Prozess nach Geiselnahme Abschiebe-Drama in Krefeld - Angeklagter Vater will bald aussagen

Krefeld · Um die Abschiebung zu verhindern, soll ein Albaner in Krefeld damit gedroht haben, seine kleine Tochter in die Tiefe zu stürzen. Vor Gericht schweigt er zunächst.

 Unser Archivbild vom 19. September 2018 zeigt den SEK-Einsatz an der Philadelphiastraße.

Unser Archivbild vom 19. September 2018 zeigt den SEK-Einsatz an der Philadelphiastraße.

Foto: Lothar Strücken

Es waren fünf dramatische Stunden am 19. September auf der Philadelphiastraße. Am frühen Morgen hatte ein 30-jähriger Familienvater damit gedroht, sein jüngstes Kind aus dem Fenster zu werfen, um eine Abschiebung zu verhindern. Seit Freitag wird der Vorfall vor dem Landgericht verhandelt. Der Mann muss sich wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Geiselnahme verantworten.

Zwei Polizisten und mehrere Mitarbeiter der Stadt klingelten am besagten Tag um 5.43 Uhr an der Wohnungstür der fünfköpfigen Familie aus Albanien. Sie sollten in ihr Heimatland abgeschoben werden. Laut Stadt waren sie zwei vorherigen schriftlichen Ausreiseverfügungen nicht nachgekommen. Den Rechtsweg hatten sie bereits vorher erfolglos ausgeschöpft, heißt es von Seiten der Krefelder Ausländerbehörde.

Der Vater soll es gewesen, der in der Wohnung die Nerven verlor. Nachdem er die Beamten verbal attackiert hatte, entschieden die Polizisten ihn zu fesseln. Laut Anklage habe sich der Mann aber losgerissen, sei in die Küche gelaufen und habe dort ein Küchenmesser ergriffen. Damit sei er drohend auf einen Polizisten zugegangen, der daraufhin seine Waffe gezogen habe. Um zu verhindern, dass ihr Ehemann angeschossen wird, habe sich dann die Frau zwischen Pistole und Messer gestellt.

Die Beamten zogen sich daraufhin zurück und postierten sich vor der Wohnung. Das soll dem aufgebrachten Angeklagten aber immer noch zu nah gewesen sein. Er habe seine zweijährige Tochter daraufhin über das Geländer der Terrasse im dritten Obergeschoss gehalten und damit gedroht, sie fallen zu lassen, wenn die Behörden nicht abziehen würden.

Erst gegen 10.30 Uhr konnte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei den Familienvater zur Aufgabe bewegen. Er wurde danach in Polizeigewahrsam genommen. Zwei seiner drei Kinder (3 und 5 Jahre) kamen in die Obhut des Jugendamtes. Nur das kleine Mädchen durfte damals bei seiner 27-jährigen Mutter bleiben.Vor Gericht kündigte der Verteidiger des Mannes an, dass er sich beim nächsten Termin zu den Vorwürfen äußern will. Dann soll auch ein psychiatrischer Gutachter dabei sein. Am Freitag war der Termin kurz nach der Anklageverlesung wieder vorbei.

Kurz nach dem Vorfall hatte der Krefelder Flüchtlingsrat eine generelle Kritik an dem „unmenschlichen Vorgehen bei Abschiebungen“ geäußert. Die Stadt Krefeld sprach davon, dass mit einer derartigen Eskalation der Lage im Vorgeld des Einsatzes nicht zu rechnen gewesen sei. „Wir gehen so sensibel vor wie möglich, gerade wenn Familien mit jungen Kindern betroffen sind. Aber bei den Abschiebungsterminen- und zeiten gibt es keinen Ermessensspielraum“, sagte Andreas Pamp, Fachbereichsleiter für Migration und Integration bei der Stadt.

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