Hochwasser in Düsseldorf Düsseldorf räumt auf

Düsseldorf · Am Freitag hat sich die Düssel stark zurückgezogen – jetzt bleiben unzählige Aufräumarbeiten für Feuerwehr und Anwohner. Einige Betroffene in Vennhausen und im südlichen Gerresheim fühlen sich dabei allein gelassen.

 Anwohner Andreas Kotsiras pumpt an der Meistersiedlung der Gerresheimer Glashütte seinen Keller leer.

Anwohner Andreas Kotsiras pumpt an der Meistersiedlung der Gerresheimer Glashütte seinen Keller leer.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Düssel hat sich am Freitag weitestgehend in ihr Flussbett zurückgezogen. Einen Pegelstand von 1,10 Meter meldete die Feuerwehr am Morgen – am Donnerstag hatte der Fluss eine nie dagewesene Höhe von 3,01 Meter erreicht. „Die Düssel ist so sprunghaft gefallen, wie sie gestiegen ist“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Auch laut Stadtentwässerungsbetrieb und Umweltamt entspannt sich die Hochwasserlage allmählich. Zurück bleiben nasse Keller und unzählige Aufräumarbeiten sowie Reparaturen für Stadtentwässerungsbetrieb, Feuerwehr und Anwohner.

Auf den Straßen im südlichen Gerresheim und in Vennhausen etwa reichen aus beinahe jedem Keller Schläuche, die das Wasser aus dem Gebäude in die Kanalisation leiten. Die Anwohner haben aufgeweichte Möbel und ihr zerstörtes Hab und Gut auf die Straßen geräumt. In der alten Meistersiedlung der Glashütte am südlichsten Zipfel von Gerresheim hatte sich in der Nacht zu Donnerstag die Düssel wie ein reißender Strom ihren Weg durch die Straßen gebahnt, alle Keller waren vollgelaufen. Während an der ebenfalls stark betroffenen Ostparksiedlung Sandsäcke gestapelt wurden, seien die Anwohner hier auf sich gestellt gewesen, sagt Hildegard Düsing-Krems. „Uns hat hier keiner geholfen.“ Die Nachbarschaft fühle sich abgehängt und uninformiert. Hätten die Bewohner des Viertels früher gewusst, dass sie ebenfalls stark betroffen sein könnten, hätten sie rechtzeitig Gegenstände aus den Kellern retten können, sagt Waltraud Loose. Stattdessen sei sie nachts vom Rauschen des Wassers im Keller wach geworden – da war es schon zu spät.

In Vennhausen hat das Hochwasser wohl auch ein Todesopfer gefordert. Am Donnerstagabend fanden Einsatzkräfte einen 57 Jahre alten Mann in seiner Souterrain-Wohnung tot auf. Die Todesursache werde zwar noch untersucht, die Einsatzkräfte gehen aber davon aus, dass der Mann in seiner Wohnung ertrank. Der gesamte Straßenzug habe unter Wasser gestanden, sagt Feuerwehrsprecher Stefan Gobbin, 40 Keller waren betroffen. Fünf Stunden habe es gebraucht, um das Wasser abzupumpen. Auch die Kellerwohnung des 57-Jährigen war nahezu vollgelaufen, so Gobbin. „Wir konnten leider nur noch den Leichnam bergen.“

Rund 1700 Einsätze zählte die Feuerwehr bis zum Freitagmorgen, etwa 300 standen da noch aus. „Damit haben wir ungefähr das Niveau des Unwetters Ela erreicht“, sagt Stefan Gobbin. Bei dieser Vielzahl an Notrufen habe die Feuerwehr priorisieren müssen. Die höchste Dringlichkeit haben Einsätze, bei denen Leben gefährdet sind, aber auch große Vermögenswerte müssen geschützt werden. So haben die Feuerwehrleute teure Kunstwerke aus einer Galerie in der Altstadt gerettet. „Ich kann gut verstehen, dass sich die Leute allein gelassen fühlen“, sagt Gobbin. Habe das Wasser jedoch einmal die Straßen und Häuser erreicht, gebe es kaum Möglichkeiten, es abzupumpen. Es bleibe nur, zu warten, bis der Pegel sinkt.

Mittlerweile kämen aber immer weniger neue Notrufe herein, so der Feuerwehrsprecher. Nun gelte es, die Überschwemmungen zu beseitigen. Das gestalte sich als recht schwierig, da der Boden extrem durchnässt sei.

Werkzeuge und Geräte sind
im Einzelhandel vergriffen

„Wenn wir Wasser abpumpen, kommt aus dem Boden direkt neues Wasser nach“, erklärt Gobbin. In der Meistersiedlung helfen sich die Anwohner selbst: Stromgeneratoren, Pumpen und Trocknungsgeräte haben sich die Betroffenen über Bekannte besorgt, da sie im Einzelhandel vergriffen sind. Auch in der Ostparksiedlung ist das so. Dort hat sich die Lage am Freitag ein wenig beruhigt, jetzt wird abgepumpt.

Der abgestellte Strom und fehlendes warmes Wasser sorgen ebenfalls für Ärger. Manche wünschen sich mehr Hilfe seitens der Stadt, wie in zahlreichen Beiträgen in sozialen Netzwerken deutlich wird. Vom Stromnetz genommen wurden vor allem Gebäude in der Ostparksiedlung. Insgesamt handelt es sich laut der Netzgesellschaft um 350 Hausanschlüsse. Hinzu kämen weitere einzelne Straßenzüge in Gerresheim und Vennhausen entlang der südlichen Düssel. Das Problem laut Sprecherin Yvonne Hofer: „Solange das Hochwasser besteht, ist eine Zuschaltung des Stroms nicht möglich. Die Lage beobachten wir fortwährend in enger Abstimmung mit dem Krisenstab der Stadt.“ Auch die Anwohnerschaft wird um Mithilfe gebeten (Tel. 0211/821 2626). So muss die Netzgesellschaft die Informationen zusammentragen, welche Keller wieder trocken sind. Erst wenn das für alle zusammen versorgten Häuser in einem Gebiet der Fall ist, kann der Strom wieder fließen.

In Vennhausen werden derweil Rufe nach einem verbesserten Hochwasserschutz laut. So fordert die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung 8, dass der Schutz am Düssel-Spaltwerk direkt hinter der Meistersiedlung überprüft wird. Ein Deich zwischen Spaltwerk und Bahntrasse wäre denkbar. Zudem solle die Renaturierung der Düssel beschleunigt werden – so schaffe man Überschwemmungsflächen, auf denen das Wasser versickern kann.

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