Hohe Corona-Infektionsraten Krefelds Partnerstadt Leicester leidet unter dem Lockdown

Krefeld · Aufgrund hoher Corona-Infektionsraten gelten in der englischen Großstadt harte Bestimmungen.

 Das britische Militär wurde zur Unterstützung nach Leicester beordert. 425 Corona-Todesfälle sind für die Krefelder Partnerstadt registriert.

Das britische Militär wurde zur Unterstützung nach Leicester beordert. 425 Corona-Todesfälle sind für die Krefelder Partnerstadt registriert.

Foto: dpa/Jacob King

Die Corona-Situation in Krefelds englischer Partnerstadt Leicester ist seit Wochen angespannt. 36 neue Corona-Infektionen waren es am Freitag. Knapp 4500 Menschen haben sich in der 330 000 Einwohner-Stadt seit Ausbruch der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert, 425 Todesfälle zählt das britische Gesundheitsamt. Während die Infektionszahlen in andern Teilen des Landes sinken, gelten für das Stadtgebiet von Leicester weiterhin harte Lockdown-Regeln. Und das wird vorerst auch so bleiben.

Hoffen auf das Ende der Ausgangsbeschränkungen

Den Donnerstagabend verbrachten die Menschen in Krefelds englischer Partnerstadt Leicester vor dem Fernseher. Gebangt folgten sie dort zwei Übertragungen: Dem Fußballspiel ihres Lieblingsvereins Leicester City gegen Sheffield United (2:0) in der höchsten englischen Fußball-Liga am Abend. Der weitaus wichtigere Teil im Fernsehprogramm lief aber bereits am Nachmittag. Da nahm die Politik Stellung zu den möglichen Lockerungen des Lockdowns in der englischen Großstadt. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock stellte diese zwar in Aussicht, voraussichtlich aber erst ab dem 24. Juli. Und auch dieses Datum scheint nicht bindend. „Wir analysieren die Lage täglich und werden dynamisch auf mögliche Entwicklungen reagieren“, erklärte Hancock, der am 30. Juni den ersten Lockdown anordnete, der sich nur auf eine Stadt in England bezog. „Das war damals keine einfache Entscheidung, aber wir mussten sie treffen.“ Die Sieben-Tages-Inzidenz lag zuletzt zwischen 135 und 119 Fällen pro 100 000 Einwohner. Auf Leicester seien in der vergangenen Woche rund zehn Prozent aller neuen Infektionsfälle im Land entfallen, sagte Hancock im Rahmen eines „Updates“ zur aktuellen Lage in Leicester und der Umgebung.

Wie sich die strikten Bestimmungen der Stadt auf den Alltag in Leicester auswirken, berichtet uns Marvin Haas. Der gebürtige Schiefbahner wohnt mit seiner Familie unweit von Leicester. „Ich arbeite im Stadtkern von Leicester, seit Mitte Mai bin ich aber nicht mehr im Büro gewesen. Kneipen, Restaurants und weitere Geschäfte sind geschlossen. Die Situation in England war und ist deutlich schlimmer als in Deutschland“, sagt der Mitarbeiter einer Software-Firma.

Menschen dürfen sich im Freien nur mit maximal sechs Personen treffen. Das eigene Haus darf nur betreten, wer dort auch gemeldet ist und wohnt. Besondere Vorschriften gelten zudem noch mal für Senioren und Menschen mit speziellen Vorerkrankungen. Sie dürfen das eigene Haus seit fast drei Wochen gar nicht mehr verlassen.

Krefelds Oberbürgermeister sendet Genesungsgrüße

Die Situation war teilweise so angespannt, dass die Regierung britische Soldaten zur Unterstützung nach Leicester schickte. Täglich macht das Gesundheitsamt Hausbesuche und verteilt kostenlose Test-Sets an die Menschen. Haas ist sich sicher, dass „die Menschen in Deutschland viel besser informiert gewesen sind über das Virus“ und sich demnach auch vorsichtiger Verhalten hätten. Doch bislang ist weiterhin unklar, wo der Ursprung der vielen Infektionen in Leicester liegt. Längst sind die hohen Infektionszahlen zum landesweiten Topthema geworden.

Im Krefelder Rathaus hat man die teilweise dramatische Situation in Leicester registriert. Oberbürgermeister Frank Meyer stehe in engem Kontakt mit seinen Amtskollegen aus den Partnerstädten und habe sich auch eingehender über die aktuellen Zahlen in allen Krefelder Partnerstädten informiert. Ein Telefonat zwischen Meyer und dem Stadtoberhaupt von Leicester, Peter Soulsby, sei geplant, teilt ein Stadtsprecher mit. „In erster Linie handelt es sich um eine solidarische Unterstützung, indem wir uns über die Lage des anderen gegenseitig informieren und teils praktische Erfahrungen austauschen. Anfragen auch nach materieller Unterstützungen liegen nicht vor“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Gegenseitige Besuche seien aufgrund der immer noch andauernden Pandemie derzeit aber laut dem Sprecher nicht vorgesehen.

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