Krefeld Abrisskosten für Hochhaus-Ruine sind zu hoch

Alte Gladbacher Straße: Eine Lösung für das ehemalige Studentenwohnheim ist nach 13 Jahren Leerstand nicht in Sicht.

Krefeld: Abrisskosten für Hochhaus-Ruine sind zu hoch
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Wenn hier was passiert, kann niemand sagen, man hätte es nicht gewusst.“ Dieses Schild hat der SPD-Ortsverein im April am Bauzaun vor der Ruine des früheren Studentenwohnheims an der Alten Gladbacher Straße angebracht. Wie ein Mahnmal ragt das 44 Jahre alte Gebäude in den Himmel des Südbezirks. Die Abrisskosten in Höhe von rund 300 000 Euro kann die Eigentümerin, eine Verwaltungsgesellschaft aus Mönchengladbach/Bonn, nach WZ-Informationen nicht aufbringen.

Im Juni sicherte die Stadt das seit 2003 leerstehende Gebäude ab, in dem sich immer wieder unbefugt Menschen aufhalten, Unrat haufenweise abgelagert wird und Brände die Anwohner beunruhigen. Dazu kommt starker Befall mit Ratten, über den die Anwohner klagen.

Im Frühjahr 2014 hatten die beiden Architekten Bertold Schmitz und Klaus Schwittay aus Mülheim und Wuppertal Pläne für ein Wohn- und Pflegeheim für Senioren vorgelegt, dem die Ruine aus dem Baujahr 1972 weichen sollte. Rund 15 Millionen sollten dafür investiert werden. Die Abbruchgenehmigung lag den Architekten bereits vor. Dem aber schob der Rat in Form des Pflegebedarfsplans einen Riegel vor. In seiner Sitzung im Juni 2015 lehnte er einen Antrag von SPD, FDP, LINKE, UWG und Piraten zugunsten des Projektes mit dem äußerst knappen Ergebnis von 27 gegen 27 Stimmen bei einer Stimmenthaltung in geheimer Abstimmung ab.

Im vergangenen Juni gab es erneut ein Gespräch der beiden Architekten mit der Stadtspitze. Ohne Ergebnis. Es blieb bei der Ablehnung des Senioren-Projektes. Architekt Bertold Schmitz dazu: „Wir haben die Pläne jetzt erstmal in den Schrank gestellt. Trotzdem sind wir sicher, dass es im Südbezirk den Bedarf dafür schon jetzt gibt.“ Bernd Albrecht, Vorsitzender des Bürgervereins Südwest kann die Ablehnung des Pflegeheims nicht nachvollziehen.

„Das ist eine politische Entscheidung gegen den Südbezirk“, sagt er und ergänzt: „Die Begründung, es gebe hier genügend Pflegeplätze, können wir nicht nachvollziehen. Eine Bedarfsplanung kann man steuern. Andere Stadtteile wurden vorgezogen.“ Ein weiteres Argument für den Südbezirk, in dem überdurchschnittlich viele Migranten leben, schiebt Albrecht nach: „Bald werden auch diese Menschen pflegebedürftig. Dann sieht das hier im Südbezirk schon wieder ganz anders aus.“

Wie die unendliche Ruinen-Geschichte weitergeht, ist offen. Albrechts Stellvertreterin im Bürgerverein, Gisela Brendle-Vierke, zuckt die Schultern. „Mir dreht sich jedes Mal der Magen um, wenn ich dort vorbeikomme. Wir wissen jedenfalls nicht, ob sich hinter den Kulissen eine Lösung abzeichnet.“ Eine schnelle Lösung scheint jedenfalls nicht in Sicht. „Es gibt Kontakt mit einem durch die Eigentümerin beauftragten Architekten, auch zur Frage von künftigen Nutzungsoptionen“, sagt Timo Bauermeister, Pressesprecher der Stadt.

Immerhin sei das Grundstück jetzt durch einen Bauzaun vor unbefugtem Zutritt gesichert. „Das wird von der Stadt regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf repariert“, versichert Bauermeister. Die Kosten dafür und für die Aufstellung des Bauzaunes werden der Verwaltungsgesellschaft in Rechnung gestellt. In einer heutigen Anwohnerfragestunde der Bezirksvertretung Süd (Um 17 Uhr in Fabrik Heeder) wird es aber bestimmt noch Nachfragen zu der gefürchteten Ruine geben.

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