Nach Tod von Riccardo aus Kaarst Staatsanwalt plädiert auf Mord nach Raser-Unfall

Stuttgart/Kaarst · Ein 25-jähriger Kaarster und seine Freundin wurden bei einem Raser-Unfall getötet. Der Fahrer soll wegen Mordes verurteilt werden - allerdings nach Jugendstrafrecht.

 Der Angeklagte in einem Mordprozess nach einem tödlichen Unfall in Stuttgart.

Der Angeklagte in einem Mordprozess nach einem tödlichen Unfall in Stuttgart.

Foto: dpa/Marijan Murat

In Baden-Württemberg soll erstmals ein Raser wegen Mordes und nicht nur wegen fahrlässiger Tötung verurteilt werden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart beantragte im sogenannten Jaguar-Prozess am Montag eine Verurteilung nach Jugendstrafrecht und damit eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren für den 21 Jahre alten Angeklagten, der im Geschwindigkeitsrausch mit einem gemieteten Sportwagen Riccardo (25) aus Kaarst und dessen Freundin (22) auf dem Beifahrersitz getötet hat.

Auch die Nebenkläger werten die Tat als „vorsätzliches Handeln“

Dass die Tat als vorsätzliches Handeln und damit als Mord zu bewerten ist, war auch die Ansicht der drei Nebenkläger, doch nur zwei von ihnen – darunter der Anwalt von Riccardos Eltern – wollten nach Darstellung von Landgerichts-Sprecher Christoph Buchert das Jugendstrafrecht anwenden, das bei Mord maximal zehn Jahre vorsieht. Sie forderten eine Gefängnisstrafe von sechs beziehungsweise acht Jahren. Ein Nebenkläger aber habe den Angeklagten als Erwachsenen einstufen wollen und demzufolge auf lebenslängliche Haft plädiert, sagt Buchert.

Das Plädoyer der Verteidigung mit dem Schlusswort des Angeklagten wird am Montag, 11. November, gesprochen. Das wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. Bislang wies die Verteidigung des jungen Mannes den Vorwurf des Mordes entschieden zurück, auch wenn der Zusammenstoß unfassbar tragisch gewesen sei. Mit einer Urteilsverkündung ist am 15. November zu
rechnen.

Für die Vertreter der Anklage hat der gebürtige Stuttgarter mit dem gemieteten 550-PS-Jaguar seinen Geschwindigkeitsrausch ausleben wollen. Dabei sei ihm völlig egal gewesen, ob andere Menschen dadurch verletzt oder getötet werden. In der Nacht auf den 7. März dieses Jahres war der Auszubildende in dem Wagen schon lange unterwegs und schließlich mit Tempo 168 durch das Stuttgarter Nordbahnhofviertel gerast. Nach einem Ausweichmanöver wegen eines abbiegenden Autos verlor der 21-Jährige die Kontrolle über den Sportwagen und prallte gegen den Kleinwagen eines jungen Paares, das noch an der Unfallstelle
starb.

Riccardo und seine Freundin Jacqueline waren erst kurze Zeit zuvor aus Nordrhein-Westfalen nach Stuttgart gezogen und hatten gemeinsam in einem Kino gearbeitet. Sie standen mit ihrem Auto an der Ausfahrt einer Tiefgarage und wollten nach Dienstschluss heimfahren, als der Jaguar mit etwa 100 bis 110 Stundenkilometern gegen ihren Wagen prallte. Die Eltern der Opfer verfolgen das Verfahren vor der 4. Großen Jugendstrafkammer als Nebenkläger.

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