Senioren am Steuer Auch Ältere können gut Autofahren

Krefeld · Der ADAC Nordrhein spricht sich gegen eine Altersgrenze beim Führerschein aus. Wie sehen das ältere Krefelder? Die WZ hat nachgefragt.

Senioren on board: Klaus Rachman, Evi Winkmann am Steuer und Ingrid Peltzer lieben eine Spritztour im Cabriolet.

Senioren on board: Klaus Rachman, Evi Winkmann am Steuer und Ingrid Peltzer lieben eine Spritztour im Cabriolet.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Für Evi Winkmann, Ingrid Peltzer und Klaus Rachmann bedeuten ein Führerschein und ein eigenes Auto Unabhängigkeit, Beweglichkeit und Erleichterung, beispielsweise beim Einkaufen schwerer Sachen. Die drei Rentner besitzen ihre „Lappen“ seit Jahrzehnten und möchten sie noch möglichst lange behalten. Sie betonen aber auch, dass sie vernünftig seien, sich testen ließen und den Führerschein abgeben würden, wenn sie ihre Reaktionsfähigkeit schwinden sähen.

Alterungsprozesse verlaufen individuell unterschiedlich

Dass sich der ADAC Nordrhein gegen eine Altersgrenze beim Führerschein ausspricht, können sie demnach nur unterstreichen. Die Verantwortlichen des Automobilclubs lehnen darüber hinaus eine gesetzlich angeordnete Überprüfung der Fahreignung bei Erreichen eines bestimmten Alters ab. „Alterungsprozesse verlaufen individuell sehr unterschiedlich. Entscheidend für eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr ist nicht das Lebensalter, sondern der Gesundheitszustand des Fahrers und die erworbene Fahrroutine“, sagt Verkehrsexperte Roman Suthold und ergänzt: „Senioren am Steuer haben oft einen schlechten Ruf – zu Unrecht.“

Die drei Senioren, die die WZ befragt hat, bestätigen dies: Das Auto von Klaus Rachmann dient ihm oft als Reisefahrzeug. „Ich war mit meiner Frau Marita in diesem Jahr bereits zweimal in der Nähe von London. Dort wohnt eine unserer drei Töchter“, erzählt der Mann, der nach eigenen Angaben „80 Jahre jung“ ist. „Wir fahren einmal pro Quartal zum Babysitten dorthin.“ Die andere Tochter wohnt in Stuttgart. „Sie besuchen wir auf dem Weg zu unserem Bauernhof in Österreich. Auch das machen wir zweimal jährlich. Und da ich im sächsischen Zittau geboren bin, sind wir auch dort zweimal im Jahr. 20 000 Kilometer kommen per anno auf diese Weise zusammen.“

Wobei er zugibt: „Bei den weiteren Strecken wechsele ich mich alle zwei Stunden mit meiner Frau (75) am Steuer ab.“ In der Krefelder City ist er meist mit dem Roller unterwegs. „Ehe die Autofahrer einen Parkplatz gefunden haben, bin ich wieder zu Hause in Oppum“, sagt er. Was seine private „Unfallstatistik“ während der mehr als 60 Jahre seines Führerscheinbesitzes angeht: „Ich habe zwei kleinere Blechschäden verursacht, als mich einmal die Sonne geblendet hat. Ein anderes Mal war meine Bremsleitung defekt. Einen Totalschaden musste ich hinnehmen, als mir ein anderer Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt nahm.“

Zur Sicherheit besucht Klaus Rachmann regelmäßig den Augenarzt. „Ich brauche aber nur eine Sonnenbrille“, sagt er. „Ich möchte meinen Führerschein ungern abgeben. Wenn ich nicht mehr zweimal wöchentlich zum Turnen und einmal in der Woche zur Wassergymnastik gehen kann, fange ich an, darüber nachzudenken. Vorher gebe ich aber meinen Roller ab.“

Evi Winkmann ist fit wie ein Turnschuh. Marathon läuft die 73-Jährige nicht mehr. „Dreimal die Woche, jeweils 14 Kilometer, nehme ich aber immer noch unter die Füße.“ Ihren Kleinwagen samt Radschublade möchte sie nicht missen. „Ich habe jetzt meinen Führerschein über 50 Jahre. Einmal ist mir ein anderer Autofahrer in den Wagen gekracht. Sonst ist noch nie etwas passiert.“

Befragte schätzen die Unabhängigkeit des Autofahrens

Sie schätzt den fahrbaren Untersatz um beispielsweise schwere Wasserkästen zu transportieren oder sich abends, in der Dunkelheit, sicherer zu fühlen. „Urlaubsorte mit rund 300 Kilometern Entfernung sind auch kein Problem. Für weitere Strecken nehme ich den Flieger.“ Noch verschwendet sie keinen Gedanken daran, sich nicht ans Steuer zu setzen.

Wenn Ingrid Peltzer nach Brilon oder Bad Laasphe in Urlaub fährt, freut sie sich, wenn die Tochter bei diesen längeren Touren am Steuer sitzt. Aber: „Ich habe drei Kinder, die über Krefeld verteilt wohnen. Die besuche ich mit dem Wagen“, sagt die 78-Jährige. „Ebenso die Bekannten in Neuss und Nettetal. Meinen Führerschein habe ich erst mit 31 Jahren gemacht. Davor kamen die Kinder, der Haushalt, das Geschäft. Dann habe ich die 600 Mark für den Ausweis mit Pralinen von meinem Mann geschenkt bekommen. Sechs Wochen später hatte ich ihn. Beim nächsten Geburtstag stand ein älterer Wagen zum Üben vor der Tür.“

Seitdem fährt sie unfallfrei. „Ich mag die Unabhängigkeit, die mit dem eigenen Wagen verbunden ist. Ich bin alleine, bin bis vor drei Jahren noch regelmäßig nach Holland ins Ferienhaus gefahren.“ Peltzer sagt: „Ich bin vernünftig. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr schnell genug reagiere, gebe ich den Führerschein sofort ab. Das ist hoffentlich noch lange nicht.“

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