Selbsthilfegruppe Adoptiert: Suche nach leiblichen Eltern

Dorothee Müller will eine Gruppe für Erwachsene gründen, die dasselbe erlebt haben, wie sie selbst.

Selbsthilfegruppe: Adoptiert: Suche nach leiblichen Eltern
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ihre Adoptiveltern haben nie ein Geheimnis daraus gemacht: Dorothee Müller ist etwa vier Jahre, als sie erfährt, dass Mama und Papa nicht ihre leiblichen Eltern sind. „Vermutlich hätte ich das bei einer anonymen Adoption niemals erfahren“, sagt die 40-Jährige beim Gespräch in der Selbsthilfekontaktstelle. Die Frage nach dem Warum treibt sie an. Dorothee Müller ist elf Jahre alt, als sie mit der Suche nach ihrer wahren Mutter beginnt. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten viel erlebt. Deshalb möchte sie jetzt eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene gründen, die als Kind adoptiert wurden.

Unterstützt wird sie darin von Anne Behnen. Die Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Krefeld hat schon viele Menschen mit besonderen Anliegen bei der Gründung einer Gruppe begleitet. Die meisten beschäftigen sich mit dem Thema Krankheit. Bei Dorothee Müller ist das anders. „Adoption ist ja keine Krankheit“, sagt sie, „und dennoch prägt diese Entscheidung der Mutter weitreichend die eigene Lebenssituation.“

Ihre Adoptiveltern fördern sie in jungen Jahren. Dorothee Müller ist von Geburt an blind, lebt die ersten anderthalb Jahre in einem Krefelder Kinderheim. „Einer einst dort arbeitenden Kinderschwester habe ich es zu verdanken, dass ich letztendlich doch noch meine leibliche Mutter in Krefeld gefunden habe“, erzählt sie. Die Schwester hatte verbotenerweise heimlich losen Kontakt zu der Großmutter gehalten. So konnte Dorothee Müller nach vielen Jahren doch noch ihre Mutter und weitere Familienangehörige ausfindig machen.

„Vor dem ersten Telefonat habe ich noch locker gedacht: Ich möchte die eigentlich mal kennenlernen“, erzählt sie. Nach dem Gespräch brechen sich nach ihren Worten unbekannte Gefühle ihre Bahn: „Jetzt habe ich meine Familie wieder.“

Heute hat sie zwei Familien, kennt weitestgehend die Gründe für ihre Adoption, respektiert sie, heißt sie aber dennoch nicht gut. Sie hätte sich etwas anderes gewünscht für ihre Leben. Ihren Vater hat sie bislang nicht gesucht. „Aber vielleicht kommt das ja noch.“ Schritt für Schritt.

Sie möchte sich mit anderen Menschen, die dasselbe wie sie durchlebt haben, austauschen, gegenseitig Unterstützung geben, aber auch Erfahrungen weitergeben und sich bei der Suche nach den eigenen Wurzeln gegenseitig helfen. Wer daran Interesse hat, kann sich bei Anne Behnen tagsüber in der Woche unter Telefon 96 190 30 melden. Sie wird die Kontakte an Dorothee Müller weiterleiten.

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