Energieversorgung Grünes Licht für Amprion-Trasse: Stadt will erneut klagen

Bezirksregierung sieht keine „nachhaltigen Risiken“ durch Bau der Hochspannungsleitung im Krefelder Westen.

 Ein errichteter Strommast steht bereits im Bereich Tackheide. Nun hat die die Bezirksregierung entschieden, dass weitergebaut werden kann.

Ein errichteter Strommast steht bereits im Bereich Tackheide. Nun hat die die Bezirksregierung entschieden, dass weitergebaut werden kann.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Stromtrasse zwischen Fellerhöfe und St. Tönis darf bald weitergebaut werden. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat jetzt den so genannten Ergänzungsbeschluss zum Neubau der Freileitung mit 380 Kilovolt auf einer rund sieben Kilometer langen Strecke im Krefelder Westen erlassen.

Netzbetreiber Amprion musste die Bauarbeiten vor sechs Jahren einstellen, nachdem die Stadt Krefeld den Planfeststellungsbeschluss erfolgreich beklagt hatte. Laut Bezirksregierung war damals keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt worden. Diese sei vom Betreiber nachgeholt und ein neues Anhörungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt worden.

Die Bezirksregierung hat nach eigener Angabe in der UVP „keine wesentlichen abwägungsrelevanten Belange“ ermittelt. Die Ergebnisse bestätigten vielmehr den bisherigen Abwägungsvorgang und den vor sieben Jahren getroffenen Planfeststellungsbeschluss.

Wie es heißt, ist die beantragte Leitung aus umweltfachlicher Sicht „vorzugswürdig“ – zumal gegenüber einer Erdverkabelung. Wörtlich heißt es: „Die Errichtung und der Betrieb der Leitung innerhalb der ursprünglich beantragten Trasse sind – sowohl aus Sicht vor Baubeginn als auch aus heutiger Sicht – mit keinen nachhaltigen Risiken für die Schutzgüter verbunden.“

Unter anderem geht es um die elektrische Feldstärke und magnetische Felder – und damit um Auswirkung auf die menschliche Gesundheit. In einem ergänzenden Verfahren sei laut den Experten der Bezirksregierung nachgewiesen worden, dass die Grenzwerte der 26. Bundesimmissions-Schutzverordnung auf der gesamten Leitung „sicher eingehalten“ würden..

Jürgen Gisbertz-Kruse, der in einer Entfernung von 30 bis 40 Metern von der geplanten Hochspannungsleitung im Benrader Feld wohnt, hat Zweifel an dieser Untersuchung. „Wie kann man das prüfen, obwohl die Leitung noch gar nicht in Betrieb ist.“ Zu verstehen sei auch nicht, dass eine in der Untersuchung erwähnte Wasserleitung im Boden Gefahr laufen könne, zu rosten, aber eine Gefahr für Leib und Leben kategorisch ausgeschlossen werde. Und der Gipfel sei, dass eine Buche am alten Wasserwerk Gladbach Straße als Argument herangeführt werde, dass die Leitung dort nicht in weiterer Entfernung von den Häusern entlang geführt werden könne. „Die Buche steht schon lange nicht mehr“, sagt Gisbertz-Kruse. Doch der Anwohner fürchte nicht nur um seine Gesundheit, sondern auch um den Wertverlust seines Eigentums.

Auch die Verwaltung steht der geplanten Hochspannungsleitung weiter skeptisch gegenüber: „Wir sehen die Interessen der Stadt Krefeld nicht gebührend berücksichtigt und bereiten eine weitere Klage vor“, erklärt der Beigeordnete Thomas Visser. Das sei auch vom Rat gedeckt, der der Stadt schon vor der ersten Klage einen „Dauerauftrag“ erteilt habe, „alle Rechtsmittel einzulegen“.

Der Beschluss wird bis zum 23. September ausgelegt (siehe Kasten). Insgesamt werden 17 alte Masten entfernt und 23 neu errichtet. Die meisten von ihnen stehen aber bereits. Lediglich drei müssten noch fertiggestellt werden. Allerdings fehlt noch die „Beseilung“.

Damit soll die Spannung von 220-Kilovolt auf 380-Kilovolt umgestellt werden. So könne die 380-Kilovolt-Verbindung bis in den Bereich der Umspannanlage St. Tönis fortgesetzt werden. Die neuen Masten sollen eine Höhe von 70 Metern haben.

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