Unterschiedliche politische Signale Kirchen wegen Weihnachtsgottesdiensten massiv unter Druck

NRW · Christmette ja oder nein? Die Kirchen stehen wegen der Corona-Pandemie massiv unter Druck, ihre Weihnachtsgottesdienste abzusagen. Aus der NRW-Landesregierung kommen unterschiedliche Signale.

 Die Kirchen stehen wegen der Weihnachtsgottesdienste unter Druck. Absagen – ja oder nein?

Die Kirchen stehen wegen der Weihnachtsgottesdienste unter Druck. Absagen – ja oder nein?

Foto: dpa/Tobias Hase

Die Kirchen in NRW stehen unter großem Druck, wegen der Corona-Pandemie auf Weihnachtsgottesdienste zu verzichten. Die „völlig unabsehbare Entwicklung der Pandemie und die Nöte auf den Intensivstationen in vielen Teilen Deutschlands“ machten dies unausweichlich, sagte Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sprach sich jedoch gegen ein Verbot aus.

Es gebe eine Absprache der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Präsenz-Gottesdienste unter Einhaltung strenger Hygiene-Auflagen zuzulassen, sagte Laschet in Düsseldorf. In großen Kirchen wie dem Kölner Dom seien Gottesdienste unter Beachtung der strengen Hygieneregeln möglich. Er selbst werde allerdings an keiner Christmette teilnehmen.

Die Kirchen befinden sich in der Frage in einer Zwickmühle. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr war ihnen vorgeworfen worden, Gottesdienste und seelsorgerische Arbeit zu bereitwillig eingestellt und damit Gläubige im Stich gelassen zu haben. In den vergangenen Wochen haben die Kirchen nun teils mit großem Einsatz neue Konzepte für Gottesdienste unter Einhaltung der Hygienevorschriften und andere religiöse Angebote entwickelt.

Stamp sagte, ihm sei genau das bewusst, aber es sei „in dieser Lage schwer zu verantworten, dass sich größere Menschenmengen treffen und sich dann doch außerhalb des Gottesdienstes angesichts des Weihnachtsfestes eng begegnen und auch umarmen werden“. Gerade ältere Menschen verspürten vermutlich auch „eine religiöse Pflicht“, in den Gottesdienst zu gehen, wenn er denn stattfinde.

Pfarrer Antonius Hamers vom Katholischen Büro NRW wies dies zurück. Die sogenannte Sonntagspflicht - also die Pflicht, an Sonn- und Feiertagen zur Kirche zu gehen - sei aufgehoben. Es entscheide jeder in Eigenverantwortung. „Interessant, dass ausgerechnet ein liberaler Minister den Menschen so wenig zutraut“, kritisierte Hamers.

Die meisten evangelischen Kirchenleitungen in NRW hatten wegen der aktuellen Corona-Lage bereits ihren Gemeinden geraten, auf Präsen-Gottesdienste zu verzichten. Im Rheinland, wo die Entscheidung den örtlichen Kirchen überlassen wurde, hatten nach Angaben eines Sprechers vom Montag zwischen 80 und 90 Prozent von sich aus die Gottesdienste abgesagt.

Die katholischen Bistümer lehnen einen kompletten Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste jedoch weiterhin ab. Pfarrer Hamers sagte am Dienstag, alle fünf Bistümer seien sich darin einig. Der Generalvikar des Bistums Münster, Klaus Winterkamp, erklärte: „Es ist der katholischen Kirche ein großes Anliegen, den Menschen, die in Präsenz-Gottesdiensten gerade in dieser Zeit besonderen Trost und Kräftigung erfahren, dies auch weiter zu ermöglichen.“

Der Paderborner Generalvikar Alfons Hardt verwies darauf, dass das Infektionsgeschehen je nach Region sehr unterschiedlich sei. Im Flächenbistum Paderborn gebe es Gegenden mit niedrigeren Fallzahlen, in denen viele Menschen große Kreativität entfaltet hätten, um Präsenz-Gottesdienste regelkonform stattfinden zu lassen. Der Essener Dom reduzierte am Dienstag die Zahl der Gottesdienste an Heiligabend und Weihnachten.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hatte am Wochenende ergeben, dass jeder zweite Deutsche angesichts der hohen Infektionszahlen für ein Verbot der Weihnachtsgottesdienste eintritt.

(dpa)
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