Die Chefin der „Grünen Damen“ im Krankenhaus, Marianne Selke-Schwope, gibt ihr Amt im Alter von 80 Jahren auf Kempener Hospital: Eine „Grüne Dame“ muss kürzertreten

Kempen. · (Red) Eigentlich wollte sie noch nicht. Sie fühle sich fit, wolle weiterhin Menschen helfen, sagte sie. Doch nun zieht Marianne Selke-Schwope (80) aus Altersgründen ihren grünen Kittel aus, weil es die Satzung des Vereins so will.

 Marianne Selke-Schwope war über Jahrzehnte im Kempener Hospital engagiert.

Marianne Selke-Schwope war über Jahrzehnte im Kempener Hospital engagiert.

Foto: Grüne Damen / Privat

Mit 80 sei Schluss, heißt es da unter anderem. Der grüne Kittel gibt den Damen ihren Namen. „Grüne Damen“ – dahinter verbirgt sich eine vielfach geschätzte Vereinigung, die Kranken und älteren Menschen zur Seite steht, ehrenamtlich, regelmäßig und diskret. Selke-Schwope war seit 2004 dabei und davon zwölf Jahre die Vorsitzende der „Grünen Damen“ in Kempen, in deren Reihen man vergeblich nach einem oder mehreren männlichen Kollegen sucht. Das sei nicht gewollt, habe sich aber so ergeben, sagt Marianne
Selke-Schwope.

Mittlerweile sind es „nur“ noch zwölf Frauen, die man hier und da auf den Fluren des Hospitals zum Heiligen Geist entdeckt. Sie teilen sich ihren Dienst einmal die Woche auf den jeweiligen und unterschiedlich großen Stationen des Hospitals. Und es sind oft die sprichwörtlich kleinen Dinge, die bei den Patienten groß ankommen. Das kurze, freundliche Gespräch am Krankenbett ist nur ein Beispiel. Oder es wird die Bitte nach „etwas zum Lesen“, um eine Flasche Saft oder eine neue Prepaid-Karte fürs Handy erfüllt. Nicht selten kommt es vor, dass eine „Grüne Dame“ Trost spendet vor einer OP oder nach einer Nachricht, die aufwühlt.

Wer die Dienste der Frauen nicht in Anspruch nehmen möchte, der bleibt „verschont“. Ablehnung gibt es aber selten. Und zum Schmunzeln gibt es oft auch etwas. „Oh, da kommt ‚ne grüne Minna“, wurde eine Grüne Dame von einer Patientin begrüßt. Das Gelächter auf beiden Seiten war groß. Eine „Grüne“ wurde mit der Bemerkung eines Patienten konfrontiert: „Sie können gleich wieder gehen, mit Politik habe ich nix zu tun.“ Das Missverständnis war schnell ausgeräumt.

Organisation wurde 1969 von der evangelischen Kirche gegründet

Die „Grünen Damen und Herren“ sind eine 1969 von der evangelischen Kirche gegründete Hilfsorganisation, die bundesweit ökumenisch aktiv ist. Auch in Kempen treffen sich die Frauen, allesamt medizinische Laien, regelmäßig zu Fortbildungen. Beispiele: Ärzte oder Stationsschwestern stellen sich vor und informieren über ihre Arbeit, oder die Krankenhausseelsorgerin Sylvia Bolz bietet Seminare an zu Themen, die gemeinsam ausgewählt werden.

Selke-Schwope, eine ehemalige Grundschullehrerin, ist mit einem evangelischen Pastor verheiratet. Sie vertritt die Grünen Damen engagiert in den Krankenhaus-Gremien, koordiniert die Einsätze und hat immer ein offenes Ohr für „ihre“ Frauen. Man schätzt ihr Einfühlungsvermögen, ihr Verständnis und auch ihre Entschlossenheit. Ist sie einmal von einer Idee überzeugt, weiß sie sich dafür einzusetzen, schmunzeln ihre Freundinnen und Freunde.  Wichtig ist für Marianne Selke-Schwope, dass der Helferkreis größer wird.

Jetzt haben die Grünen Damen und Hospital-Geschäftsführer Thomas Paßers Marianne Selke-Schwope verabschiedet: In einer von Sylvia Bolz gehaltenen Andacht in der Kapelle des Krankenhauses, einem anschließenden festlichen Beisammensein, mit ein wenig Wehmut und viel Dankeschön. Selke-Schwope, sichtlich gerührt, sagte unter anderem, dass die Krankenhaus-Leitung „uns Grünen Damen immer das Gefühl gibt, nützliche Arbeit zu leisten“. Und natürlich dankte sie „ihren“ Frauen. Noch in diesem Jahr soll es eine neue Chefin der Grünen Damen geben.

Wer bei den „Grünen Damen“ (und Herren) mitmachen will und weitere Informationen haben möchte, sollte unter Tel. 02152/551 600 anrufen.

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