Handball Ärger um Handball-Harz eskaliert: Krefeld macht zwei Sporthallen dicht

Krefelder · Die Teams von Adler Königshof und dem Hülser SV nutzen trotz des Verbots der Stadt den Klebstoff beim Training. Das hat nun Konsequenzen.

 Die Sporthalle in Königshof ist bis auf Weiteres aufgrund von Säuberungsmaßnahmen geschlossen.

Die Sporthalle in Königshof ist bis auf Weiteres aufgrund von Säuberungsmaßnahmen geschlossen.

Foto: Ja/Peter Schroers

Am 14. September eröffnet Adler Königshof mit einem Heimspiel die neue Saison in der Handball-Oberliga gegen den VfB Homberg. Die Vorfreude ist groß. Noch größer als sonst. Denn in diesem Jahr steigt das 100-jährige Vereinsjubiläum der Handballer, die ihr Ehrenjahr bereits Ende August mit Gottesdienst und Empfang gebührend feiern wollen. Oder besser gesagt wollten. Denn seit dieser Woche ist irgendwie alles anders bei Adler. Die Trainings- und Spielhalle in Königshof ist gesperrt. An den Eingangstoren hängt ein Schild mit dem Hinweis, dass diese Halle bis auf Weiteres geschlossen bleibt. Dem Verein ist von der Stadt untersagt worden, die Halle weiterhin zu nutzen. Der Grund für die Schließung: Klebriges Handball-Harz.

Nur in der Glockenspitzhalle ist Harz auch beim Training erlaubt

Für mehr Griffigkeit, mehr Grip beim Passen und Werfen wird das Harz landauf landab sowie international genutzt. Spieler und Trainer sind sich einig, Handball mit und ohne Harz, das sind fast zwei unterschiedliche Sportarten. Doch mit dem Harz kommt auch oftmals der Ärger. Denn was klebt, ist meist nur schwer zu entfernen. Deshalb gibt es in Krefeld klare Vorgaben in Sachen Hallennutzung für die Handballvereine. In Deutschland ist nur Vereinen der vier höchsten Spielklassen die Nutzung von Harz in Pflichtspielen erlaubt.
Deshalb hatte die Stadt den Handballern von Adler Königshof nach dem Abstieg aus der Regionalliga, der vierthöchsten Spielklasse, seit diesem Sommer untersagt, das Harz in der MSM-Halle in Königshof zu nutzen. Am vergangenen Wochenende ist es beim Training trotzdem geschehen. Ein Team der Königshofer ignorierte das Verbot. Die Folge: Ein nach Angaben des Sportamtes katastrophaler Zustand des Kunststoffbodens. Die Verwaltung musste einschreiten und sperrte die Halle für den Sportbetrieb. „Als Stadt haben wir die Betreiberpflicht der Hallen inne“, sagt Sportamtsleiter Oliver Klostermann. Dies bedeute auch, dass die Stadt verpflichtet sei, die Unfallgefahren wie die Rückstände von Harz auf dem Boden zu beseitigen, bevor andere Sportler oder Schüler die Halle betreten. „Der Boden wird nur durch eine spezielle Intensivreinigung wieder richtig sauber.“ Die Kosten beziffert die Stadt pro Halle pro Jahr auf mehr als 100 000 Euro.

Die Situation ist aber komplexer. Denn das Harzverbot gilt beispielsweise nicht für die A-Jugend von Adler Königshof, die in der kommenden Saison in einer Spielgemeinschaft mit den Rhein Vikings nach geglückter Qualifikation in der Junioren-Bundesliga an den Start gehen. „Wir haben entschieden, dass bei den Teams, die Leistungssport betreiben, Harz genutzt werden darf“, sagt Klostermann.

Dies trifft zur Zeit nur auf die Profis der HSG Krefeld (2. Liga) zu und die A-Junioren von Adler. Um möglichst nur einen Trainingsort reinigen zu müssen, wurden den A-Junioren Trainingszeiten in der Glockenspitzhalle ermöglicht, die auch von der HSG zu Trainings- und Spielzwecken genutzt wird. Eine weitere Ausnahmeregelung gibt es für Meisterschaftsspiele der Königshofer A-Junioren. Diese dürfen, dann mit Harz, auch in MSM-Halle ausgetragen werden. „So haben wir für die Leistungssportler aus unserer Sicht gute Möglichkeiten geschaffen, dass nicht auf die Nutzung von Harz verzichtet werden muss“, so Klostermann.

Vereine zeigen sich einsichtig und hoffen auf Lösungsansätze

Dass neben den Profis auch die Amateure gerne mit klebrigen Fingern spielen, ist dem Sportamtsleiter bewusst, „aber wir als Verwaltung können die dann anfallenden Reinigungskosten nicht stemmen“. Ein paar tausend Euro wird die Reinigung der Halle in Königshof kosten. Die Schlussrechnung soll dem Verein zugeschickt werden. Klostermann: „Wenn Mannschaften klar gegen die Vorgaben verstoßen, können wir auch keine Nachsicht walten lassen.“

Bei Adler gesteht man sich Fehler ein. Der Vorsitzende Hans Krüppel sagt: „Unsere zweite Mannschaft hat am vergangenen Wochenende ohne Erlaubnis geharzt. Wir haben uns dafür entschuldigt und müssen die Folgen tragen.Die Mannschaft hat sich nicht korrekt verhalten, da gibt es nichts zu beschönigen.“

Die Schließung in Königshof ist kein Einzelfall. Auch in Hüls musste die Sporthalle am Reepenweg nach einem unerlaubtem Harzeinsatz am vergangenen Wochenende geschlossen werden. „Auch da hat eine Mannschaft gegen die Regeln verstoßen“, sagt Klostermann. Die Rechnung geht in diesem Fall an den Hülser SV. HSV-Handball-Obmann Christoph Eickmanns zeigt Verständnis für die Hallenschließung, sagt aber auch: „Der Krefelder Handball muss insgesamt nach Lösungen suchen, da sind alle gefordert.“

Ins gleiche Horn stößt auch der Adler-Vorsitzende Hans Krüppel: „[...] ein weiteres Problem ist das grundsätzliche Verbot, Harz oder Haftmittel einzusetzen, also der generelle Beschluss. Das können wir so nicht hinnehmen. Darum habe ich am Mittwoch einen Brief an den Oberbürgermeister geschrieben, um ein Gespräch in der kommenden Woche zu führen und gemeinsam nach einer praktikablen Lösung zu suchen.“

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