Protestantentreffen Evangelischer Kirchentag in Dortmund - Klima- und Umweltschutz nehmen viel Raum ein

Düsseldorf · Am Mittwoch beginnt das fünftägige Protestanten-Treffen in Dortmund. Neben religiösen Themen gibt es viel Politik und Kultur.

 Mehr als 2000 Veranstaltungen an fünf Tagen: (v. l.) Kirchentagsgeneralsekretärin Julia Helmke, Kirchentagspräsident Hans Leyendecker und Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen,  mit der überdimensionalen Nachbildung eines Programmheftes.

Mehr als 2000 Veranstaltungen an fünf Tagen: (v. l.) Kirchentagsgeneralsekretärin Julia Helmke, Kirchentagspräsident Hans Leyendecker und Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen,  mit der überdimensionalen Nachbildung eines Programmheftes.

Foto: picture alliance/dpa/Bernd Thissen

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Dortmund zuletzt alleiniger Gastgeber des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) war – im Jahr 1963. Als der Kirchentag 1991 im Ruhrgebiet Station machte, zählte die Stadt dann noch einmal neben anderen zu den Veranstaltungsorten. Aber wenn die 600 000-Einwohner-Metropole an der Ruhr von Mittwoch bis Sonntag die rund 100 000 Dauergäste des 37. DEKT empfängt, werden die Erinnerungen an diese Begegnungen mit der protestantischen Bewegung kaum noch eine Rolle spielen. Schon der Hype um den Kirchentag zum Reformationsjubiläum in Berlin und Wittenberg vor zwei Jahren hat sich längst verflüchtigt.

Gegenüber Berlin verspricht Dortmund eine kompaktere Großveranstaltung mit deutlich kürzeren Wegen zu werden. Die mehr als 2000 Veranstaltungen konzentrieren sich auf drei zentrale Stadtgebiete: das Zentrum, die Nordstadt und die Westfalenhallen als Messegelände. Die nördlichsten und südlichsten Veranstaltungsorte liegen gerade viereinhalb Kilometer auseinander.

Westfälische Kirche präsentiert sich beim Abend der Begegnung

Der Abend der Begegnung, obligatorischer Auftakt aller Kirchentage, konzentriert sich auf die Innenstadt. Nach drei parallelen Eröffnungsgottesdiensten um 17.30 Uhr gehört der Mittwoch ab 18.30 Uhr für vier Stunden der Vielfalt der Evangelischen Kirche von Westfalen, deren Gruppen, Organisationen und Gemeinden sich an 300 Ständen präsentieren, ergänzt um Programm auf elf Bühnen. 200 000 Besucher werden erwartet.

Die inhaltliche Ausgestaltung der fünf Tage orientiert sich an dem Bibelzitat „Was für ein Vertrauen“. Naheliegend, dass sich das Motto bei dem traditionell auch stark gesellschaftspolitisch ausgerichteten Treffen nicht nur theologisch versteht. Am Donnerstagmorgen ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Teil des Podiums „Zukunftsvertrauen in der digitalen Moderne“. Am Samstagvormittag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet. Auch zahlreiche weitere Minister und Ministerpräsidenten von Heiko Maas über Franziska Giffey und Svenja Schulze bis zu Armin Laschet, Markus Söder und Winfried Kretschmann kommen nach Dortmund. Grünen-Vorsitzender Robert Habeck, derzeit Deutschlands beliebtester Politiker, diskutiert am Samstag über den Umgang mit Lebensmitteln.

Dass daneben Klima- und Umweltschutz viel Raum einnehmen, verwundert nicht bei einer Großveranstaltung, die sich unter dem christlichen Schlagwort der „Bewahrung der Schöpfung“ seit Jahren für eine möglichst CO2-reduzierte Organisation bemüht. Die Schüler- und Studentenbewegung „Fridays vor Future“ wird auch vertreten sein. Schließlich sind, so Kirchentagspräsident Hans Leyendecker, gut ein Drittel der Kirchentagsteilnehmer unter 30 Jahre alt. „Damit ist der Kirchentag deutlich jünger als der deutsche Bevölkerungsdurchschnitt.“

Rheinische Landeskirche vielfach beteiligt

Die Evangelische Kirche im Rheinland ist auf vielfache Weise an dem Glaubensfest in der benachbarten Landeskirche beteiligt. Am Donnerstag wird in der Westfalenhalle das Chormusical „Martin Luther King“ mit mehr als 2000 Mitwirkenden aufgeführt. Es gibt ein eigenes Bühnenprogramm in der Dortmunder Fußgängerzone. Und der Landesausschuss Rheinland unterstützt Gruppen, die für einen Tag am Kirchentag teilnehmen wollen, durch einen Zuschuss von 50 Prozent zum Preis einer Tageskarte (Näheres unter Telefon 0 21 66/61 59 35).

Denn das ist noch eine der Unbekannten des Dortmunder Kirchentags: wie viele der kirchentagsaffinen Menschen aus NRW die räumliche Nähe nutzen, um nicht in der Stadt zu übernachten, sondern zu pendeln. Präsident Leyendecker hatte schon im Vorfeld befürchtet, das könne sich eventuell negativ auf die Stimmung in der Stadt auswirken.

Der Schlussgottesdienst am Sonntag wird dann an zwei Orten gefeiert: Die rund 100 000 erwarteten Besucher können sich auf den Signal Iduna Park, die Spielstätte des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, und die Seebühne im Westfalenpark verteilen. Wem es trotzdem zu eng wird: Der Gottesdienst wird auch live im ZDF übertragen.

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