Joggen, alleine oder zu zweit, ist erlaubt Warum man jetzt mit Laufen anfangen sollte

Düsseldorf · Bewegung an der frischen Luft ist erlaubt. Weil es dazu nicht viel braucht, gehen viele joggen. Das ist gesund und macht glücklich – wenn man es nicht übertreibt.

 Reichlich Licht und Luft: Weil sportliche Betätigung außerhalb der Wohnung erlaubt ist, beginnen viele in diesen Tagen wieder mit dem Joggen. Oder sie laufen erstmals seit Kindertagen.

Reichlich Licht und Luft: Weil sportliche Betätigung außerhalb der Wohnung erlaubt ist, beginnen viele in diesen Tagen wieder mit dem Joggen. Oder sie laufen erstmals seit Kindertagen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Viel geht nicht mehr. Die Großeltern besuchen, ins Kino gehen, Freunde im Café treffen – alles verboten. Aus guten Gründen. Corona öffnet aber auch Türen. Zum Joggen zum Beispiel. Weil es jetzt reichlich Zeit gibt. Und weil es so schön einfach ist. In der Krise versuchen es immer mehr mit dem Dauerlauf. Gefühlt gibt es in Parks, auf Feldwegen und im Wald so viele Jogger wie nie. Laufstile, Tempo und Leggins aus fern zurückliegenden Zeiten verstärken den Eindruck, dass die Menschen das Laufen für sich (wieder-)entdecken.

Laufen liegt in der Natur des Menschen. Als ausdauernder Jäger und Sammler, der zum Nahrungserwerb täglich viele Kilometer zurücklegte, sicherten unsere Vorfahren ihre Zukunft. Der technische Fortschritt machte aus körperlich stark geforderten Nomaden bequeme und oft übergewichtige Wohlstandsbürger mit Rückenleiden. Dabei brauchen biologische Systeme im Gegensatz zu technischen einen ständigen (Bewegungs-) Reiz, denn die Natur arbeitet äußerst ökonomisch. Bleibt dieser Impuls aus, so wird die Struktur, weil scheinbar nicht erforderlich, einfach abgebaut. Das geschieht nicht nur mit den schrumpfenden Muskeln in einem Gipsarm, sondern auch mit unterforderten Knochen, Gelenken und dem Herz-Kreislauf-System.

Laufen ist also gesund. Aber was heißt das schon? Vom Bewegungsmuffel zum überzeugten Jogger bleibt es ein beschwerlicher Weg. Laufen ist Willenssache, beginnt also im Kopf. Es reicht völlig, mit Spazierengehen oder flottem Gehen anzufangen. Beim regelmäßigen Walking lernt man, seinem Körper etwas abzuverlangen, ohne an die Grenzen zu gehen. Walking kann eine Durchgangsstation zum Laufen sein oder auch die Sportart fürs Leben bleiben.

Wer nach guten Gründen für Ausdauertraining sucht, wird schnell fündig. Laufen stärkt unser Herz-Kreislauf-System. Das Herzvolumen nimmt zu, Ruhepuls und Blutdruck sinken. Folge: Das Herz kann ökonomischer arbeiten, weil es nicht mehr so oft schlagen muss.

Für viele das Wichtigste: Laufen lässt die Pfunde purzeln. Wer Gewicht verlieren will, muss Muskeln aufbauen. Beim Joggen sind rund 70 Prozent der Muskulatur im Einsatz, es können also viele Kalorien verbrannt werden. Der Anteil der Fettverbrennung ist bei langsamem Lauftempo am höchsten. Je höher das Lauftempo, umso mehr Kohlenhydrate werden verbrannt. Sportmediziner sind sich einig: Drei Dauerläufe von jeweils 30 bis 40 Minuten Länge pro Woche reichen für die Gesundheit aus. Wer sich noch mehr bewegt, wird zwar fitter, aber nicht unbedingt gesünder.

Wer läuft, ist wacher, aufnahmefähiger, klarer im Kopf

Viele Freizeitsportler machen den Fehler, zu schnell zu laufen. Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass nur flottes Laufen Ausdauerfitness bringt. Das Gegenteil ist richtig: Langsames Laufen auf längeren Strecken führt zum Ziel. Wer beim Laufen ständig außer Puste ist, überfordert seinen Körper. Wer noch sprechen, aber nicht mehr singen kann, ist mit dem richtigen Tempo unterwegs. Laufen verbessert die Denkfähigkeit. Wenn wir unseren Körper belasten, nimmt die Blutzufuhr und damit auch die Sauerstoffversorgung im Gehirn um bis zu 25 Prozent zu. Wie positiv sich das auswirkt, wissen Läufer. Sie sind wacher, aufnahmefähiger, klarer im Kopf. Während eines Trainingslaufs lässt es sich besser denken. Laufen verbessert noch im hohen Alter Gedächtnis, Lernvermögen und Kreativität, weil beim Joggen neben der erhöhten Sauerstoffzufuhr auch der Anteil des Stimmungshormons Serotonin im Gehirn steigt.

Laufen stabilisiert das Immunsystem. Wenn der Stoffwechsel intakt ist, weiß sich der Körper besser zu wehren und ist weniger anfällig für Infektionskrankheiten. Laufen schützt also vor Erkältungen. Es kommt aber auf die richtige Dosis an. Mäßiges Ausdauertraining stimuliert die Immunabwehr, zu viel Training schwächt die Abwehrkräfte. Wer zu oft und zu lange rennt, kann seinem Körper schaden. Schmerzen im Rücken oder an den Knien sind als Überlastungsbeschwerden nicht selten. Ebenso Probleme mit der Achillessehne.

Laufen ist gut für die Seele. Die Lebensfreude steigt, ebenso das Selbstwertgefühl. Nach dem Laufen fühlt man sich meist froh und ausgeglichen, der Stress und die Anspannung des Alltags verschwinden. Der Wohlfühl-Effekt wird zum ständigen Begleiter.

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