Europäische Zoos Altersruhesitz der ehemaligen Krefelder Elefantenkuh Yhetoo in Gefahr

Krefeld · Die 43-jährige Elefantenkuh ist 2009 aus dem Krefelder Zoo nach Belfast umgezogen. Jetzt gibt es Überlegungen, die Wildtiere dort abzuschaffen.

 Am 21. Januar 2009 verließ die Elefantendame den Krefelder Zoo Richtung Belfast.

Am 21. Januar 2009 verließ die Elefantendame den Krefelder Zoo Richtung Belfast.

Foto: ja/Hella Hallmann

Yhetoo geht es gut. Noch. Die asiatische Elefantenkuh hat 2009 den Krefelder Zoo verlassen müssen, nachdem die beiden älteren Kühe Mumptas Mahal und Rhena die Jüngere begannen zu mobben. Damals gab es noch die Kettenhaltung im Elefantenhaus, auf der Flucht vor den beiden anderen hatte sich Yhetoo losgerissen und sich dabei zwei Zehennägel ausgerissen. Doch es hätte noch schlimmer kommen können.

Deshalb entschloss sich der Krefelder Zoo, im Rahmen des europäischen Erhaltungszuchtprogramms,  Yhetoo an den Belfaster Zoo abzugeben. Dort wurde gerade eine Gruppe von Elefantenkühen aufgebaut, die nicht mehr an der Zucht beteiligt sind. Ein Leben ohne Ketten. Ein aktueller Vorstoß der Sinn-Fein-Partei bringt diesen Altersruhesitz jetzt ins Wanken. Die möchte den Zoo bis 2025 in eine „world-class visitor attraction“ überführen, in dem heimische Tierarten – im Rahmen von Zuchtprogrammen – gefördert werden. Elefanten gehören nicht dazu.

In Myanmar geboren, kam sie mit drei Jahren nach Krefeld

Yhetoo war damals 32 Jahre alt, als sie Krefeld verließ. Geboren in Myanmar (Burma) war sie mit drei Jahren noch als Wildfang in den Krefelder Zoo gekommen, wo bereits seit 1971 die beiden anderen Kühe lebten und sich gut verstanden. Sie wurde die rangniedrigste Kuh und in die Elefanten-Show von Tierpfleger Wolfgang Nehring eingebunden, unter anderem mit einem Kopfstand. Nehring nahm sie mit zu Festen im Kinderheim Kastanienhof, wo Kinder einmal im Jahr auf ihr reiten durften, und er führte seine Elefanten auf den Spazierwegen durch den Zoo.

1995 wechselte sie für ein Jahr in den Zoo Hannover zu Zuchtzwecken. Doch obwohl ihr Name die Mutige bedeutet, war sie von ihrem Naturell her ängstlich. Aus Sicherheitsgründen ließ man sie nicht zum Bullen und sie blieb ungedeckt. 1996 kehrte sie zurück nach Krefeld. Nehring betreute die Elefantendame im direkten Kontakt, als sogenanntes Ersatz-„Leittier“. Doch diese Form der Pflege, vor allem aber die bis zu 15 Stunden dauernde Kettenhaltung stieß fortan immer mehr auf Ablehnung.

Die Vorgaben des Europäischen Erhaltungszucht-Programmes (EEP) und des Bundesamtes für Naturschutz wurden überarbeitet und erweitert. Danach wurden den Tieren mehr Raum zugebilligt, eigene Zugänge, nur noch geschützter Kontakt zum Pfleger (durch ein trennendes Gitter) bis hin zu Kontakt loser Haltung in einer Herde (bislang nicht in Deutschland) vorgeschrieben sowie eine Mindestgröße von vier Elefanten. Der Krefelder Zoo geriet unter Druck, zumal er mit seiner Privatisierung millionenschwere Altlasten übernehmen musste.

Maßgeblich unterstützt vom damaligen Aufsichtsrat arbeitete der Krefelder Zoo mit Hochdruck an den Plänen für eine Vergrößerung der Elefanten-Anlage. Auf die „Publikumslieblinge“ wollte man nicht verzichten, obwohl gleichzeitig auch die in der Natur bedrohten Spitzmaulnashörner mehr Platz brauchten. 2006 hatten Nane und Usoni ihren ersten Nachwuchs (Davu) bekommen. Bis heute sind es fünf Jungtiere.

Die Situation zwischen Yhetoo und den beide älteren Kühen war seit Jahren zwar schon unterschwellig zu spüren, doch im Jahr 2008 spitzten sie sich in Form von heftigen Auseinandersetzungen zu. „Hat ihr früher meist nur Mumptas Mahal zugesetzt, geht jetzt auch Rhena die Jüngere an“, erzählte Zootierarzt Doktor Martin Straube unserer Redaktion. Yhetoo konnte sich bis dahin wehren, indem sie sich unauffällig verhielt. Doch das funktionierte mit einem Mal nicht mehr. Der Zoo musste handeln.

In ihrer neuen Heimat stieg sie auf zum Leittier

Am 21. Januar 2009 verließ Yhetoo den Krefelder Zoo und erreichte nach einer zweitätigen See-Passage ohne Probleme Belfast. „Während der Reise hat sie sogar gefressen“, berichtete Zoodirektor Wolfgang Dreßen. Ein gutes Zeichen. Eine Woche lang hatte sie im neuen Domizil nur Blickkontakt zu ihren Artgenossen, dann durfte sie zu ihnen. Mit Tina freundete sie sich rasch an und mit der Ankunft zweier weiterer Elefantenkühe übernahm sie sogar die Position der Leitkuh.

Was mit ihr und den anderen geschehen könnte, wenn der Zoo die Wildtierhaltung aufgrund politischen Willens aufgeben müsste, ist ungewiss. „Falls es dazu kommt, wird die Abgabe (an welchen Zoo) vom Zuchtbuchkoordinator des EEPs für Indische Elefanten mit Sitz in Rotterdam gemeinsam mit dem Zuchtbuch-Komitee entschieden“, erklärt Wolfgang Dreßen auf Nachfrage. Doch es ist noch nichts entschieden, vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End für Yhetoo.

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