und Wohnhaus für Investor Konrad Steinert. Unmittelbar neben Eumann, ab Nummer 148 bis 152, beginnt die städtische Bau GmbH demnächst mit dem Bau der Passage vom Ostwall bis zur Petersstraße. Dazu kommt der Neubau der Wohnstätte im Bereich der ehemaligen Werkkunstschule (WKS). Auf rund zwei Jahre veranschlagen die Auftraggeber die Bauzeit. Alle drei Projekte müssen mit großem logistischen Aufwand über die Markt-, Peters- und Neue Linner Straße abgewickelt werden.

Thomas Siegert, Chef der beiden städtischen Töchter, prognostiziert für Spitzenzeiten ein Lkw-Aufkommen von 35 Fahrzeugen pro Tag. Das ist ein Lastwagen pro Viertelstunde. Damit die Fahrer „just in time“ auf der Baustelle eintreffen, sollen sie den Sprödentalplatz als „Puffer“ anfahren und von dort abgerufen werden. Die Baustellen erreichen sie dann über die genannten Straßen. Die Abfahrt führt über die Neue Linner Straße.

Marion Bossems, Hausbesitzerin an der Marktstraße, macht sich Sorgen um die Vordächer an ihrem Gebäude. „Die werden jetzt schon laufend abgefahren. Für die Bauzeit sehe ich schwarz.“ Auch Konstanze Schmitz und ihr Mitarbeiter Mortimer von Maltzahn von „Cioccolato“, Neue Linner Straße 90, sehen düstere Wolken über ihrem Geschäft aufziehen. Während Siegert die langfristige und intensive Information der Anwohner zu den Projekten hervorhebt, kritisiert Maltzahn eine „Misskommunikation“ von Seiten der Bauherren.

Rolf Lüttges denkt an die Gefährdung von Kindern durch den Lkw-Verkehr, die vor Vapiano und seinem Geschäft „Idee und Design“ an der Petersstraße 111 in der Fußgängerzone spielen. Lüttges’ Nachfrage nach einem Termin für die Fertigstellung des Glasdachs auf dem Ostwall beantwortet die städtische Bauleiterin Beate Reif mit dem Hinweis auf die nach wie vor nicht vorliegende Genehmigung durch die Bezirksregierung.

Angelika Eumanns Frage nach Kompensation schließt sich Maltzahn an und verweist auf einen aktuellen Bremer Richterspruch, der klagenden Geschäftsleuten Recht gegeben habe. Markus Ottersbach, Einzelhandels-Geschätsführer, und Eckhard Lüdecke bieten den Betroffenen an, im kleineren Kreis solche Möglichkeiten auszuloten und die Einbußen möglichst klein zu halten. Lüdecke bedankte sich in der Runde für einen „lebhaften Abend“.

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