Meinung Die Ausbeutung in der Fleischindustrie ist menschenverachtend

Meinung | Düsseldorf · Die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft hat global gesehen eine lange Tradition. Unfassbar ist allerdings, dass es das auch heute, im Jahr 2019, in einer reichen Industrienation immer noch gibt.

 Fatima Krumm.

Fatima Krumm.

Foto: Melanie Zanin/melanue Zanin

Das bisher bekannte Ausmaß der ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie bezeichnet NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zu Recht als katastrophal. Wenn 87 Prozent der größten Schlachthöfe in NRW eklatante Gesetzesverstöße aufweisen, zeigt das, dass kriminelle Strukturen systemimmanent sind.

Geldbußen im vierstelligen Bereich sind nicht annähernd ausreichend, um die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen zu ahnden.Gerade ausländische Arbeitnehmer sind sich ihrer Rechte nur viel zu selten bewusst. Es kann kein Zufall sein, dass genau die zwei Betriebe, die mit einer Stammbelegschaft arbeiten statt mit Subunternehmern, von Arbeitsschützern positiv bewertet wurden.

Die Arbeitskräfte aus Osteuropa kommen, um einen Lohn zu verdienen, der in ihren Heimatländern kaum möglich ist. Natürlich wollen sie „Stunden kloppen“. Deshalb ist es fraglich, ob Beratungsstellen die Menschen dazu bringen, gegen ihren Arbeitgeber vorzugehen. Doch Arbeitszeitregelungen bestehen aus einem guten Grund. Zudem haben Arbeitnehmer eine berechtigte Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. In vielen Betrieben mit ausbeuterischen Strukturen gilt: Wer Ärger macht, fliegt. Genug Arbeitswillige stehen in den Herkunftsländern bereit. Deshalb ist es die Pflicht der Landesregierung, die Arbeitnehmer durch engmaschige Kontrollen vor kriminellen Arbeitgebern zu schützen.

Doch auch wir, die Fleischkonsumenten, tragen zu dieser Ausbeutungsmaschinerie bei. Mit jeder 400-Gramm-Packung Fleisch, die keine drei Euro kostet, entscheiden sich Konsumenten nicht nur für Billigware, sondern auch für billigste Arbeitsbedingungen.

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