Erste Rede des Bürgermeisters Für ein Miteinander, Offenheit und Toleranz

Kempen · Christoph Dellmans erteilt in seiner Antrittsrede als Kempener Bürgermeister Hass und Gewalt in der Gesellschaft eine Absage.

 Coronakonform trafen sich die Mitglieder des neues Stadtrates sowie die Vertreter der Verwaltung und Gäste zur konstituierenden Ratssitzung im Pädagogischen Zentrum des Thomaeums.

Coronakonform trafen sich die Mitglieder des neues Stadtrates sowie die Vertreter der Verwaltung und Gäste zur konstituierenden Ratssitzung im Pädagogischen Zentrum des Thomaeums.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es war ein denkwürdiger Moment für die Stadt und ein sichtlich bewegender Moment für Christoph Dellmans. Am Dienstagabend wurde der bisherige Stadtsprecher als neuer Kempener Bürgermeister vereidigt. Mit Freude übernahm dies der älteste Ratsherr Detlef Krahé (SPD). Er machte deutlich, dass herausfordernde Aufgaben warten – nicht nur auf den neuen Bürgermeister, sondern auch auf den neuen Rat. Die Anliegen aller gelte es in ausgewogener Angemessenheit zu betrachten. Die Bürger würden sich stärker einbringen wollen. „Das ist auch gut so. Dafür müssen wir neue Formen finden“, so Krahé. Er hofft: „Wenn wir uns schon anstecken, dann bitte mit dem Optimismus, dass wir die zukünftigen Aufgaben auch meistern werden.“

Dellmans stellt Politiker auf schwere Entscheidungen ein

Christoph Dellmans legte seinen Eid mit den Worten „Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe“ ab und erhielt die traditionelle Bürgermeisterkette. Dass er von der hinteren Reihe nun als Bürgermeister in die erste Reihe rücke, erfülle ihn mit „Freude, ein wenig Stolz, Respekt und großer Dankbarkeit“. Vor allem rückte Dellmans in seiner Rede das nun notwendige gemeinsame Handeln von Politik und Verwaltung in den Vordergrund. Corona verändere zurzeit alles. Die Folgen würden die Ratsarbeit bis ins Jahr 2025 prägen – vielleicht darüber hinaus. Dellmans bereitete schon einmal darauf vor, dass schwere Entscheidungen auf die Stadt und auf den Rat zukommen werden, die man gemeinsam treffen müsse.

Er wolle ein „gutes Klima in unserer Stadt“. Damit meint er nicht nur den Schutz des Klimas, sondern auch einen gesellschaftlichen Aspekt. Man müsse die eigenen Werte „gegen Feinde der Demokratie verteidigen“, so Dellmans. Das müsse man tun, indem man die Probleme der Menschen ernst nehme, sie löse und transparent vorgehe. Dellmans betonte, dass er Bürgermeister für alle Kempener sein wolle, dass die Pandemie aber auch nach neuen Formaten der Bürgerbeteiligung verlange. Man müsse die Menschen mehr mitnehmen.

Corona gefährde die gute wirtschaftliche Entwicklung in Kempen. Die Krise müsse man Schulter an Schulter mit der Wirtschaft durchstehen. Dellmans warb beim Thema Wohnen für kreative Lösungen für den Kempener Westen sowie optimale Bedingungen in Sachen Bahnanbindung für Kempen. Für Bildung, Betreuung und Sport sei konsequentes Handeln gefordert. Auch die Jugend will Dellmans mehr einbinden.

Bürgermeister gegen Hass und Rechtsextremismus

Mit Blick auf die Verwaltung wolle er die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung angehen und dafür sorgen, dass das Amt zum Bürger komme und nicht umgekehrt.

Zum Schluss lobte Dellmans die ehrenamtliche Arbeit der Ratsleute. Vor so viel Engagement könne man nur den Hut ziehen. Oft würden aber vor allem die in den Vordergrund treten, die es stets besser wissen, die meckern, pöbeln und sogar drohen. „Je mehr ich hinter die Kulissen schaue, desto erschrockener bin ich“, so Dellmans. Von Hassparolen, aufgeschlitzten Autoreifen bis hin zu Morddrohungen und der Drohung, den Kindern etwas anzutun – das alles habe er von betroffenen Politikern und Bürgermeisterkandidaten gehört. Davon distanzierte er sich klar, ebenso wie von rechten Parolen. Integration und Inklusion seien für ihn selbstverständlich. Er stehe für Toleranz und Offenheit. Dafür gab es Applaus und stehende Ovationen von den Ratsmitgliedern. „Rechtsradikale gehören nicht nur an den Rand der Gesellschaft, sie gehören nirgendwo hin.“

Linke und ÖDP stimmten bei
Vize-Bürgermeistern nicht mit

Im weiteren Verlauf sah die Tagesordnung die Verpflichtung der 50 Ratsmitglieder vor. Die Fraktionen hatten sich zu einer gemeinsamen Liste für die Nominierung der stellvertretenden Bürgermeister verständigt. Aber nicht alle Fraktionen, wie der Linken-Ratsherr Günter Solecki korrigierte, der nun zusammen mit Jeyaratnam Caniceus von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) eine Ratsfraktion bildet, der im Rat nicht wie im Wahlkampf mit der Bürgerinitiative Kempen (BIKK) zusammenarbeitet. „Wir haben uns nicht auf diese Liste verständigt und werden nicht an der Abstimmung teilnehmen“, so Solecki. Weil sie sich nicht beteiligten, kam es doch zur Einstimmigkeit für die Ernennung der stellvertretenden Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen (CDU), Monika Schütz-Madré (Grüne) und Willi Stenhorst (CDU).

Einstimmig erfolgten auch die weiteren Wahlen zu Ausschüssen und deren Vorsitz sowie der Vertreter in sonstigen Gremien, wie Aufsichtsrat der Stadtwerke oder Kuratorium der Stiftung zum Heiligen Geist. Die gemeinsame Liste für diese Posten war letztlich auch von den beiden Einzelkämpfern im Rat, Stefan Ditzen (BIKK) und Peter Müller (AfD), unterzeichnet worden. Beiden war vorgeschlagen worden, als Sachkundige Bürger in einem Ausschuss ihrer Wahl mitzuwirken. Stefan Ditzen wird im Umwelt- und Klimaausschuss, Peter Müller im Bau- und Denkmalausschuss mitarbeiten.

SPD will Denkmalschutz
besonders im Auge behalten

Bürgermeister Dellmans dankte besonders den Fraktionsvorsitzenden Jochen Herbst (CDU), Andreas Gareißen (SPD) und Joachim Straeten (Grüne) für die harte Arbeit, die „just in time“ fertig wurde. 

Andreas Gareißen machte für die SPD-Fraktion allerdings deutlich, dass sie ein Problem damit habe, den Bau- und Denkmalausschuss wieder zusammenzulegen. „Wir sehen da einen Interessenkonflikt“, so Gareißen. Daher hatte man sich auch für die Trennung eingesetzt. Die SPD habe in diesem Ausschuss bewusst den Vorsitz übernommen, um das Thema Denkmal in den Vordergrund rücken zu können.

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