Interview mit Kurt Krefft „Uns fehlen ‚radaffine’ Stadtverkehrsplaner“

Leverkusen. · Interview ADFC-Sprecher Kurt Krefft über Radwege, Critical Mass und den Wahlkampf.

 Radler aus Passion und Überzeugung – Kurt Krefft ist Sprecher des ADFC in Leverkusen. 

Radler aus Passion und Überzeugung – Kurt Krefft ist Sprecher des ADFC in Leverkusen. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der ADFC Leverkusen ist umgezogen. Ab jetzt ist der Infoladen in Opladen in den Räumen der Bahnstadt-Info, Freiherr-vom-Stein Straße 3, gegenüber dem Busbahnhof zu finden. Und auch sonst hat der ADFC 2020 einiges vor.

Herr Krefft, warum zieht der ADFC nach Opladen um?

Kurt Krefft: Der ADFC Leverkusen wurde im Info Treff von Nabu und BUND auf der Gustav-Heinemann Straße nicht so richtig wahrgenommen. Am neuen Standort, in den Räumen der Bahnstadt-Info, können wir uns besser präsentieren und sind für die Bevölkerung besser erreichbar. Im neuen Infoladen werden wir mit Veranstaltungen und Angeboten das Interesse vieler Menschen am ADFC wecken können. Wir brauchen Verstärkung und Verjüngung, um als Lobby für Radfahrer wirksam zu arbeiten.

Das Jahr ist noch am Anfang. Welche Projekte hat sich der ADFC für 2020 vorgenommen?

Krefft: Wir haben bei der Erstellung des Mobilitätskonzept 2030+ aktiv mitgewirkt und werden die weitere Entwicklung ganz genau beobachten. Wenn der Rat am 30. März diesem Konzept zustimmt, ist das die Grundlage für die erhoffte Verkehrswende. Hier wird es eine Hauptaufgabe des ADFC sein, die Entwicklung des Radverkehrs fachkompetent zu begleiten.

Der ADFC unterstützt weiter die Critical Mass in Leverkusen.

Krefft: Am 20. Mai wird es in Leverkusen erstmals einen „Ride of Silence“ geben. Jährlich, am dritten Mittwoch im Mai, wird weltweit und in zahlreichen Städten der auf öffentlichen Straßen getöteten und verletzten Radfahrer gedacht. Jetzt auch in Leverkusen.

Und weiter?

Krefft: Am 18. September wird sich der ADFC Leverkusen zum zweiten Mal am weltweiten „Parking Day“ beteiligen. 2018 hatten wir von 10 bis 16 Uhr mehrere Parkplätze auf der Kölner Straße zu Fahrradstellplätzen umfunktioniert. So wurde auf die ungerechte Verteilung es öffentlichen Raums zugunsten des Autos aufmerksam gemacht.

Die Kritik am Endpunkt der Balkantrasse ist groß. Warum?

Krefft: Der Hang zur autogerechten Stadt zeigt sich auch bei der Balkantrasse, die weiterhin auf dem P&R Parkplatz endet. Ein eklatanter Planungsfehler. Auch nach einem Ortstermin am 14. Januar kam keine Einigung zustande. Wir bleiben weiter an dem Thema dran und fordern eine fahrradfreundliche Lösung ein. Der ADFC wird auch weiterhin ein Auge auf die geplanten RadPendlerRouten (RPR) haben, die, inklusive des
Zubringers aus Opladen, von Leverkusen-Mitte nach Köln führen sollen. Radschnellwege sind von den umliegenden Kommunen schon bis an die Grenzen des Leverkusener Stadtgebiets vorgesehen. Der ADFC setzt sich vehement dafür ein, dass die Stadt die Lücken auf ihrem Gebiet schließt.

Wie sieht es in Leverkusen aus in Sachen Radwege? Was sind die dringendsten Probleme, die angegangen werden müssen?

Krefft: Wir brauchen dringend eine sichere und den geltenden Normen entsprechende Radverkehrsinfrastruktur. Einfacher gesagt, Radwege müssen ausreichend breit, gut ausgebaut und sicher sein. Und das ist die Mehrzahl der Radwege in Leverkusen nicht. Es kam sogar zu einem Rückbau der Radverkehrsinfrastruktur durch die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht auf der Solinger Straße zwischen Rheindorf und Opladen sowie auf einem Teil der Odenthaler Straße. Damit ist für die Radfahrer die Benutzung der Fahrbahn auf diesen Straßen der Regelfall, ohne dass auf diesen engen Landesstraßen die Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometer reduziert worden wäre. Das heißt im Klartext, wenn Sie da mit dem Fahrrad auf der Straße fahren, gleicht das einem Himmelfahrtskommando. Und das mit Billigung von Stadt und Politik. Da brauchen wir andere Lösungen.

An welchen Stellen sehen Sie Fortschritte für die Radfahrer?

Krefft: Im Alltag der Radfahrer sind Männer mit Lastenfahrrädern zu sehen, die zum Beispiel den Dhünnradweg schön sauber halten. Sonst sieht man leider in den letzten Jahren keine Fortschritte. Zwar ist hier und da etwas ausgebessert oder erneuert worden, aber in der Summe hatte der Radverkehr schlechte Karten. Der Etat für Sanierungen der Radwege betrug in den letzten Jahren ganze 150 000 Euro jährlich. Damit können Sie nur die kleinsten Löcher stopfen. Für Ende des Jahres freuen wir uns auf das Fahrradparkhaus am Bahnhof Opladen, eine echte Verbesserung, leider nur zu klein geplant. Und das nur deshalb, weil allen anderen Planungen Vorrang gegeben wurde. Zum Schluss war da noch ein Stückchen Fläche für das Fahrradparkhaus frei. Es fehlen für die künftige Radverkehrsplanung bei der Stadt „radaffine“ Verkehrsplaner, die Radverkehrsplanung studiert haben.

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