2030 leben in Krefeld 20 000 Menschen weniger

Die Stadt will das Schrumpfen nicht hinnehmen, sondern vom Nachbarn Düsseldorf profitieren.

Krefeld. Demographischer Wandel — das ist zunächst ein abstrakter Begriff. Die Zahlen dahinter sind jedoch sehr konkret: Krefeld verliert bis 2030 6,3 Prozent der Bevölkerung, wird also rund 20 000 Einwohner weniger haben, so die amtlichen Prognosen. Konkret sind auch die ersten Schritte, die die Stadt unternimmt, um dieser Entwicklung entgegen zu steuern.

Da ist zum einen der neue Flächennutzungsplan, der vor allem in Fischeln neue Wohngebiete vorsieht. Da ist aber auch die Werbe-Kampagne in Düsseldorf mit dem Titel „Komm doch mal rüber“. Beide Ansätze haben das gleiche Ziel: von der wachsenden Stadt Düsseldorf zu profitieren.

Während die anderen Städte Einwohner verlieren, sagen die Experten für die großen Städte am Rhein sogar Zuwächse voraus. Von dem Kuchen wollen die Krefelder etwas abbekommen, denn nicht alle, die in die Landeshauptstadt wollen, werden dort auch wohnen können. Deshalb bieten sich gerade Stadtteile wie Fischeln mit der K-Bahn-Verbindung und der Nähe zur A 44 an.

„Wir wollen von der Entwicklung Düsseldorfs profitieren“, sagt Stadtmarketingchef Ulrich Cloos. Bereits mit dem Papier „230 000 plus“ habe die Stadt sich dafür entschieden, gegen das Schrumpfen zu kämpfen. „Wir wollen den Status quo halten. Dafür muss man Anpassungsstrategien entwickeln, aber auch gegensteuern, indem man Leute überzeugt, nach Krefeld zu ziehen.“

Ein erster Schritt waren die drei Demographie-Workshops, die man im vorigen Jahr für Politik und Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Stiftung angeboten hat. Da ist vielen Krefeldern überhaupt erst klar geworden, was demographischer Wandel bedeutet. Cloos: „Das betrifft jeden, das betrifft alle Lebensbereiche: Sportstätten, Schulen, Kindergärten, Stadtplanung, Infrastruktur, Wirtschaft.“

Deshalb ist eine der Aufgaben, die aus den Workshops erwachsen ist, das Überprüfen der bisherigen städtischen Ziele. Das bedeute, so Cloos, dass man zunächst eine Bestandsaufnahme macht, in welchen Bereichen der Stadt oder der städtischen Töchter schon Konzepte für den demographischen Wandel existieren. Das bedeutet aber auch, Pläne — wie den Stadtumbau West — auf Fragen der alternden und schrumpfenden Bevölkerung zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Eine in den nächsten Wochen noch zu bestimmende Prozessteuerungsgruppe soll dann auf der Basis der Bestandsaufnahme Strategien ableiten und in die politischen Gremien einbringen. Drei zentrale Themen wurden in den Blick genommen: Wohnen, Arbeiten und Aufenthaltsqualität.

Beim Thema Wohnen gehe es nicht nur um Neubaugebiete, sondern auch um die Verbesserung des innerstädtischen Lebens. „Krefeld hat durch die vielen Innenhöfe ein enormes Potenzial“, sagt Cloos, „das müssen wir bekannter machen“.

Wichtig für die Entscheidung über den Wohnort seien Arbeits- und Bildungsangebote. Zudem ist Cloos überzeugt, dass Krefeld mehr aus der Nähe zum Rhein machen kann sowie mit der Bahnpromenade als Freizeitachse.

Parallel müsse man Schulentwicklungs, Flächennutzungs-, Pflege- und Kindergarten-Bedarfsplanung weiterentwickeln. „Wir brauchen dafür kein neues Papier. Aber wir müssen die Überlegungen zum demographischen Wandel einarbeiten“, sagt Cloos.

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