Workshop Afrikanische Geschichten aus Stein im Krefelder Zoo

Zwei Shona-Künstler aus Zimbabwe zeigen 30 Schülern in einem Workshop, was sie mit aus Naturstein alles kreieren können.

Workshop: Afrikanische Geschichten aus Stein im Krefelder Zoo
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es wird gehämmert zwischen Afrika-Wiese und Menschenaffenhaus. Aber es sind nicht etwa die Arbeiter, die die Afrika-Lounge gestalten und gerade mit Werkzeug hantieren. Es staubt. Aber nicht nur durch den leichten Wind, der sich auf den ausgetrockneten Wegen austobt. Überall stehen Tiere. Aber nicht im Gehege. Es ist Workshop-Tag bei den Shona-Künstlern im Krefelder Zoo.

Rund 30 Schüler klopfen gerade an Serpentinsteinen herum. Simon will einen Eisbären für seinen Bruder machen. Bei Greta soll es ein Fuchs werden. Und Liv will ihr Lieblingstier, ein Erdmännchen, aus dem fein strukturierten Rohmaterial entstehen lassen.

Nur ein paar Meter von ein paar entspannt am Zaun ihres Geheges stehenden Kudus und zwischen riesigen alten Bäumen sind zwei Pavillons aufgebaut. Unter ihrem Dach sind Werkbänke mit zahlreichen Hämmern, Meißeln, Raspeln, Feilen und Pinseln hergerichtet, an denen die Schüler entweder noch herumwuseln oder schon hochkonzentriert mitten in der Arbeit stecken. Die Technik, mit der Simon, Greta, Liv und ihre Klassenkameraden aus dem simbabwischen Natursteinen ihre gewünschten Formen herausarbeiten können, lernen die Sechstklässler der Grefrather Liebfrauenschule an diesem Tag von Richard Kambuzuma und Merchers Chiwawa.

Die beiden Simbabwer sind Shona-Künstler — ihre Art der Bildhauerei, die ihren Anfang in den 1960er-Jahren nahm, ist nach der größten Bevölkerungsgruppe ihres Heimatlandes benannt. Die beiden und weitere vier Kollegen haben seit Juni im Buchenwald am Vogelhaus Workshops angeboten — durch eine Kooperation des Zoos mit dem Wittener Galeristen Bastian Müller-Mühlinghaus, der seit Jahren Shona-Experten nach Deutschland holt.

Zoodirektor Wolfgang Dreßen ist begeistert, dass das geklappt hat. Nicht nur, weil er diese Kunstform, die häufig auch Tiermotive umsetzt, persönlich mag und schon 2007/2008 viel Freude damit hatte, die erste Shona-Ausstellung in einem Zoo zu organisieren. „Für uns als Zoo wird hier eine wunderbare Brücke zwischen Kunst und Tieren geschlagen, es ist eine Kunst, die sehr nah am Wildtier ist“, sagt Dreßen. „Gleichzeitig unterstützen wir so die Künstler, die in einem Land leben, das hochverschuldet und schon längst nicht mehr die reiche Kornkammer Afrikas ist, und in dem der Tourismus daniederliegt und damit auch der Verkauf von Kunst vor Ort.“

Merchers Chiwawa hat für seinen Aufenthalt in Deutschland für den Sommer seine Frau und vier Kinder zurückgelassen. Allerdings ist das für ihn nicht neu. Denn der Afrikaner reist schon seit 1996 für Workshops nach Europa, zunächst nach Maastricht und jetzt eben unter anderem nach Krefeld. „Und der Kontakt zur Familie ist einfacher geworden“, sagt er lachend und verweist auf die moderne Technik, die es ihm heutzutage ermöglicht, mit seinen Lieben in der Heimat zu chatten. Jetzt steht er mit Richard Kambuzuma, mit dem er zu Hause gemeinsam ein Studio hat, zwischen den Grefrather Kindern und zeigt ihnen, wie aus den unscheinbar wirkenden grauen Steinbrocken, die vor ihnen liegen, Vögel, Reptilien oder Raubtiere entstehen können.

„Der Stein sagt einem schon, was er ist“, sagt er über die Herangehensweise der simbabwischen Shona-Künstler an ihre Werke. Je nach Bearbeitung und Politur werden sie am Ende rötlich, braun, schwarz oder wie Simons Eisbär grün. Auf dem Weg dorthin kommen grobe Meißelhämmer, Feilen und dann immer feineres Schmirgelpapier zum Einsatz. Liv kämpft mit der Form des von ihr gewählten Serpentins. Ein schlankes Erdmännchen will nicht so recht daraus werden. Und so entscheidet sie sich um. „Das wird ein Waschbär.“

Simons Eisbär strahlt am Ende grün. Seelöwen und Elefanten entwickeln sich. „Die Kinder sind wirklich talentiert“, freut sich Chiwawa. Und Greta strahlt ihre Klassen- und Kunstlehrerin Inga Pfeiffer an: „Das war eine wirklich tolle Idee, hierhin zu gehen.“

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