Ermittlungen Aktenzeichen XY: Krefelder Polizei bekommt viele Hinweise zu Leiche

Krefeld · Ein Ermittler aus Krefeld stellt einen brutalen Mordfall bei „Aktenzeichen XY“ im TV vor. Viele Zuschauer melden sich - obwohl der Fall fast 23 Jahre zurückliegt.

 Gerhard Hoppmann, Leiter der Krefelder Mordkommissionen hat den Fall in der ZDF-Sendung vorgestellt.

Gerhard Hoppmann, Leiter der Krefelder Mordkommissionen hat den Fall in der ZDF-Sendung vorgestellt.

Foto: Ja/Samla

„Wer hat ihn mit dieser unglaublichen Brutalität umgebracht?“, fragt Aktenzeichen XY-Moderator Rudi Cerne am Mittwochabend. Es geht um einen Mord, der vor fast 23 Jahren schon Ermittler aus Krefeld beschäftigt hat. Ende März ist ein neues mit LKA-Technik erstelltes Phantombild des Opfers veröffentlicht worden. Nun hat Gerhard Hoppmann, der erste Kriminalhauptkommissar der Polizei in Krefeld, den Fall in der ZDF-Live-Sendung erneut vorgestellt. Dabei wurden die Zuschauer auch über einige Details des Falls informiert. Am Ende sollten die Krefelder Ermittler zahlreiche neue Hinweise bekommen.

Ermittler aus Krefeld kennt den Fall seit 1996

Gerhard Hoppmann„Ich habe die Leiche seinerzeit selbst untersucht und tatsächlich ist es so, dass man sich daran erinnert, die Leiche noch vor Augen hat und tatsächlich - sie lag dort abgelegt wie ein Stück Müll“, sagt der Ermittler aus Krefeld am. Die Mordkommission habe damals „jeden Stein“ umgedreht. Aber der durch einen Jäger in einer Kiesgrube entdeckte Tote habe nie identifiziert werden können. Was ist bekannt?

Laut Angaben der Polizei wurde am 8.12.1996 in der stillgelegten Kiesgrube Hauser Sandkuhle in Rheurdt-Schaephuysen (Kreis Kleve) an der L140 eine unbekleidete Leiche gefunden. In nachgestellten Szenen bei Aktenzeichen XY ist zu sehen, wie mehrere Männer den Toten aus einem Auto schaffen. Zudem werden Originalaufnahmen der Ermittler aus dem Jahr 1996 gezeigt. Am Fuße eines Abhanges der Grube war demnach der Tote zu sehen, Gestrüpp auf dem Weg dorthin sei plattgetreten gewesen. In einer weiteren nachgestellten Szene berichtet ein Rechtsmediziner, dass der Mann 16 Schädelverletzungen, mehrere Hämatome am ganzen Körper und mehrere gebrochene Finger hatte.Demnach sei davon auszugehen, dass der Mann sich vor den Schlägen schützen wollte. Die Verletzungen am Kopf deuteten auf eine Eisenstange hin, heißt es in der nachgestellten Szene der ZDF-Sendung weiter. Die Leiche habe vermutlich ein bis zwei Wochen in der Kiesgrube gelegen. Zuvor sei sie nach der Tat für bis zu 12 Stunden entweder am Tatort liegen gelassen oder woanders versteckt worden.

Die Ermittler vermuten bis heute, dass der Mann aus Polen oder einem anderen osteuropäischen Land stammen könnte. Darauf deutet laut Angaben der Polizei der schlechte Zustand der Zähne und Amalgam-Füllungen mit für Deutschland zu hohem Quecksilberanteil hin. Der Tote könnte demnach als Erntehelfer an den Niederrhein gekommen sein. Eine Fahndung in Polen blieb damals ohne Ergebnis, heißt es bei Aktenzeichen XY. Auch Aufrufe in einer niederländischen TV-Sendung und bei Aktenzeichen XY im Jahr 1997 blieben ohne Erfolg.

Schon während der ZDF-Sendung gibt es zahlreiche neue Hinweise

 Fast 23 Jahre nach einem Mord im Kreis Kleve sucht die Polizei in Krefeld mit Phantombildern nach Hinweisen zu dem Opfer.

Fast 23 Jahre nach einem Mord im Kreis Kleve sucht die Polizei in Krefeld mit Phantombildern nach Hinweisen zu dem Opfer.

Foto: Polizei Krefeld

Mit den neuen Phantom-Bildern bestehe die Hoffnung, die Identität des Mannes noch ermitteln zu können, sagt Kriminalhauptkommissar Hoppmann am Mittwochabend. Die Ermittler würden auch darauf hoffen, dass sich mögliche „Mitwisser“ oder Helfer, die bei der „Beseitigung der Leiche“ geholfen haben, melden. „Wenn sie damals nicht an der Tat beteiligt waren, wären sie jetzt auch straffrei“, erklärt Hoppmann im Gespräch mit Rudi Cerne.

Schon während der Sendung gibt es zahlreiche neue Hinweise, berichtet ein LKA-Mitarbeiter aus Bayern zur „Schluss-Bilanz“: Einige Anrufer meinten demnach, dass sie den Mann kennen und nannten konkrete Namen. Eine Zuschauerin glaubte, ihn in einem Krankenhaus behandelt zu haben. Ein Mann war sich sicher, dass er kurz vor der Tat von diesem Mann noch einen BMW gekauft hatte.

Ein Anrufer erklärte sogar, dass er eine Woche vor dem Leichenfund einen Audi 80 oder Audi 100 in der Farbe Rot im Bereich des Fundortes gesehen habe. Circa in der Mitte der Sendung hatte der Krefelder Kommissar schon von sechs Anrufern berichtet, darunter einer, der die „Abläufe damals in einem anderen Licht erscheinen lässt.“

Eine weitere „hochinteressante Spur“ hatten die Ermittler laut Hoppmann schon vor der Sendung. Nach der jüngsten Veröffentlichung von Phantombildern hätten sich Rettungskräfte gemeldet, die von einem tödlichen Unfall mit Polen als Insassen berichteten, die gegen einen Baum gefahren waren. Ein Schraubendreher habe „in der Flanke“ des Reifens gesteckt. Laut dem Kommissar offenbar der Grund des Unfalls. Das Interessante an diesem Hinweis: Der Unfall ereignete sich laut dem Ermittler eine Woche vor dem Leichenfund in der Nähe des Fundortes. Laut Hoppmann könnten ein Streit unter Polen, Abrechnung oder Rache Gründe für die Tat gewesen sein. „Das würde auch erklären, warum die Person regelrecht gefoltert wurde“, so Hoppmann.

Die Krefelder Ermittler würden zurzeit der Spur in Polen nachgehen. „Die Belohnung in diesem Fall beträgt 1000 Euro“, so Moderator Rudi Cerne.

Nach der Aktenzeichen XY-Sendung gibt es noch viele weitere Hinweise. Bis Donnerstagnachmittag waren es insgesamt 35, die in München, Kleve und Krefeld aufgenommen worden sind, erklärte eine Sprecherin der Polizei gegenüber unserer Redaktion. Alle müssten nun geprüft werden.

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