Infoveranstaltung in Kempen Amazon: Sorgen nicht zerstreut

Kempen · Nach der Info-Veranstaltung des Onlinehändlers haben Nachbarn und Mittelstandsvereinigung immer noch Bedenken mit Blick auf den Verkehr.

 Auf dem ehemaligen Naafi-Gelände am Industriering Ost will Amazon einziehen.

Auf dem ehemaligen Naafi-Gelände am Industriering Ost will Amazon einziehen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Vom Industriering Ost 93 sollen ab Anfang des kommenden Jahres die Amazon-Fahrzeuge von Kempen aus in Richtung Kleve und Aachen rollen. Dass sich unter anderem die im Kempener Industriegebiet angesiedelten  Unternehmen Sorgen um den zunehmenden Verkehr durch das Verteilzentrum machen,  zeigte eine gut besuchte Informationsveranstaltung von Amazon im Rathaus.

Ein über Straßen.NRW erstelltes Verkehrsgutachten hat ergeben, dass die jetzige Infrastruktur eine Belastung, wie sie durch Amazon erfolgen wird, nicht zulässt. Laut Straßen.NRW muss sich an zwei Stellen etwas tun: Die Rechtsabbiegespur an der Kreuzung Kerkener Straße/Außenring müsse verlängert werden, um überlange Rückstaus zu vermeiden. Ein weiteres Problem ist die Ampelschaltung an der Ausfahrt von Amazon Ecke Industriering Ost/Kempener Außenring. Um einen Abfluss der Fahrzeuge zu gewährleisten, wird eine andere Taktung benötigt, was Auswirkungen auf den gesamten Außenring hat.

Amazon ließ darauf ein weiteres Gutachten erstellen, das von einem begrenzten Volumen von 200 Amazon-Fahrzeugen pro Tag spricht. „Diese Gutachten liegt Straßen.NRW seit rund drei Wochen vor. Wir warten auf das Ergebnis“, sagte Karsten Frost, Regional Director Operations von Amazon Logistics. Darin berücksichtigt sind allerdings nicht die An- und Abfahrten der Amazon-Mitarbeiter.

Durchschnittlich 200 Fahrzeuge,
in der Spitze bis zu 700

Amazon plant bei Zustimmung von Straßen.NRW zu Beginn mit 200 Fahrzeugen auf die Straße zu gehen, statt mit durchschnittlich 400 Fahrzeugen. Wobei in Spitzenzeiten 600 bis 700 Fahrzeuge von Kempen aus zu den Kunden rollen werden. In dem Verteilzentrum wird Amazon während der Nacht per Lkw die Pakete erhalten, die dort „feinsortiert“ werden, wie es der zukünftige Standortleiter, Stephan Brings, beschrieb. Die 22 500 Quadratmeter große Halle dafür ist zweigeteilt. Auf der einen Seite wird sortiert, auf der anderen Seite fahren die Fahrzeuge zum Beladen an. „Wir gehen nicht in einem Schlag auf die Straße, sondern in Wellen“, so Brings. Mit Beginn der reduzierten Fahrzeugmenge werden so 72 Fahrzeuge in drei 24er Gruppen auf die Straße gelassen. Amazon benutze eine eigene Routenplanung, an die sich die Fahrer genau halten müssten.

„Ich prophezeie, dass diese verkehrliche Lösung nicht klappen wird“, sagte Maik Giesen. Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung im Kreis sowie Bezirk Niederrhein sprach das aus, was viele Unternehmen befürchten: In Kempen könnte es Willicher Verhältnisse geben.

Auch Willich und Tönisvorst
bekommen mehr Verkehr

Wobei die Willicher sich ebenfalls auf mehr Verkehr einrichten können. Pakete, die in südliche Richtung gehen, müssen über Tönisvorst in Richtung Willicher Autobahnzufahrt. In Willich gibt es schon jetzt jeden Tag kilometerlange Rückstaus.

Da Amazon nur über eine Ausfahrt neben dem Areal von Bauer Funken verfügt, fiel die Bemerkung aus den Besucherreihen, dass Bauer Funken dann dicht machen könnte, weil aufgrund des Verkehrsaufkommens von Amazon nichts mehr gehen würde. Es wurde angeregt,  durch die Grünfläche vom Außenring zumindest eine weitere Zufahrt für Amazon zu schaffen.

Amazon werde kein Segen für Kempen sein, sondern vielmehr ein Fluch für die verkehrliche Situation, prognostizierte Giesen. Eine Aussage, der sich etliche Teilnehmer der Informationsveranstaltung anschlossen. Wobei einer der Anwesenden an den Traktorenverkehr durch die Absatzzentrale erinnerte, der immer wieder zu längeren Stauungen führt. In Zukunft sind noch 200 bis 700 Fahrzeuge mehr sowie Lastkraftwagenverkehr und Mitarbeiterströme von bis zu 300 Personen auf den Straßen rund um Kempen.

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