22-Jähriger schlägt Baby: Ging die Mutter einfach schlafen?

Krefeld. Kaum vorstellbar, was sich vor fünf Monaten in einer Wohnung an der Hubertusstraße in Krefeld abgespielt haben soll. Wegen schwerer Misshandlung eines Säuglings und versuchten Totschlags muss sich jetzt ein 22-jähriger Mann vor dem Krefelder Landgericht verantworten.

Symbolbild

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Foto: dpa

Laut Anklage soll er den fünf Monate alten Jungen heftig mit einem Stock auf den Kopf geschlagen und schwer verletzt haben.

Grund für den brutalen Angriff sei gewesen, dass er das Weinen des Kindes beenden und in Ruhe an seinem Computer spielen wollte, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte schweigt vor Gericht. Mitangeklagt ist die 24-jährige Mutter des Jungen. Ihr werden gefährliche Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung zur Last gelegt, weil sie nicht in der Nacht sondern erst am nächsten Tag mit dem Kind in eine Klinik gefahren sei. Die Kindsmutter H. war während der mutmaßlichen Attacke auf ihr Baby in einer Imbisstube, um Abendessen zu holen. „Als ich zurückkam, hatte K. den Kleinen schon ins Bett gebracht und saß mit seinem Freund vor der Spielkonsole“, so die Frau vor Gericht. Der Kleine sei ruhig gewesen und später sei sie selbst schlafen gegangen. Ihr Freund und sein Besuch hätten die ganze Nacht im Wohnzimmer verbracht.

Mit K. sei sie erst kurz vor der Entbindung zusammengekommen. Als das Baby aber später öfter schrie, sei K. auch schon mehrfach ausgerastet. Auch seien oft Drogen im Spiel gewesen, hier und da hätte sie selbst auch mitgeraucht. Allerdings sei K. nie handgreiflich gegen sie geworden. Sie wunderte sich aber, dass ihr Kind immer öfter blaue Flecken im Gesicht gehabt hatte und sei zu einer Kinderärztin gegangen. Diese soll an einem der nächsten Verhandlungstage aussagen. „Als ich dann morgens gegen 6 Uhr das geschwollene Gesicht meines Babys sah, war ich total durcheinander“, so die Angeklagte.

Diese Uhrzeit wollte der nächtliche Besuch W.(21) ihres Freundes nicht bestätigen. „Sie kam schon zwischen 2 und 3 Uhr ins Wohnzimmer, weinte und fragte K. was mit dem Baby passiert sei. Der sagte, er wüsste es nicht und so ist sie wieder schlafen gegangen“, so der Zeuge W. (21). Erst nachdem sie am nächsten Morgen ihre Mutter angerufen hatte, seien Mutter und Tochter in eine Kinderklinik gefahren. Dass sie mit dem Säugling die Treppe heruntergefallen war, glaubte man ihr dort nicht und verständigte die Polizei.

Laut Gutachten hatte der Säugling mehrere Schädelfrakturen, Hirnblutungen und war in einem lebensbedrohlichen Zustand. Außerdem stellten die Ärzte fest, dass das Kind sowohl frische, aber auch ältere Schädelverletzungen hatte. Spätfolgen können nicht ausgeschlossen werden. Das Kind lebt jetzt bei einer Pflegefamilie. Der Prozess wird fortgesetzt.

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